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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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in der kalten Luft Wolken bildete.
    »Komm schon, Junge!«, brüllte Davin. »Das hatten wir doch schon. Ach! Hör auf, du Narr! Du wirst die Seile verheddern! Nein! Nein! Lass deine Arme unten!«
    Monny sank in dem weidenumwickelten Geschirr zusammen, und die Pergamentflügel des Fluggeräts ratterten um ihn herab. Davin stürmte zu dem Jungen hinüber und fluchte heftig, während er ihn ohrfeigte. »Wir haben das geübt, Junge! Du weißt, du musst beide Arme im selben Tempo bewegen. Beide Arme und beide Beine, aber nicht gleichzeitig. Du wirst sie niemals gerade halten können, wenn du versuchst, alle vier Flügel auf einmal zu öffnen!«
    Monny wollte keuchend protestieren, aber der alte Mann fuhr mit seiner Beschimpfung fort. »Ich weiß nicht, was aus dir geworden wäre, wenn sich das Kleine Heer nicht dazu herabgelassen hätte, dich aufzulesen! Du hast nicht die Kraft eines Löwen, und dir fehlt die Vernunft einer Sonne. Im Namen all der Tausend Götter, du bist zu dumm, um eine Eule zu sein, und ich werde Seine Majestät auch nicht beleidigen, indem ich andeute, du seist vielleicht ein Schwan gewesen!« Während er tobte, band er alle Seile neu und zog die Fesseln zwischen Monny und dem Gerät fester. Der Junge nahm seine Bestrafung schweigend an, wobei seine dunklen Augen verdächtig feucht schimmerten, während sich der alte Mann an ihm zu schaffen machte.
    »Da!«, rief Davin schließlich aus. »Sehen wir einmal, ob du dieses Mal einfache Anweisungen befolgen kannst.«
    Es dauerte nur einen Moment, bis Monny die Seile erneut verheddert hatte. Davins Gesicht war fast purpurfarben, als er vortrat. Dieses Mal streckte er die Hand zum Standartenträger des Königs aus und riss die Reitpeitsche des Knappen aus dessen Stiefel. Er stürmte mit mordlüsterner Miene zu Monny hinüber und schlug mit der Peitsche auf Arme und Beine des Jungen ein, als wollte er die knotigen Seile fortschlagen. Monny versuchte, sein Gesicht zu schützen, aber seine nutzlosen Gesten verwirrten die Seile nur noch mehr.
    Shea trat einen halben Schritt vor, während ein Schrei in ihrer Kehle aufstieg. »Er ist noch ein Kind!«, rief sie. Diese fünf Worte hallten durch ihren ganzen Körper, ließen sie bis in die Hände erzittern. Shea warf einen wilden Blick zu Crestman, während sie sich daran erinnerte, wie sie gehofft hatte, ihn mit dem gleichen Ausruf vor ihren Waisen schützen zu können. Sie hatte Crestman retten wollen, aber sie hatte ihn ans Kleine Heer verloren, genauso wie sie Hartley verloren hatte, wie sie ihren Pom verloren hatte. Monny war vielleicht noch ein Kind, aber Kindheit war kein Schutz vor grausamem, blutigem Tod.
    Wie um Sheas Erkenntnis zu unterstreichen, zog Davin die Peitsche über Monnys Gesicht. Erst als Blut über seine Sommersprossen zu sickern begann, trat der alte Mann zurück. Während Monny in seinen Seilen hing, begann der alte Mann, die Seile erneut nachzuziehen.
    Als das Fluggerät gespannt war, wandte sich der alte Mann zum Kleinen Heer um. »Du!« Er deutete mit einem knochigen Finger auf Crestman. »Ja, du! Hör auf, Maulaffen feilzuhalten, und komm her.« Crestman versagte sich eine angewiderte Miene und trat zu dem von Davin angezeigten Punkt. Der Junge warf einen raschen Blick zu seinem König, schien aber durch den stahlharten Blick eingeschüchtert, der ihm dort begegnete. Davin stieß Crestman an die Schulter. »Knie dich hin. Rutsch dahin, wo er dich sehen kann. Dorthin! So! Nun, ich möchte, dass du die Armtakte zählst. So. Takt! Takt!«
    Crestman wartete einen Moment, um den richtigen Rhythmus zu finden, und dann nahm er den Singsang auf. Das erste Mal brüllte er den Befehl mit zitternder Stimme, aber dann traf er den Rhythmus.
    Davin nickte und schaute über die versammelten Kinder hinweg, während sein Blick wie die Zunge einer Schlange umherzuckte. Mit einem knochigen Finger deutete er auf Mair.
    »Du! Nein, nein! Knie dich nicht vor ihn. Das wird ihn nur verwirren. Geh dorthin. Dort zur Seite. Wir wollen dich hören! Gleichmäßig, Mädchen, gleichmäßig! Zwischen der Taktgebung des Jungen. Lauter! Lauter!«
    »Komm schon!«, rief Mair zwischen Crestmans Taktgebung. »Komm schon!«
    Monny bewegte seine Beine als Reaktion vor und zurück und setzte die hinteren Flügel des Gerätes in Gang. Crestman erhob seine Stimme, als wolle er den Jungen erinnern, die vorderen Flügel zu kontrollieren. »Takt! Takt!«
    Mair verkürzte ihren Befehl, um die zeitliche Abstimmung beizubehalten.

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