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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Maße des Königs zu bewahren, würden ein verirrtes Kind beschützen.« Rani improvisierte. Sie wusste, dass die Wiegemeister ihre Bronzegewichte mitten auf dem Marktplatz handhabten, damit sich Kunden über die zu knappen Bemessungen der Händler beschweren konnten.
    »Dann gehen wir dorthin.« Der Soldat drängte sich durch die kompakte Menschenmenge. Rani wartete, bis der Mann sich seitwärts wandte, zwischen einem Eselskarren und einem festen Stand hindurchschob, dessen Besitzerin die letzten ihrer mehreren Dutzend Eier aufbaute.
    »Papa!«, rief Rani mit schriller Stimme aus. Viele Männer drehten sich auf ihren Schrei hin um, einschließlich einer Gruppe Pilger in mehreren Metern Entfernung. Der Soldat schaute verblüfft auf, und dann breitete sich ein erleichtertes Lächeln auf seinen Zügen aus.
    »Ihr da!«, rief er den schwarz gewandeten Andächtigen zu. »Anscheinend habt Ihr auf dem Pilgerweg einen Schatz verloren!«
    Rani wartete gerade lange genug, bis sich Verwirrung auf den Gesichtern der Pilger breit machte, und dann duckte sie sich unter der Hand des Soldaten weg unter den Tisch mit den aufgebauten Eiern.
    Das Ergebnis war spektakulärer, als sie sich hätte vorstellen können. Der Soldat, so freundlich er auch war, war dennoch ein ausgebildeter, bewaffneter Krieger, der sich nicht von einem einfachen Tisch aufhalten lassen wollte. Er sprang hinter seinem flüchtenden Schützling her und krachte durch Dutzende von Eiern. Der Lärm erschreckte den Esel, der seinen Weg blockiert hatte, und das Tier schrie und bockte, warf seinen leichten Karren um und schlug mit den scharfen Hufen gegen alles, was um ihn war. Rani nutzte das Chaos, um einen weiteren Gang hinab auf den bevölkerten Mittelpunkt des Marktplatzes zuzueilen. Bauern schrien bei ihrem Vorübereilen auf, und mehr als ein hübsch ausgelegter Tisch kippte um, Krüge mit goldenem Honig fielen ihrem verrückten Lauf zum Opfer, und eine Pyramide duftender Melonen rollte zu Boden.
    Trotz des Chaos – oder vielleicht gerade deswegen – fiel es Rani leicht, mit der Menge zu verschmelzen. Der Umhang des Soldaten, den sie trug, war dunkelrot, und die Sonne war noch nicht vollständig über dem Horizont aufgegangen. Während Rani sich eine Mischung aus Eidotter, Honig und matschigem Brot aus dem Gesicht wischte, tauchte sie unter einen verhangenen Stand und kauerte sich zwischen einen Stapel Karotten und einen Stapel Kartoffeln, bis das Geschrei um sie herum verklang.
    Als sie blinzelnd durch eine Lücke im Stoff ihres Versteckes spähte, raste Ranis Herz. Ihr einsamer Wächter stand bald allein mitten auf dem Marktplatz. Rani, im Herzen ein Händlerkind, war sich der Konflikte zwischen ihrer Kaste und der Kaste der Soldaten vollkommen bewusst. Die Handel treibenden Bauern unterschieden sich nicht von ihrer handelnden Familie. Sie hatten in der Vergangenheit gewiss unter der tyrannischen Aufmerksamkeit der Soldaten gelitten. Es gab Soldaten, die dafür berüchtigt waren, »Schutz« anzubieten. Die meisten Händler bezahlten einen Zehnten an die Wache, ob diese sich kümmerte oder nicht.
    Als Rani nun in ihrem Versteck kauerte, nahm eine alte Frau vorsichtig einen durchweichten Kohlkopf auf und warf ihn auf den Soldaten. Der Mann fluchte und fuhr zu dem alten Weib herum, als missbilligendes Murmeln zu zornigem Summen wurde.
    »Ich warne euch!«, grollte der Wächter. »Dieses Kind könnte eine Verräterin sein! Sie könnte das Hexenkind sein, das Prinz Tuvashanoran in den Tod gerufen hat! Wenn der König entdeckt, dass ihr einer Verschwörerin Schutz gewährt, werdet ihr alle büßen.«
    »Ja, Ihr könnt keinen Taschendieb erwischen, aber uns droht Ihr!« Der Ruf erklang vom Rand einer Gruppe zusehender Bauern, und er erfuhr allgemeine Zustimmung.
    »Eine Verräterin! Ha! Wenn Ihr Eure Arbeit tun würdet, wäre der Prinz noch hier, um Euch zu erklären, wie töricht Ihr klingt!«
    »Unfähiger Wächter!«
    Die Rufe gerieten durcheinander, und der Wächter drehte sich wachsam im Kreis, maß den Spielraum seines Schwertes gegen den zunehmenden Zorn der Bürger ab. Rani konnte die über sein Gesicht ziehenden Gedanken lesen. Er wusste nicht wirklich, ob Rani eine Mörderin war. Sie hätte ein verängstigtes Kind sein können, das auf einem bevölkerten Marktplatz zu seinem Vater wollte. Pilgern wurde unter dem Gesetz praktisch unbegrenzte Liebenswürdigkeit gewährt.
    Der Soldat zählte die zornigen Händler und erkannte, dass es sinnlos war.
    Er rammte

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