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Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 01 - Die Lehrjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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komme jedoch mit Euch, damit ich Bardo schneller erreichen kann.«
    »Ja, du kannst morgen früh mit Bardo Händler sprechen.«
    Garadolo ging durch die Straßen voraus. Einige wenige Geschäfte drängten sich im Soldatenviertel, aber sie waren bereits für die Nacht geschlossen. Schilder schwangen in der Nachtluft, und Rani konnte deren Darstellungen im Mondlicht gerade so erkennen – ein Händler verkaufte Rüstungen, und ein anderer schliff anscheinend Schwerter und andere tödliche Klingen.
    Dies war ein seltsames Stadtviertel, ein Gewirr von Straßen, die Rani noch nie ganz erkundet hatte. Ihre Familie hatte davon gelebt, edlere Dinge an aufmerksamere Kunden zu verkaufen. Sie versuchte, das mit ihrer Kaste verbundene Gefühl der Überlegenheit wiederzuerlangen, während Garadolo sie tiefer in das Labyrinth hineinführte. Sie kamen an mehreren Kontrollpunkten vorbei, wo der widerliche Mann die Wachen grüßte und die Losung der Nacht darbot wie die wertvollsten Münzen.
    Jedes Mal, wenn Garadolo Haltung annahm, legte er eine ekelhafte Klaue auf Ranis Schulter und zog sie näher an sein stinkendes Lederwams. Sie versuchte, sich seiner Berührung und der unangenehmen Nähe seiner aufgeplatzten Hose zu entziehen, gab aber rasch nach, bevor der Wächter misstrauisch würde.
    Am nächsten Kontrollpunkt murmelte Garadolo ebenfalls die Losung, aber der Wächter spähte dennoch zu ihnen herab und schwang seine Laterne näher an Ranis Gesicht heran. »Nun, wen hast du denn da?«, fragte der Wächter und warf einen wissenden Blick auf das vor ihm stehende, erbärmliche Exemplar eines Soldaten.
    »Ranimara.« Garadolo improvisierte einen Soldatennamen. »Eine Rekrutin aus der Eliteeinheit der Wache Seiner Majestät.« Der Mann am Tor lachte wissend und winkte sie durch.
    Die Scharade wurde noch zwei Mal wiederholt, bevor sie bei den Baracken ankamen, und Rani gab sich nicht der Illusion hin, dass die Wachen zu ihrem Schutz dienen würden. Sie waren sich sicher, ein junges Soldatenmädchen gesehen zu haben, das mit allen erforderlichen Mitteln in den Rängen aufsteigen wollte. Die Ereignisse waren so gewöhnlich, dass sie es nicht für nötig hielten, das verkniffene Gesicht eines Kindes im Fackellicht in Frage zu stellen, oder einen Soldaten, der an seine sich ausbeulende Hose griff.
    Als Rani in Garadolos Quartier ankam, schlief sie fast schon im Stehen ein und zitterte vor Kälte und Erschöpfung. Als der Soldat sie durch die Tür schob, stolperte sie in die Mitte eines winzigen Raumes. In einer Ecke sah sie die Überreste eines eindeutig mit dem Inhalt eines ausgekippten Nachttopfs gelöschten Feuers. Eine durchgelegene Matratze befand sich an der entgegengesetzten Wand, fleckig und klumpig, und Rani achtete nicht allzu genau auf das Ungeziefer, das sie gewiss vorgefunden hätte. Einige wenige andere Ausrüstungsgegenstände eines Soldatenlebens lagen im Raum verstreut – eine abgegriffene Schwertscheide in einer Ecke, ein stumpfes Eisenmesser an der Schwelle.
    Garadolo schloss die Tür hinter ihnen und drehte einen wuchtigen Schlüssel in einem Schloss, das so wackelig wirkte, dass Rani keine Angst hatte, nicht entkommen zu können, wenn es sein müsste. Der Soldat ging gemächlich zu einer abgeschirmten Laterne und fingerte an deren Docht herum, bis blasses Licht durch das rußbefleckte Glas drang. Während der Schein der gefleckten Flamme in den Raum sickerte, wandte sich Garadolo seiner Gefangenen zu und hielt dann inne, um sich ausgiebig zu kratzen, als hätten die Bettwanzen ihr nächtliches Festmahl bereits begonnen.
    Rani wich in die hinterste Ecke des Raumes zurück, die Ecke, in der keine durchtränkte Asche lag. Sie erwog, ihr zarithianisches Messer hervorzunehmen und es als beredte Warnung im Lampenlicht aufblitzen zu lassen, aber sie erkannte, dass sie der Kraft des Mannes nichts entgegenhalten könnte, wenn er beabsichtigte, ihren kostbaren Besitz zu stehlen.
    Stattdessen ließ sie sich nieder, beugte den Kopf zum Gebet und sprach die Worte laut aus. »Mögen Jair und all die Tausend Götter uns in der Dunkelheit der Nacht schützen. Möge Set, der Gott der Reisenden, unsere Füße morgen auf den richtigen Weg lenken. Möge Fell, der Gott der Familien, über mich wachen und mich morgen früh wieder mit Bardo vereinen.«
    Garadolo erweckte den Eindruck, als hätte er schon lange keine Nachtgebete mehr gesprochen. Dennoch nahm er von einer Diskussion über ihre Beischlafvereinbarung Abstand, und Ranis

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