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Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Die Gilde von Shandar: Die Spionin

Titel: Die Gilde von Shandar: Die Spionin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Robson
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zu lassen. Die Kleider sollten dadurch frischer riechen, aber Femke bezweifelte, ob sich dieser Brauch jemals beim Adel durchsetzen würde. Da Kleider die Feuchtigkeit wieder anzogen, wenn es dunkel wurde, war anzunehmen, dass man sie vor Einbruch der Nacht hereinholen würde. Wenn die Wäsche also noch draußen auf der Leine hing, war höchstwahrscheinlich niemand zu Hause.
    Femke wusste zwar, dass das nicht immer der Fall war, aber es trug dazu bei, sich ein Bild davon zu machen, ob jemand im Haus war und wie lange es wohl dauern würde, bis die Bewohner zurückkehrten. Es machte kaum Sinn, in ein leeres Haus einzubrechen, dessen Bewohner jeden Moment zurückkommen würden. Was Femke brauchte, war ein bisschen Luft zum Atmen und die Gelegenheit, sich zu sammeln.
    Nach kurzer Zeit hatte sie ein mögliches Objekt ausgemacht. In noch kürzerer Zeit war sie eingebrochen. Drinnen entschloss sie sich, das Risiko einzugehen, eine kleine Lampe anzuzünden. Alle Läden waren geschlossen, und es stand nicht zu befürchten, dass jemandem, der auf der Straße vorbeiging, ein ruhiges Licht auffallen würde. Sie musste nur vermeiden, ihr Licht zu bewegen, denn das wäre verdächtig. Es kam darauf an, so zu tun, als hätte der Bewohner in einem Raum des Hauses etwas zu tun, oder als habe man absichtlich ein Licht angelassen, um Einbrecher abzuschrecken.
    Femke beschloss, die Lampe in die Küche zu stellen. Sie wollte sich waschen, aber auch ihre Sachen auf dem Küchentisch ausbreiten und ihr Äußeres in Ruhe so verändern, dass sie sich in Mantor bewegen konnte, ohne fürchten zu müssen, erkannt zu werden.
    Mithilfe des Lichts fand sie schnell das Wasserfass vor der Hintertür und einen kleinen Kinderspiegel, der für ihre Zwecke ausreichte. Mit einem Stück Tuch, das sie in der Küche entdeckte, und einer Schüssel mit Wasser wusch sich Femke die Haare und reinigte ihr Gesicht. Zuerst ließ sich das getrocknete Blut nur schwer entfernen und die Kopfwunde begann trotz aller Vorsicht wieder zu bluten. Mit zusammengebissenen Zähnen trug Femke etwas Tafelsalz auf, damit sie sich schneller schloss. Als das Salz in die Wunde eintrat, durchzuckte sie sofort heftiger Schmerz, doch der ließ schnell nach und ebbte innerhalb von Minuten zu einem dumpfen Pochen ab.
    Danach behandelte sie das Bein, so gut sie konnte. Ein Biss von einem Tier barg immer die Gefahr einer Infektion, daher wollte sie sichergehen. In den meisten Haushalten von Shandar gab es einen Krug mit flüssigem Brimmelwurz, der für seine desinfizierenden Eigenschaften bekannt war. Falls der Besitzer dieses Hauses so etwas besaß, fand Femke es bei der Suche in den Küchenschränken jedenfalls nicht, daher musste sie sich darauf beschränken, die lange Risswunde so gründlich wie möglich mit kaltem Wasser zu reinigen.
    Als die junge Spionin ihre Wunden notdürftig versorgt hatte und einen Verband befestigte, den sie aus einem Streifen ihres Kleides gemacht hatte, legte sich plötzlich eine Hand fest über ihren Mund, und sie spürte das verräterische Pieken einer Messerspitze an ihrem Hals.
    »Hallo, Femke! Dass man dich ausgerechnet hier trifft! Wag es ja nicht zu schreien, sonst schneide ich dir die Stimme aus der Kehle!«
    Es war unverkennbar Shalidar. Die flüsternde Stimme des Auftragsmörders ließ Femkes Herz erschrocken einen Sprung machen und dann in kalter, lähmender Furcht erstarren. Obwohl sie müde war nach den Schrecken des vergangenen Tages, ging Femke im Geist blitzschnell alle möglichen Maßnahmen durch, denn sie erkannte, dass sie innerhalb weniger Sekunden tot oder zumindest fast tot sein konnte, wenn sie nicht etwas Spektakuläres unternahm. Die Messerspitze an ihrem Hals bewegte sich keinen Millimeter, als Shalidar seine Hand von ihrem Mund zog, damit sie sprechen konnte.
    »Hallo, Shalidar. Hat dir der Abendspaziergang durch Mantor gefallen? Du hättest dich früher zu mir gesellen sollen, dann hätten wir uns die Sehenswürdigkeiten zusammen ansehen können.«
    Es war unmöglich, alle Anspannung aus ihrer Stimme zu verbannen, aber Femke stellte erfreut fest, dass sie selbst in ihren eigenen Ohren ruhig und sicher klang. Wenn sie sich eine Weile mit ihm unterhalten konnte, dann bestand vielleicht die Chance, dass seine Aufmerksamkeit nachließ und er einen Fehler machte.
    »Oh ja, aber dann hätte man gesehen, wie ich mit einer Mörderin konspiriere. Ich wollte meinen Ruf nicht damit beflecken, mit solch einer gefährlichen Kriminellen in

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