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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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seinem nervösen Blick, an seinem zusammengepressten Kiefer, während Hal weiterhin seine unsinnigen Worte murmelte. Der Wiegemeister hatte tatsächlich etwas zu verbergen.
    »Komm schon, Hal«, seufzte Bashi. »Kannst du die Würstchen nicht riechen? Lass uns hinübergehen.«
    Während Bashi sie über den Marktplatz zu drängen versuchte, schoss Hals Hand vor und ergriff die Metallgewichte, bevor der Händler sie in Sicherheit bringen konnte. Hal drehte sie um, während die Menge näher heranwogte.
    Die glatten Bronzegewichte wirkten auf den ersten Blick unauffällig. Bashi betrachtete sie und verdrehte dann angewidert seufzend die Augen. »So! Bist du jetzt zufrieden, Hal?«
    Der ältere Prinz ignorierte seinen ruhelosen Bruder jedoch. Er zog einen kurzen Dolch aus seinen geschmeidigen Stiefeln und stach in den Boden der Metallkennzeichnung. Es dauerte einen Moment, bis sie angehoben war, aber dann fiel ein Wachspfropfen auf den Wiegetisch, schimmerte im Nachmittagslicht. Und Metallfarbflecke glitzerten auf dem Tisch.
    Prinz Hal schaute auf und sah seinen Bruder unverwandt an. »Mein Name ist Halaravilli«, erklärte er. »Ich bin ein Prinz des Hauses Jair, und du wirst mir den Respekt erweisen, den ich verdiene.« Bashi wurde puterrot und konnte seinen Zorn und seine Verlegenheit nur mühsam unterdrücken. Hal wartete jedoch nicht, bis sein Bruder antwortete, sondern wandte sich mit stählernem Blick dem Händler zu. »Und Ihr seid ein Dieb.«
    »Euer Hoheit…« Der Mann sank auf die Knie, sein Gesicht erbleichte. Er rang flehend die Hände und sah sich panisch um, während die Stimmung der Menge in Zorn umschlug. »Ich bitte Euch, Euer Hoheit…«
    »Was? Fleht Ihr um Erbarmen? Hattet Ihr Erbarmen mit den armen Menschen, die zu Euch kamen, um ihre Käufe ehrlich prüfen zu lassen?«
    Die Händler drängten näher heran, und Rani spürte ihren Zorn wie eine greifbare Flamme. Sie hatten diesem Mann eine Machtposition eingeräumt. Sie hatten ihm die Fähigkeit zugestanden, Recht und Unrecht zu definieren, auf dem Marktplatz Gut und Böse zu ermessen. Ranis Puls raste bei dem Gedanken, dass ihre Geburtskaste so betrogen worden sein sollte, und sie schluckte den Drang buchstäblich hinunter, den Verbrecher anzuspucken. Der schuldbewusste Mann griff nach dem Saum von Hals Umhang. »Gnade, Euer Hoheit…«
    Hals Blick zuckte zur königlichen Gesellschaft zurück, die in Samt und Seide gekleidet auf dem Marktplatz zusammenstand. »Prinz Bashanorandi!« Der Gebrauch des vollen Namens seines Bruders sprach Bände über angemessenen Respekt und Titel. Bashi trat vor und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Wie lautet die Strafe für einen Händler, der beim Falschwiegen von Waren ertappt wurde?«
    Bashi schluckte hart und schaute zu seinen Privatlehrern.
    Er hatte sich die Strafmaße eindeutig nicht eingeprägt. Bevor der Prinz sein Unwissen eingestehen konnte, ertappte Rani sich dabei, die Antwort zu flüstern. »Ein Daumen für den ersten Verstoß.«
    Bashi musste nahe genug gestanden haben, um ihre gemurmelten Worte zu hören, oder aber er hatte es von der Menge aufgeschnappt. »Ein Daumen für den ersten Verstoß«, plapperte er nach. »Ein Daumen für das falsche Gewicht, das er auf die Waage gelegt hat.«
    »Sehr gut.« Hal nickte, obwohl er den Blick seiner grauen Augen auf Rani richtete, während er das knappe Lob äußerte. Der Kronprinz nickte seinem Wächter zu. »Führt das Urteil aus.«
    »Jetzt?«, keuchte Bashi, während der Wiegemeister aufschrie und die Menge näher herandrängte.
    »Jetzt.« Hals Augen verengten sich, während die Soldaten den Händler packten, ihn über den Wiegetisch zwangen und mit ihm rangen, damit er den Daumen seiner fahlen Hand auf das verwitterte Holz legte.
    »Bitte, Euer Hoheit!« Der Mann stammelte, schlug mit den Armen um sich und konnte sich fast befreien. »Ich bitte Euch, mich vor den Händlerrat zu bringen.« Auf das gefährliche Toben der versammelten Händler hin, änderte er seine Bitte ab. »Oder bringt mich zum Hof, lasst den König Gerechtigkeit üben.«
    Hal richtete seinen scharfsinnigen Blick auf den Marktplatz und hob in majestätischer Nachahmung der Statue, die auf der entgegengesetzten Seite des Marktes stand, eine Hand. Die Geste war königlich, und auch die aufgebrachtesten Menschen auf dem Marktplatz versanken in Schweigen. »Ich bin die Gerechtigkeit des Königs, Mann. Meine Entscheidung ist unanfechtbar.« Hal wartete eine lange Minute, während

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