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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Lederhalt über seinem Kopf und reagierte heftig.
    Shea blickte zu den nachdenklichen Wächtern und trat dann näher an die streitenden Jungen heran. Ihr Nacken kribbelte, als sie spürte, wie die erwachsenen Soldaten ihre Pfeile auf sie richteten, aber sie zwang sich, aufrecht weiterzugehen, als kümmere sie nichts auf der Welt. Sie war so etwas wie eine Mutter für die Jungen, und es war ihre Aufgabe, den Streit zu schlichten.
    Crestman runzelte die Stirn, während er an einer der Seilverschnürungen zog. »Ich sage dir, Soldat, es ist nicht sicher. Ich will nicht, dass einer meiner Leute sein Leben in einem ungeprüften Fluggerät riskiert.«
    »Ach, Crestman, du weißt nicht, wovon du sprichst. Davin sagt, es sei sicher, und das genügt mir. Er hat die Querstreben noch verklebt, so dass du dich darüber nicht mehr beklagen kannst.«
    Der Hauptmann wirkte, als wollte er seinen rebellischen Soldaten zurechtweisen, aber er sagte nur: »Davins Meinung ist ein wenig suspekt, meinst du nicht? Er hat ein gewisses Interesse hieran.«
    »Davins Interesse ist es, König Sin Hazar zu dienen.« Monny wandte sein sommersprossiges Gesicht den Mauern Amanths zu, als böte er seine Treue dar. Ein überraschter und erstaunter Ausdruck breitete sich auf seinen Zügen aus. »Cor! Sieh nur, Crestman! Es ist der König persönlich!«
    Shea folgte dem aufgeregt deutenden Finger des Jungen. Als sie über die Ebene hinwegblickte, konnte sie ein Dutzend in schwere Winterumhänge gehüllte Reiter ausmachen, begleitet von einem Standartenträger. Der Drache Amanthias bauschte sich im Windzug ihres schnellen Rittes.
    »Auf die Knie!«, rief einer der erwachsenen Soldaten hinter Shea, und das Kleine Heer sank getreu nieder, während der König und seine Begleiter mit beunruhigendem Hufschlag herannahten. Shea ließ ihre müden Knochen auf den Boden nieder, auf halbem Weg zwischen dem Fluggerät und den Mädchen aus dem Süden. Sie nahm sich einen Moment Zeit, Dankbarkeit für die Tatsache zu empfinden, dass die gefrorene Erde nur mit einer sehr dünnen Schicht Schnee bedeckt war. Sie war noch nicht zu gefrierendem Schneematsch zertrampelt worden.
    König Sin Hazar hielt vor der Kompanie an und zügelte seinen Hengst mit eiserner Hand. Das Pferd tänzelte vor dem Kleinen Heer, scherte seitwärts aus und schnaubte bei einem plötzlichen Windzug. Shea schaute durch die Wimpern hoch, um den König zu sehen.
    Er trug einen hermelingesäumten Umhang. Das weiße Fell umrahmte die blau gefärbte Reitkleidung des Königs und ließ den Mann größer erscheinen. Der König von Amanthia trug geschmeidige Lederstiefel, die bis zu seinen Oberschenkeln reichten, und seine Sporen waren goldüberzogen. Während Shea angesichts der Macht und Stärke ihres Monarchen erstaunt den Atem anhielt, erkannte sie, dass der amanthianische Drache auf seine Brust gemalt war, glitzernde, schwarze Linien, die sich über seinen breiten, metallenen Brustharnisch zogen.
    Shea konnte sich kaum dazu bringen, ihrem Lehnsherrn ins Gesicht zu sehen. Sein dunkles Haar war offen und flatterte im starken Kontrast zur Kriegerhaartracht der Jungen im Kleinen Heer im Wind. Eine goldene Krone saß auf seinem Kopf, und eine Hand voll flach geschliffener Diamanten und Rubine schimmerte matt aus dem Metall. Der Bart des Königs war noch dunkler als sein Haupthaar, und seine Lippen waren in der kalten Winterluft so rot wie Kirschen. Aber die Augen des Königs beschleunigten Sheas Herzschlag – jene Adleraugen, die mehr sahen als die Augen eines gewöhnlichen Menschen. König Sin Hazars Blick zuckte über das Kleine Heer hinweg.
    Shea sah den König die ordentlichen Reihen Jungen durchzählen und bemerkte den genauen Moment, in dem er die Mädchen registrierte. Nur einen Herzschlag lang hielt der königliche Blick in seiner umherschweifenden Prüfung inne, und Shea befürchtete, dass sie den königlichen forschenden Blick angezogen hätte. Dann erkannte sie, dass der König hinter sie blickte, zu Mair und Rani Händlerin, den Mädchen aus dem Süden. Der König lenkte seinen Hengst vor die Fremden, und Shea glaubte einen kurzen Moment, er würde zu den Mädchen sprechen.
    Sie mussten dasselbe gedacht haben, denn beide Mädchen hoben den Blick zum König, handelten wie Schwanenkinder. Shea hielt den Atem an, als Rani Händlerin einen halben Schritt vortrat. Tatsächlich atmete das Mädchen ein, um zu sprechen, und machte eine Bewegung, als wollte sie die Zügel des königlichen Hengstes

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