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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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ihre Lippen. Sie käme nach Hause, und ihre Mutter würde sie in ihre dicken Arme nehmen und Ranis Kopf auf die Art an ihre Brüste drücken, die Rani normalerweise veranlasste, sich mit gerümpfter Nase angewidert zurückziehen zu wollen. Ranis Vater würde ihr ernst zuhören und enttäuscht den Kopf schütteln, weil seine Tochter in solche Missetaten verwickelt worden war. Bardo, ihr Bruder, wäre derjenige, der ihr helfen würde. Er würde ihre Mutter einige Tränen vergießen lassen und ihren Vater lärmen und toben lassen, aber Bardo wäre es, der Rani in der Dämmerung durch die Straßen führen würde. Er würde mit ihr zum Palast gehen, ihre Hand fest in seiner, und sie würden erklären, welch schrecklicher Irrtum begangen worden war.
    Bardo würde alles in Ordnung bringen.
    Rani umrundete die letzte Ecke und versicherte sich noch einmal, dass ihr Bruder die Macht hatte, die Welt wieder in Ordnung zu bringen. Sie dachte so angestrengt an Bardo, dass sie nicht auf den Weg achtete. Sie kam an einer geschwärzten Steinplatte zum Halt, eine Hand erhoben, um an eine nicht vorhandene Tür zu klopfen.
    Ihr Zuhause war zu rauchendem Schutt geworden.
    Rani starrte ungläubig auf die verkohlten Ruinen und stolperte dann rückwärts zum Bordstein und über die schmale Straße. Sie konnte die Überreste des Feuers riechen, und sie konnte trägen Rauch von den eingestürzten Balken ihres Elternhauses aufsteigen sehen. Sie konnte den Ruß in ihrer Kehle so deutlich schmecken, als hätte sie den geschwärzten Türsturz ihres Zuhauses geküsst.
    »Verschwinde!«
    Rani zuckte bei dem zornigen Klang zusammen und unterdrückte einen Schrei, während sie zu einem mitternächtlichen Schatten herumwirbelte. »Varna!« Rani war so erleichtert, ihre Spielkameradin aus der Kinderzeit zu sehen, dass sie den Namen fast ehrfürchtig aussprach. Sie trat einen Schritt auf die Tochter des Kesselflickers zu und verlieh ihrer Dankbarkeit dafür Ausdruck, endlich eine Verbündete für ihren Kampf gefunden zu haben. »Du wirst nicht glauben…«
    »Ich werde kein Wort aus deinem lügenden Mund glauben!«
    Rani wich zurück, als wäre sie geschlagen worden. »Varna, es stimmt nicht, was immer sie behaupten.«
    Varna spie vor ihren Füßen aus. »Ja, Rani. Genauso wie es nicht stimmte, als du mir sagtest, wir würden die Stände diesen Sommer zusammen führen. Genauso wie es nicht stimmte, als du mir sagtest, du würdest nie in irgendein Gildehaus gehen, um ein gemeiner Lehrling zu werden.«
    »Varna, du weißt, dass ich dich nicht verlassen wollte. Aber meine Eltern waren bereit, mich in das Haus einzukaufen, und konnten es auch, um die Glas…«
    »Glas! Es heißt, der Pfeil, den du abgeschossen hast, hätte eine Glasspitze gehabt, und darum sei der Prinz so rasch gestorben.«
    »Varna, ich habe den Pfeil nicht abgeschossen. Ich hätte es nicht tun können – ich war in der Kathedrale. Ich habe das Ganze gesehen.«
    Varna ließ sich von den Tatsachen nicht beeindrucken. »Ja, du warst in der Kathedrale, obwohl kein Händlerkind das Recht hatte, dort zu sein. Es heißt, du hättest aufgeschrien, und Tuvashanoran habe sich seinem Tod entgegen erhoben. Du hast den Prinzen getötet, ob du den Pfeil nun abgeschossen oder nur den Weg für eine deiner Schwestern freigemacht hast, damit sie es tun konnte.«
    »Morada war nicht meine Schwester! Morada war eine widerliche Ausbilderin, die es nicht kümmerte, ob ich lebte oder tot war. Varna, Morada war schlimmer als alle Kunden, die wir je bedient haben. Sie war gemein, und grob…«
    »Ich hätte auch nicht erwartet, dass du etwas anderes sagst. Für wie dumm hältst du mich, Rani? Ich habe dir geglaubt, als du sagtest, du würdest das Händlerviertel niemals verlassen. Du hast damals gelogen – warum solltest du jetzt nicht auch lügen, wenn du mir erzählst, wie schrecklich die Gildeleute sind? Was hast du ihnen über die Menschen erzählt, die du zurückgelassen hast? Was hast du ihnen über mich erzählt?«
    Rani sah Varna mit offenem Munde an, verblüfft über die deutliche Eifersucht in der Stimme ihrer Freundin. »Varna, ich habe dich ihnen gegenüber nie erwähnt.«
    »So, dann war es nicht einmal deine engste Freundin wert, im Gildehaus erwähnt zu werden! Rani, du hast alle vergessen, als du deine Familie zurückgelassen hast. Händler haben in einem Gildehaus nichts zu suchen.«
    »Varna, das ist nicht fair! Du warst ebenso glücklich wie ich, als die Gilde zugestimmt hatte, mich

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