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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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sie sich einander kurz vor, bevor Femke sie auf die Straßen der Stadt führte.
    »Wir können uns unterwegs ausführlich vorstellen«, sagte sie mit einiger Autorität. »Wir haben noch genügend Zeit, uns kennenzulernen, bevor wir in Mantor ankommen.«
    Nach zwei Wochen musste Femke mit einer Grimasse an diese Worte denken. Die Spionin hatte sich auf einem Pferd noch nie wohl gefühlt. Sie konnte zwar passabel reiten, aber es hatte ihr nie Spaß gemacht und sie ritt auch nicht oft. Fünf Tagesreisen von Shandrim entfernt war ihr Hintern so wund gerieben, dass der Rest der Reise für sie zur Qual wurde, was durch ihre vier Begleiter nur noch schlimmer wurde.
    Die beiden Soldaten, Sidis und Reynik, waren kühl und professionell. Sidis hatte den Rang eines Kolonnenführers, während Reynik einfacher Legionär war. Schnell hatte Femke den Eindruck, als versuche Reynik, unter seiner harten Schale eine angenehme Persönlichkeit zu verstecken, bemühte sich jedoch, vor Sidis nur den professionellen Soldaten hervorzukehren. Der ältere Soldat war kalt wie ein Fisch und hatte nichts für Zivilisten übrig. Sidis passte diese Mission offensichtlich gar nicht. Für ihn war es eine Aufgabe für einen Babysitter, unangemessen für einen Soldaten von seiner Erfahrung und seinem Rang. Nach kurzer Zeit schon wünschte sich Femke, sie könnte seinem offensichtlichen Wunsch, wieder bei seiner Legion zu sein, entsprechen.
    Und als ob die Distanziertheit der beiden Soldaten nicht schon schlimm genug wäre, musste sie sich auch noch mit den beiden exzentrischen Dienern Kalheen und Phagen abfinden. Der Diener, der im letzten Moment zu ihnen gekommen war, Phagen, war so still, dass man ihn hätte für stumm halten können. Femke gab schließlich alle Versuche auf, den jungen Mann in ein Gespräch verwickeln zu wollen. Sie bekam doch nur ein- oder zweisilbige Antworten. Er schien zwar fähig und intelligent, war jedoch so introvertiert, dass all ihre Versuche, mit ihm zu reden, misslangen.
    Das einzige Mal, dass Phagen während der Reise aus sich herausging, war, als er erkannte, dass Femke stark unter den wund geriebenen Stellen litt, die ihr der Sattel zugefügt hatte. Am Abend des fünften Tages kam er im Lager diskret auf sie zu und gab ihr eine Salbe für ihren schmerzenden Po. Die betäubende Wirkung der kühlen Salbe brachte ihr solche Erleichterung, dass ihr Tränen der Dankbarkeit in die Augen stiegen. Danach war Femke eher dazu bereit, seine zurückhaltende Natur zu respektieren.
    Kalheen war das glatte Gegenteil von Phagen. Er hatte immer etwas zu sagen. Es war genauso unmöglich, seine unerschöpflichen Monologe und Erzählungen zu unterbrechen, wie Phagen dazu zu bringen, mehr als nur »Ja, Mylady« oder »Nein, Mylady« zu sagen. Anfangs war das in Ordnung. Einige Geschichten von Kalheen waren amüsant – offensichtlich stark übertrieben, aber sie verkürzten die Zeit auf der langen Reise. Seine tiefe Stimme war ausdrucksvoll und sein Erzähltempo und der Aufbau seiner Geschichten zeugten von Qualitäten, die so manch einem Barden fehlten. Doch jede Geschichte endete in einer neuen und die wiederum in einer weiteren wie in einem endlosen Schwall. Nach einem Tag bereits wurde es ermüdend.
    War Phagen so dürr wie eine Zaunlatte, so neigte Kalheen zur Fettleibigkeit. Beim Aufschlagen des Lagers schien er immer die am wenigsten anstrengenden Aufgaben zu übernehmen. Das war kein Problem, da die drei anderen Männer und Femke selbst fit waren und gerne arbeiteten, doch nach ein paar Tagen begann es Femke zu ärgern, dass er sich, wo immer er konnte, vor körperlicher Arbeit drückte.
    Zwei Tagesreisen hinter Shandrim hätte Femke jeden einzelnen ihrer Begleiter gerne aus dem einen oder anderen Grund erwürgt. Wären sie nicht wichtig gewesen, um ihre Fassade als Botschafterin aufrechtzuerhalten, hätte sie sie alle zurückgeschickt. Doch ihre Gesellschaft war für sie ausgesucht worden, und es war keine Zeit, sie auszutauschen, also biss Femke die Zähne zusammen und ertrug ihre Marotten.
    »Shand sei Dank!«, seufzte sie, als sie über den Bergkamm nördlich von Mantor kamen und die Stadt vor sich liegen sahen. »Wartet einen Moment«, befahl sie und unterbrach Kalheens letzte Geschichte mit voller Absicht mitten im Wort. »Lasst uns noch einmal unseren Plan durchgehen, bevor wir in die Stadt reiten.«
    Sie parierten ihre Pferde und sahen sie an. Sidis blickte gelangweilt drein, Kalheen schien gereizt, weil er bei einer

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