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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Auftrags bis zum Initiationstag verzögert habt. Wir haben die Glasscheibe gefunden, die an der Stelle fehlte, wo der Pfeil hindurchgeflogen ist. Selbst wenn wie durch ein Wunder der Tausend Götter kein Glasmaler die Person war, die den Pfeil abschoss, trägt eure Bruderschaft doch die volle Verantwortung dafür. Ihr habt dem Mörder Zugang gewährt. Ihr habt Seine Hoheit, Prinz Tuvashanoran, aus seiner geweihten Meditation in den Tod gerufen.«
    Es war eine Warnung!, wollte Rani aufschreien. Ich habe versucht, das Leben des Prinzen zu retten! Aber sie schwieg. Das Volk hatte Tuvashanoran geliebt. Ganz Morenia würde auf Rache sinnen. Niemand würde jemals an die Unschuld des vom Pech verfolgten Glasmalerlehrlings glauben. Der Wächter verkündete ferner: »Bevor meine Soldaten dieses Haus verlassen, werden sie jeden Einzelnen von euch befragen. Gildemeisterin Salina hat bereits geleugnet, etwas über den Glasmaler zu wissen, der auf dem Gerüst stand, und sie hat die Strafe für ihr Unwissen erhalten.«
    Der Soldat griff hinter sich und zog Salina hoch. Während er die Frau nach vorne zerrte, riss er ihren rechten Arm mit einer Kraft hoch, dass er ihr die Schulter ausgekugelt hätte, wenn sie auch nur den geringsten Widerstand geleistet hätte. Nun, als sie schwankend vor dem Wächter stand, wurde der Grund für ihre Verwirrtheit offensichtlich. Ein zerlumpter Verband löste sich und offenbarte eine karmesinrote Blume, die ihren Unterarm entlang aufblühte.
    »Shanoranvilli verlangt von jedem Glasmaler – Ausbilder, Gildemitglied und Lehrling gleichermaßen – den Schwur der Blutstreue.« Ranis Magen revoltierte, als ein Adjutant vortrat und die Symbole des Blutschwurs der Gilde dem König gegenüber offenbarte. Rani konnte in einer Hand einen karmesinrot verfärbten, goldenen Becher ausmachen. In der anderen Hand war ein Glasmesser zu sehen – schärfer als jede Metallklinge, wie Rani gehört hatte. Die Werkzeuge für den Schwur unterschieden sich bei den einzelnen Gilden, aber das Prinzip blieb dasselbe. Der König konnte aus einer Laune heraus von jedem seiner Untertanen Treue fordern und befehlen, ihre Treue mit einem Blutschwur zu beweisen. Und auch der erbittertste Gegner würde zugeben, dass die Entlarvung des Mörders von Prinz Tuvashanoran mehr als nur eine Laune sei.
    Der Hauptmann fuhr mit seiner Verkündigung fort, da er sich der vollkommenen Aufmerksamkeit der Glasmaler nun sicher war. »Jeder von euch wird befragt werden, jeden Morgen und jeden Abend, bis die Identität des Glasmalers auf dem Gerüst bekannt ist. Jeder von euch wird bei jeder Befragung aufgefordert werden, den Schwur der Blutstreue zu leisten.«
    Ungehaltenes Murmeln erklang in der Menge, und Rani umklammerte mit starren Fingern die Balustrade. Der Zorn über die Ungerechtigkeit des königlichen Befehls war im Raum spürbar, aber Rani wütete gegen Salina. Die Gildemeisterin hätte Morada benennen können. Die Gildemeisterin hätte ihre Leute vor dem Entsetzen und dem Schmerz retten können, welche die Soldaten nun gewiss bewirken würden. Auf der Galerie kauernd, versuchte Rani, sich zu erinnern, ob noch ein anderes Gildemitglied Morada benennen könnte, ob es auch nur einen einzigen Bruder oder eine Schwester gab, welche die anderen vor Shanoranvillis berechtigtem Zorn retten könnte. Nun dachte Rani zum ersten Mal daran, den Raum auch nach Morada selbst abzusuchen.
    Bevor Rani ihre Suche beenden konnte, fuhr der Offizier fort. »Wir wissen, dass der Glasmaler auf dem Gerüst nicht der einzige Missetäter war. Wir werden auch den Gildelehrling finden, das Balg, das geschrien hat, um den Prinz in Reichweite des Mörders zu bringen. Zumindest diesen Namen hat uns Gildemeisterin Salina genannt. Wir wissen, dass wir Ranita suchen, und wir wissen, dass sie nicht unter den hier versammelten Lehrlingen ist.«
    Ranis Zorn war physischer Natur. Die Gilde sollte ihre Familie sein. Sie sollte den Platz ihrer Familie einnehmen, der sie den Rücken gekehrt hatte, der Menschen, die sie den Launen des Marktes preisgegeben hatten. Noch während Rani die blutigen Verbände um Salinas Handgelenk anstarrte, noch während sie sich vorstellte, wie das Salz brennen würde, das in die blutige Linie des trügerischen Treueschwurs der Gildemeisterin eingerieben würde, traten ihr Tränen in die Augen.
    Man hatte sie im Stich gelassen, und das wegen eines Verbrechens, das sie vollkommen unwissentlich begangen hatte.
    Erneut erregte der Hauptmann der Wache

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