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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Gottes«, murmelte Rani und fragte sich, ob sie tatsächlich ihr Metallmesser benutzen müsste, das sich gerade unter ihren Fingern erwärmte. Ihre Blasphemie entlockte dem Mädchen ein unerwartetes Lachen.
    »Ach, du bist keine Unberührbare nich’, aber du hast rausgefunden, wie wir denken. Unberührbare, Götter, hier auf den Straßen trennen wir das nich. Was kannste mit uns teilen, Rai?«
    »Teilen? Ich habe nichts…« Rani erinnerte sich der Mohrrüben, die sie aus Cooks Garten ausgegraben hatte. »Ich habe Karotten aus dem Garten dabei.«
    »Garten! Wir Unberührbare ham keine Gärten, Mädchen. Bring mich nich’ dazu, dich ne Lügnerin zu nennen.«
    »Nicht mein Garten. Der Garten der Gl…« Ranis vorgetäuschte Verachtung schmolz dahin, als sie erkannte, dass sie nicht einmal den Namen ihres vorherigen Zuhauses aussprechen konnte. Diese Unberührbaren-Gören warteten vielleicht nur auf die Gelegenheit, die Wachen zu rufen. Jedermann wusste, dass man ihnen nicht trauen konnte, besonders nicht den Scharen heruntergekommener Kinder, die die Stadt unbeaufsichtigt durchstreiften, während ihre Eltern als Diener für die Adligen und Priester arbeiteten. Rani schluckte ihre Angst hinunter und formulierte ihre Erwiderung neu. »Der Garten an dem Steinhaufen, den Shanoranvillis Soldaten gerade zerstören. Ich habe mich durch die Mauer geschlichen, die sie gerade niederreißen, und habe mich bedient. Diese elenden Gildeleute werden keine Karotten mehr brauchen, wenn der König mit ihnen fertig ist.«
    Entweder war das Prahlen in Ranis Stimme überzeugend oder die Kinder empfanden Ehrfurcht vor ihrer Tapferkeit, Shanoranvillis Männern zu trotzen. Jedenfalls trat die Gruppe zurück, und sogar die Anführerin hielt inne, bevor sie eine Hand besitzergreifend auf die schmutzigen Wurzeln legte. »Bin schon selbst von den Leuten des Königs gejagt worden. Kann ‘ne Seele hungrig machen.« Kräftige Zähne zermalmten Karotten, und Rani holte pflichtgetreu auch für jedes der anderen Kinder Karotten hervor. Rabe schnappte sich zwei, so dass für Rani nur noch eine knorrige Wurzel übrig blieb. Ihr Verlust war jedoch rasch vergessen, als die Anführerin der Unberührbaren eine schmutzige Hand ausstreckte. »Heiße Mair.«
    Die anderen Kinder folgten dem Beispiel ihrer Anführerin, und Rani schüttelte eine schmutzige Pfote nach der anderen. Sie konnte kaum dem Drang widerstehen, ihre Hand nach jeder Berührung mit dem Schmutz an ihrem Oberschenkel abzuwischen, besonders als sie Rabes Augen herausfordernd funkeln sah, während er ihre Finger fest drückte.
    »Also, Rai«, fuhr Mair fort, »du hast nich’ so gesprochen, als kämste aus der Stadt, zumindest nich’ von den Unberührbaren. Sollteste drauf achten, weißte? Wenn die Wachen dich hören, täten sie dir Fragen stellen. Sie sind ein wenig verrückt, seit Seine Lordschaft diesen Pfeil ins Auge kriegte.«
    »Möge die Seele des Prinzen in Frieden ruhen«, murmelte Rani und verfiel damit in die Umgangsformen, die ihre Mutter ihr eingebläut hatte. Die Frömmigkeit bewirkte nur einen neuerlichen, abschätzenden Blick von den Kindern der Unberührbaren.
    »Vielleicht biste ein Pilgerkind, in den Straßen der Stadt vergessen?«
    »Nein, ich…«
    »Ein Pilger kind würde unsere Art wohl nich’ kennen, und es könnte die falschen Dinge zur falschen Zeit sagen und beobachtet werden. Von den Wachen. Oder von annern auf der Straße.«
    Bevor Rani antworten konnte, hallte vom entgegengesetzten Ende der Gasse das Klappern von Stiefeln auf Pflastersteinen wider. »Soldaten!«, zischte Mair, und die Kinder verstreuten sich in Eingänge und Schattenflecke. Rani, vollkommen überrascht, reagierte nicht so flink und stand dann preisgegeben mitten auf der Straße.
    »Rai…«, erklang Mairs erstickte Warnung, aber sie brach ab, als die Wache die schmale Gasse betrat. Es war zu spät – Rani würde die anderen Kinder nur in Gefahr bringen, wenn sie ihnen jetzt in die Eingänge folgte. Die Soldaten würden nicht zögern, die ganze Gruppe zu umstellen und zu bestrafen.
    Rani betete leise zu ihrem neuen Schutzherrn Lan und richtete sich zu voller Größe auf, als die Soldaten aus dem Nebel drangen. »Auf die Knie vor Höherstehenden, Balg. Wir hörten Flüstern, und das Ausgehverbot ist erst in einer Stunde beendet. Mit wem hast du gesprochen? Und warum sollten wir dich nicht sofort töten?«
    Rani erstarrte, als immer mehr Soldaten aus dem Nebel auftauchten. Ihre Stimmen klangen im

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