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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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beschützen und seinem Volk Sicherheit zu gewähren? Hatte er eine andere Wahl, als nach Norden zu reiten und sich dem zu stellen, was ihn dort erwartete?
    Die Gedanken des Königs waren nicht weniger düster, als Tasuntimanu und Puladarati im schimmernden Abendlicht zu ihm herantraten. Hal hatte beobachtet, wie um ihn herum das Lager errichtet wurde. Er hatte den frühen Sonnenuntergang betrachtet, der den Horizont karmesinrot überzogen hatte. »Euer Majestät«, sagte der Herzog mit der Silbermähne und verbeugte sich tief. Tasuntimanu ahmte die Geste kurz darauf nach.
    »Ja.« Hal ärgerte sich über das Bedürfnis, eine Hand seinem Messer zu nähern. Er ärgerte sich darüber, dass er angesichts eines Mannes um seine Sicherheit fürchtete, der sein Prinzregent gewesen war, sowie eines weiteren, der in der Gefolgschaft sein verschworener Bruder war.
    »Die Männer sind heute weit marschiert. Wir werden die amanthianische Grenze in der Dämmerung überschreiten.«
    »Ja.«
    Puladarati warf seinem König einen seltsamen Blick zu und legte eine Hand auf sein Schwertheft. Der lederne Panzerhandschuh verbarg die Tatsache, dass dem Mann Finger fehlten, aber Hal vergaß keinen Moment, dass der alte Adlige für die Krone Blut vergossen hatte. Für die alte Krone, für Shanoranvilli. Aber nicht für den Jungen, der gegenwärtig auf dem Thron saß.
    »Euer Majestät, ich empfehle, eine Extraration Fleisch für alle Männer zu befehlen. Es wird ihnen guttun, die Mägen zu füllen, und Eure Aufmerksamkeit wird sie anspornen.«
    »Eine Extraration? Wenn wir keine Ahnung haben, wie lange wir brauchen werden, um Amanthia zu durchqueren?«
    »Genau, Euer Majestät. Eure verschwenderische Gabe wird sie glauben machen, dass alles in Ordnung sei.«
    Hal wollte aus Gewohnheit widersprechen, aber dann erkannte er, dass der Adlige Recht hatte. Es würde den Männern in der Tat guttun zu sehen, dass sich ihr König um sie kümmerte, dass er sich um ihren Hunger und ihre Müdigkeit sorgte. Und wenn sie in Amanthia nichts zu essen fänden, dann würde die Fleischration eines Tages wohl auch keinen Unterschied machen. »Gut. Gebt Befehl, dass die Extraration verteilt wird.«
    Puladarati verbeugte sich und deutete auf Tasuntimanu. »Wollt Ihr Euch darum kümmern, Bruder Ratsherr? Oh, und Euer Majestät – soll ich die Nachricht verbreiten, dass Ihr die Truppen heute Abend inspiziert? Werdet Ihr das Lager durchschreiten?«
    Was, im Namen all der Tausend Götter, hatten Puladarati und Tasuntimanu vor? Hatten sie unter den Soldaten heimlich eine Intrige angezettelt? Warteten sie darauf, Hal unter dem Schutz der Nacht in eine Falle locken zu können? Planten sie, Hal zu ermorden, bevor sie Morenia auch nur hinter sich gelassen hatten?
    Puladarati räusperte sich, als wollte er Hal daran erinnern, dass er auf eine Antwort wartete. »Ich frage nur, Euer Majestät, weil es die Moral heben würde. Es würde die Männer sehr für die Scharmützel stärken, die morgen gewiss beginnen.«
    Da. Hal blieb keine andere Wahl. Er sah Puladarati finster an und stimmte zu. »Ja dann. Ich werde die Männer inspizieren, nachdem sie ihre doppelte Ration Fleisch vertilgt haben.« Er bemerkte unwillkürlich, dass Tasuntimanu Herzog Puladarati kaum merklich zunickte, bevor er in die Nacht davonschlich, als wäre der alte, silberhaarige Mann noch immer der Prinzregent, noch immer die Stimme des Königs. Hal richtete ein geflüstertes Gebet mit dem Wunsch um Beistand an seinen Vorfahren Jair, noch während er sich danach sehnte, wieder in der Stadt zu sein, wieder im Palast, wieder in seinen eigenen Räumen. Dort, wo er wusste, wie er sich gegen Männer verteidigen konnte, die einen König ermorden und einen anderen auf den Thron von Morenia setzen wollten.

    Shea schaute unwillkürlich von der Reihe Brote auf, während ein Lächeln auf ihrem Gesicht gefror. »Nein, Serena.
    Es ist nicht genug Brot da, dass alle zwei Stücke bekommen können.«
    Das kleine Schwanenmädchen schmollte und runzelte die Stirn. »Aber ich bin noch hungrig.«
    »Alle sind hungrig, Kind.«
    »Aber ich bin ein Schwan!«
    Diese fünf Worte klangen so laut durch das Lager, dass Shea zusammenzuckte und sich zu den erwachsenen Soldaten auf den Palisadenwänden umsah. »Still, Kind!« Als Serenas Lippen zu zittern begannen, trat Shea um den Tisch herum. »Das dulde ich hier nicht! Schwan oder Löwe, Eule oder Sonne, das macht im Lager des Kleinen Heers keinen Unterschied.«
    »Aber Tain

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