Die Gilde von Shandar: Die Spionin
werden uns sicher dabei unterstützen.«
»Habt Ihr etwas dagegen, wenn ich mitmache?«
Nachdem er mehrere Richtungen ausprobiert hatte, war Reynik schließlich auf das abgeschlossene Waffenübungsgelände hinter dem Palast gestoßen. Es war nicht leicht gewesen, sich in dem Gewirr von Gängen zurechtzufinden, aber nun, da er wusste, wo es war, beschloss er, bei seinem nächsten Besuch lieber außen herum zu gehen als durch das Gebäude.
Mehrere königliche Wachen übten sich im Schwertkampf. Sie wirkten alle wie erfahrene Kämpfer. Als sie Reyniks höfliche Bitte vernahmen, hielten die ihm am nächsten stehenden beiden Kämpfer inne und salutierten voreinander. Dann sahen sie den jungen Soldaten misstrauisch an.
»Shandasier?«, erkundigte sich einer der beiden.
»Stimmt. Ich bin mit der Botschafterin zu einem diplomatischen Besuch hier. Meine Reisegefährten sind jedoch von Übungskämpfen nicht sehr begeistert und ich würde gerne ein bisschen trainieren. Hättet Ihr etwas dagegen, wenn ich mitmache?«
»Nicht im Geringsten«, meinte der größere der beiden mit einem bösartigen Grinsen. »Ich hatte keine Gelegenheit, mit einem Eurer Landsleute bei Kortag die Klinge zu kreuzen, daher wird es mir ein Vergnügen sein zu sehen, ob ihr Legionäre so gut seid, wie die Gerüchteküche sagt. Ich denke, Schwerter sind in Ordnung, oder bevorzugt Ihr eine andere Waffe?«
Einen Moment lang dachte Reynik an seine letzten Erfolge mit dem Stab zurück, doch er verwarf diesen Gedanken wieder. »Das ist mir egal«, sagte er. »Mir geht es nur um das Training, gleich mit welcher Waffe.«
Der königliche Gardist sah ihn scharf an, um festzustellen, ob der junge shandesische Soldat nur angeben wollte oder ob er tatsächlich mit allen Waffen umgehen konnte. Er wirkte zu jung, um mit mehr als einer auf höherem Niveau kämpfen zu können, aber er hatte etwas an sich, das einen seine Jugend vergessen ließ.
»Kann ich mir von Euch ein Schwert leihen, mit dem ich üben kann? Ich musste meine Waffen bei der Ankunft im Palast abgeben und habe sie noch nicht zurückerhalten.«
»Hier, nimm meines«, bot ihm der kleinere der Gardisten an und reichte ihm seine Waffe.
»Danke.« Reynik nahm sich ein paar Augenblicke Zeit, um die Klinge prüfend zu schwingen und sich an das Gewicht und das ungewohnte Gefühl zu gewöhnen. Es war anders als sein eigenes, aber Reynik hatte schon mit genügend Schwertern gekämpft, dass es für eine Übungsstunde keinen großen Unterschied machte. Er hob das Schwert in shandesischem Stil zum Gruß und nahm Verteidigungshaltung ein.
»Einfach so? Ohne dich aufzuwärmen? Bist du sicher, dass du bereit bist?«, fragte sein Gegner stirnrunzelnd.
»Ich werde im Lauf des Kampfes schon warm werden«, gab Reynik grinsend zurück.
Der königliche Gardist zuckte mit den Schultern, grüßte kurz und nahm eine ähnliche Haltung ein wie Reynik. Ohne weitere Vorwarnung griff der Thrandorianer an. Seine Klinge stieß mit heftiger Wucht gegen Reyniks Körper vor. Reynik wehrte sie leicht ab und ignorierte, dass sich sofort eine Gelegenheit zur Gegenattacke bot. Wieder schwang der Thrandorianer das Schwert, und Reynik blockte es ein zweites Mal ab, leicht erstaunt über die Heftigkeit der Schläge. Der Klang von Metall auf Metall war viel lauter als bei den übrigen Kampfpaaren auf dem Übungsgelände. Das heftige Aufeinanderprallen der Schwerter lenkte die Aufmerksamkeit der anderen auf das Paar. Viele hielten inne, um zuzusehen.
Der Gardist ging mit einer schnellen Folge von Schlägen vor, die alle stärker ausfielen als bei Übungskämpfen üblich. Jeder Schlag hätte, wenn er getroffen hätte, schwere Verletzungen oder den Tod zur Folge haben können. Einen Augenblick lang fragte sich Reynik, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war herzukommen.
Es war von Anfang an klar, dass der Gardist es darauf anlegte, ihn zu beeindrucken, doch Reynik zeigte sich der Herausforderung gewachsen. Er blockte und parierte die Hiebe mit unverkennbarer Anmut.
Der Gardist sprang vor, und Reynik lenkte die Klinge ab, sodass sie harmlos zur Seite abglitt, was den Umstehenden einen leisen Ausruf entlockte. Der Thrandorianer war schnell, aber nicht so schnell, dass er Reynik in Bedrängnis gebracht hätte. Allerdings wünschte der sich, er wäre nicht so sorglos gewesen wegen des fehlenden Aufwärmtrainings.
Er hatte genügend Gelegenheiten zu einem Gegenangriff, doch Reynik nutzte sie nicht, sondern konzentrierte sich
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