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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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sagte…«
    »Tain sagte, was sie für richtig hielt. Sieh dich um, Kind. Siehst du all diese Jungen? Siehst du, dass keiner von ihnen eine Tätowierung aufweist?« Serena nickte widerwillig. »Es gibt Soldaten, die auch einem Mädchen die Tätowierung nehmen würden.«
    »Aber…«
    »Serena! Diese Männer wollen ihre Messer an dein Gesicht halten! Sie wollen dich im Schnee niederdrücken und dir die Schwanenschwinge von der Wange schneiden! Sie wollen es tun, damit es nie wieder einen weiteren Schwan gibt, dich nicht und sonst niemanden! Und jetzt nimm dein Brot, geh zu deinem Zelt und lass mich in Ruhe!«
    Als Shea die Luft anhielt, erstaunt über ihren Ausbruch, sah Serena sie mit offenem Mund an. Shea konnte den Protest auf das Gesicht des Kindes geschrieben sehen, ihren Anspruch, dass sie, sie der einzige Schwan in dem kleinen Haus gewesen war. Sie hatte über Crestmans Schicksal entschieden.
    Nun, sieh dir nur an, was aus dieser Entscheidung geworden ist, wollte Shea murren. Sie erhob sich mühsam wieder und kehrte zum Brottisch zurück, nur um festzustellen, dass die kargen Vorräte bereits verteilt waren. Sie wollte ihre Schürze aufheben und den Umhang enger um ihre Schultern ziehen, als das seltsame Mädchen aus dem Süden auf sie zulief. »Beeilt Euch, Shea!« Das Mädchen war in ihre seltsame, fremde Sprache verfallen, die noch undeutlicher klang, wenn sie aufgeregt war.
    »Was ist los, Mair?«
    »Sie öffnen die Tore! Sie lassen uns raus!«
    »Was? Warum sollten sie das tun?«
    »Davin will sein Fluggerät ausprobieren! Mon is’ bereits eingeschirrt. Beeilt Euch! Das wollt Ihr nich’ verpassen!«
    Shea watschelte hinter dem Mädchen her, drängte sich durch die Menge des Kleinen Heers. Die Wächter ließen die Kinder tatsächlich aus den Palisaden heraus. Sie ließen jedoch nur ein Kind auf einmal hindurch, und erwachsene Hauptleute standen draußen und zwangen die jungen Soldaten hart in gerade, ordentliche Reihen. Erwachsene Männer hielten Bogen, die Pfeile zwischen den Fingern, die Sehnen halb bis an die Ohren gezogen.
    Die Mädchen, die erst neu zum Kleinen Heer hinzugekommen waren, reihten sich nur langsam ein. Sie wussten noch nicht, wie sie den rauen Befehlen der erwachsenen Offiziere zu folgen hatten. Shea beobachtete mit ein wenig Stolz, wie Tain einigen der Jüngsten dabei half.
    Shea suchte unwillkürlich Crestman, hielt in der Menge nach seinem blonden Zopf Ausschau. Der Junge war während der vergangenen zwei Monate um einige Zoll gewachsen und war nun fast einen Kopf größer als die meisten der kleinen Soldaten, die er umherscheuchte. Seine Brust schwoll vor Stolz, wie stets, wenn sie ihn bei der Ausführung seiner Aufgabe beobachtete. Sie hatte Recht daran getan, den Jungen zu retten. Sie hatte Recht daran getan, den Löwen zu retten.
    Aber was war mit Hartley?, flüsterte eine Stimme in ihrem Unterbewusstsein.
    Was war mit Hartley? Laut Tain waren König Sin Hazars Anwerber früh eines Morgens auf Sheas altes, kleines Haus gestoßen. Tain hatte gerade karges Getreide in Wasser rieseln lassen, als sie die Kindersoldaten aus den Wäldern hervorbrechen hörte. Zuerst hatte Tain gedacht, Shea sei zurückgekehrt und führe Crestman und einige seiner Gefährten zu dem kleinen Haus. Das Sonnenmädchen hatte beim Gedanken an noch mehr zu fütternde Mäuler gegrollt.
    Tain erkannte ihren Irrtum erst, als die Tür des kleinen Hauses so heftig aufgestoßen wurde, dass die spröden Lederscharniere rissen. Die Eindringlinge hatten rasch Seilschlingen um das älteste Sonnenmädchen gelegt, ihr die Arme an den Seiten festgebunden. Tain hatte die Hand um das Getreide geballt, das sie gerade ins Wasser hatte rieseln lassen. Stunden später hatte sie Serena den Getreidebrei auflecken lassen, der sich in ihrer Handfläche gebildet hatte.
    Aber während jenes Morgens, während der langen Stunde, als die Sonne aufging und das Wasser im Kessel verkochte, hatten die Soldaten Tains Kinder, Sheas Kinder, zusammengetrieben. Die Jungen wurden von den Mädchen getrennt, und Seilstücke wurden um die Hände aller geschlungen. Einige wenige Kinder wurden geknebelt, als sie gegen die Eindringlinge protestierten. Hartley hatte jedoch sprechen dürfen, hatte die Erlaubnis erhalten, seinen Löwen friedlichen Gehorsam zu befehlen.
    Die Löwen hatten zugehört, ja, aber die Eulen hatten versucht, Einspruch zu erheben. Torino war in die Mitte des Raumes getreten und hatte die Soldaten mit zur Seite geneigtem Kopf

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