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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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nicht sofort fehl am Platze, auch wenn sie einen deutlichen Kontrast zu Halaravilli und Bashanorandi bildete.
    Die beiden Prinzen schienen von ihrem Volk entzückt und brauchten die Aufmerksamkeit, die ihnen von Jung und Alt gleichermaßen zuteil wurde.
    Rani hatte Einwände gegen diesen Ausflug erhoben, aber die Privatlehrer hielten es für eine ausgezeichnete Gelegenheit für die Prinzen, ihrem Volk zu begegnen und ein wenig das wahre Leben in ihrer Stadt kennen zu lernen. Rani konnte nur an die Katastrophe denken, falls sie Narda begegnen sollte, der Eierverkäuferin, die ihre Herrin gewesen war. Was das betraf, gab es auch noch ein halbes Dutzend andere Händler, die sie beim Namen kannten, und die ihr das Leben furchtbar erschweren könnten, wenn sie ihre neue Verkleidung entdeckten.
    Als Rani zunächst von dem Ausflug erfuhr, hatte sie geplant, die Statue des Verteidigers am Rande des Marktplatzes aufzusuchen und unter dem ausgestreckten, gebieterischen Marmorarm der Statue auf Knien die obligatorische Huldigung zu vollziehen. Die Privatlehrer wollten jedoch nichts von diesem Entschluss wissen. Welchen Rang auch immer Rani bei der Anbetung der Tausend Götter innehaben mochte, so war sie doch immer noch in erster Linie dem König verpflichtet. Ihre Rolle für das gesamte Jahr bestand darin, genau wie ein Mitglied der königlichen Familie zu leben. Sie musste den Privatlehrern gehorchen, den Zuchtmeistern, die den Jungen gerade zeigten, wie die Waagschalen in der Mitte des Marktplatzes funktionierten und wie der Händlerrat zusammentrat, um rasche, harte Gerechtigkeit auszuüben.
    Noch während sich Rani Sorgen darüber machte, vielleicht entdeckt zu werden, erkannte sie, dass dieser Ausflug eine perfekte Gelegenheit war, um Bashi zu beobachten, um der Anklagenliste, die sie gegen ihn führte, weitere Beweise hinzuzufügen. Sie hoffte, beweisen zu können, dass er gegen seinen Vater intrigierte, dass er plante, die Krone vorzeitig zu übernehmen. Ranis Puls beschleunigte sich, als Bashi auf Veranlassung eines Privatlehrers den Wiegemeister befragte.
    »Wie, guter Mann, stellt Ihr also sicher, dass die Schalen ausgewogen sind?«
    »Euer Hoheit.« Der Händler verbeugte sich, zog an seiner Stirnlocke und scharrte in seinem Eifer zu gefallen praktisch mit den Füßen.
    »Wenn Ihr Euch diesen Mechanismus hier anseht…« Der Mann brach ab, während er auf ein kompliziertes System von Vorrichtungen deutete. »Mit diesen und einer Schachtel voller Bronzegewichte, die natürlich mit dem königlichen Siegel gekennzeichnet sind, das sie als geeicht ausweist, kann ich die Schalen prüfen.« Er veranschaulichte sein Gewerbe mit einem Laib Brot.
    Während der jüngere der Prinzen nickte und den Blick bereits abschweifen lassen wollte, trat Prinz Hal näher an den Tisch heran. »Mit dem königlichen Siegel gekennzeichnet? Mit der königlichen Kennzeichnung versiegelt?« Hal deutete auf die über dem Tisch flatternde, königliche Flagge, ein Symbol für den gesamten Markt, dass die Gerechtigkeit und Ordnung König Shanoranvillis herrschten.
    »Äh… ja, Euer Hoheit.« Der Händler fühlte sich bei Hals Singsang-Sprache eindeutig unwohl, und sein Blick zuckte nervös zwischen der Schachtel mit den Gewichten, der Waagschale und dem Laib Brot hin und her.
    Bashi seufzte, als sein Bruder noch näher an den Wiegemechanismus herantrat. »Komm schon, Hal. Gehen wir zu den Ständen zurück. Ich habe Durst, und diese Kümmelkuchen sehen gut aus.«
    »Die Kennzeichnung schwindet.« Hal ignorierte seinen Bruder und griff nach einem der Bronzegewichte. Der Händler riss es dem Prinzen augenblicklich aus den schmalen Fingern und unterdrückte nur mühsam einen Fluch, und plötzlich senkte sich Stille über die Menschenmenge. »Die Kennzeichnung schwindet«, wiederholte Hal, und der Händler ließ ein nervöses Lachen tief aus seinem Bauch aufsteigen.
    »Euer Hoheit, diese Gewichte sind empfindlich. Ihr dürft sie nicht mit den Fingern berühren. Eure Finger werden Male hinterlassen, und dann wird sich Staub darauf niederlassen… Ihr würdet das Gewicht verändern.«
    »Das Gewicht verändern, zur Veränderung gewichten, auf Veränderung warten, Veränderung gewichten«, sang Hal leise, die Aufmerksamkeit der Menge ignorierend. Rani war der einzige Mensch, der sich davon losreißen konnte, den Prinzen ehrfürchtig fasziniert anzustarren. Sie ignorierte sein beständiges Geplapper und beobachtete stattdessen den Händler. Da war etwas an

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