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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Mutter ist tot und enthäutet.«
    Schließlich war es dem Soldaten gelungen, die Schnur seiner Hose zu lösen, und er grinste Rani lüstern an, während sich seine fleischigen Finger um ihren Hals schlossen und sie zwangen, sich auf die Pflastersteine zu knien. »Nein, kleiner Tiger, es ist niemand da, der dir jetzt helfen kann.« Er keuchte zwischen zusammengebissenen Zähnen, während er Ranis Kopf an die Mauer zurückzwang.
    Sie wand sich fort, versteifte ihre Finger, als wären es wirklich Tigerkrallen. Als sie dem Mann jedoch in die Eingeweide schlug, erntete sie nur ein überraschtes Lachen. Während der Soldat über ihr aufragte, hob Rani zu einer letzten Abwehr die Hände.
    Die Uniform des Soldaten war so schmutzig, dass Rani nicht erkannt hätte, dass er Shanoranvillis Gold und Karmesinrot trug, wenn sie ihn nicht zuerst mit seinen Kameraden gesehen hätte. Der Stoff war starr vor Dreck, und Ranis Finger tasteten nach einem Angriffspunkt, während sie gleichzeitig versuchte, ihren lüstern grinsenden Angreifer fortzustoßen. Sein heißer, stinkender Atem traf sie, und ihre verzweifelten Finger verfingen sich in der starren Tresse an seiner Hose. Zu ihrem Entsetzen platzte der mürbe Uniformstoff an den Nähten auf, und ein Sturzbach von Flüchen regnete auf sie herab.
    »Meine Uniform! Jetzt gibt es für dich keine Rettung mehr, Mädchen!« Der Zorn des Soldaten ließ sein Gesicht so karmesinrot anlaufen, wie es seine Hose hätte sein sollen. »Deine eigene Mutter könnte dir jetzt nicht mehr helfen, Tigerjunges. Und auch nicht dein Vater, und auch alle deine Schwestern und Brüder nicht!«
    Rani wusste es jedoch besser. Sie merkte jäh, dass sie auf ein Albtraum-Muster starrte, auf vertraute Linien. Vier Schlangen, acht Augen – sie brauchte kaum länger zu zählen. Die Tätowierung wand sich um den Oberschenkel des Soldaten und beanspruchte die Aufmerksamkeit des Mädchens.
    Während sie das Muster betrachtete, hob sie den plötzlich furchtlosen Blick zu dem ringenden Mann empor. »Und wenn mein Bruder Bardo Händler ist? Was dann, Soldat? Wer wird Euch dann retten?«
    9

    »Ich sage dir, wenn ich dich heute Abend noch zur Bruderschaft bringen könnte, würde ich es tun! Bei Cot, du bist eine Plage.« Der Soldat sprach leise, aber er schlug mit der Faust auf den Tisch der Messe und warf dadurch in seinem enttäuschten Zorn beinahe seinen Krug um. Rani sah sich nervös im Raum um, aber keiner der übrigen Soldaten nahm Garadolos Ausbruch auch nur zur Kenntnis.
    Sie vermutete, dass sie es ebenso gleichgültig hinnehmen würden, wenn er plötzlich einen Dolch zöge und ihr die Kehle durchschnitte, und diese Vermutung ließ sie ihre Stimme zu einem rauen Flüstern senken. »Und ich sage Euch, Ihr solltet besser eine Möglichkeit finden, mich zu Bardo zu bringen. Versteht Ihr nicht? Es ist eine Belohnung für Euch drin – mehr Bier als selbst Ihr in einem Jahr trinken könntet.« Unersättlichkeit glitzerte in Garadolos Augen, und Rani nutzte ihren Vorteil. »Außerdem werde ich jemand anderen finden, der mich zu ihm bringt, wenn Ihr es nicht tut. Und wenn Bardo einige der Geschichten hört, die ich ihm über die Gefahren des Lebens in den Straßen der Stadt erzählen kann…« Rani brach ab, und Garadolo regte sich auf seiner Holzbank unbehaglich.
    »Es ist nicht nötig, dass du Geschichten verbreitest, Mädchen. Überhaupt nicht nötig.« Er winkte einen Kellner heran und ließ Ranis Schale erneut füllen. Garadolo war vielleicht ein Trunkenbold und Rüpel, aber er ging mit seinen Soldaten-Rationen großzügig um.
    Rani ließ sich die Kost gierig schmecken und genoss es zu sehen, dass der Mann sich wand. Als sie ihre Familienbande offenbart hatte, hatte er jeglichen Anschein von Verlangen verloren. Er hatte sein Verhalten im Handumdrehen geändert und gejammert, er habe nur Spaß gemacht. Er schwor, ein mitleidsvoller Mann zu sein. Er wollte Rani nicht sich selbst überlassen, mit nur den verlausten Unberührbaren als Gefährten. Er schwor, er würde Rani nicht mehr aus den Augen lassen, bis er sie ihrem Bruder wieder zugeführt hatte.
    Rani war keine Närrin. Sie hörte die Gedanken hinter seinen gewichtigen Worten. Man konnte nicht wissen, welchen Ärger ein Unberührbaren-Balg einem Soldaten einbringen konnte, der seinem König die Treue geschworen hatte sowie von Geburt an dazu verpflichtet war, sich der Soldatenkaste gemäß zu verhalten. Eine Schlangentätowierung barg unendliche Gefahren.
    Rani war

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