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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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gewinnen, dass sie den Platz eines Menschen bei seiner Geburt festlegten?
    Hal seufzte und schwang sich von seinem Hengst. Er stemmte die Füße auf den Boden und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, bevor er sprach. »Wie heißt du, Mann?«
    Der Schmied hob bei der Frage den Blick, machte aber keinerlei Anstalten zu antworten. Hals Truppen drängten bei dem beleidigenden Schweigen vorwärts, und der König hob eine behandschuhte Hand. »Nenn deinen Namen, Schmied.« Der Riese schüttelte nur den Kopf, hob die Schultern mit einer Bewegung, die ein Achselzucken hätte sein können, wären seine Hände nicht so fest auf den Rücken gebunden gewesen. Hal trat vor und ignorierte das ärgerliche Murmeln seiner Truppen. »Verstehst du mich, Mann?« Der Schmied dachte einen Moment über die Worte nach, bevor er zögerlich nickte. »Dann sag mir deinen Namen.«
    Hal nickte einem seiner Wächter zu, und der Soldat legte seine Schwertspitze zwischen die Schulterblätter des Riesen. Der Schmied schrak vor der Berührung zurück, und dann öffnete er den Mund, als wollte er letztendlich gehorchen. »Maaaahhhh«, brüllte er.
    »Dein Name, Mann!«, befahl Hal.
    »Maaaaahhhhh!«
    Auf Hals kurzen Blick hin drückte der Soldat mit der Klinge fester zu; und der Tonfall der einzelnen Silbe des Mannes wurde vor Verzweiflung schriller. Dennoch unternahm er keinen Versuch, Wörter zu formen. Hal hob angewidert eine Hand. »Halt ein, Mann. Er ist eindeutig nicht im Stande, meine Frage zu beantworten.«
    An die Soldaten gewandt, erhob er seine Stimme. »Haltet diesen Mann unter schwerer Bewachung. Ich will nicht, dass er entkommt und die Amanthianer vor unserem Herannahen warnt. Wir werden ihn mitnehmen, wenn wir morgen weiter nach Norden ziehen.«
    Der Riese stieß ein Brüllen aus und warf den Kopf auf, als wollte er verzweifelt sprechen. Er zerrte an seinen Fesseln und stieß wehklagend bedeutungslose Silben aus.
    »Gebietet ihm Einhalt!«, brüllte Hal. »Knebelt ihn!«
    Fünf Männer waren nötig, um einen Knebel zwischen die Zähne des Riesen zu zwingen, und Hal biss auch selbst die Zähne zusammen. Noch als der König zu seinem Zelt in der Mitte des Lagers schritt, hämmerte sein Herz.
    Hal versuchte, das Entsetzen mit einem Becher Glühwein zu vertreiben, aber er stellte fest, dass sein Magen gegen sein aus einfachem Eintopf bestehendes Abendessen rebellierte. Er verweigerte Tasuntimanu die Bitte um eine Audienz, als er seine Abendmahlzeit einnahm, auch wenn der Ratsherr die Nachricht »im Namen Jairs« sandte. Hal wollte nicht hören, wie sehr die Gefolgschaft seine Reise missbilligte.
    Hal lag bis lange in die Nacht hinein wach, lauschte den Geräuschen des Lagers um ihn herum und dem knisternden Feuer, welches das Schwanenschloss oben auf dem Hügel vernichtete. Schließlich schlief er ein, den Gestank des Holzrauchs und der schmelzenden Steine einatmend.
    Der Morgen dämmerte kalt und grau. Der Winter hatte Amanthia im Griff, und Hal konnte sein Zittern nicht vertreiben, als er sich Wasser auf die geschwollenen Augen spritzte. Er stieg rasch auf sein Pferd und beobachtete von der behaglichen Sicherheit des Sattels aus, wie seine Männer das Lager abbauten. Schimmernde Hitzewogen stiegen noch immer von dem eingestürzten Schloss auf.
    Die Sonne war schon weit über den Horizont gestiegen, als das morenianische Heer seinen langsamen Marsch nach Norden begann. Von dem offensichtlichen Entsetzen des Schmieds verfolgt, hatte Hal Befehle erteilt, dass der Gefangene mit der Vorhut ziehen sollte. Noch während Hal diese Befehle erteilte, runzelte Puladarati jedoch missbilligend die Stirn. »Ist das klug, Euer Majestät? Der Schmied will unsere Streitkräfte eindeutig nicht nach Norden führen. Er muss etwas wissen, was wir nicht wissen. Schickt ihn zur Nachhut unserer Streitkräfte, wo er kein Unheil anrichten kann.«
    »Und seit wann nehme ich Befehle von feindlichen Gefangenen entgegen?« Hal reagierte hitzig. Wenn Puladarati den Gefangenen bei der Nachhut des Heers sehen wollte, so war das der einzige Platz, an dem Hal dem Schmied nicht vertrauen konnte. Für welche Art Narr hielt ihn der Ratsherr? Warum sollte der König einen potentiell mörderischen Riesen hinter sich postieren? Er sollte solch einen Feind besser vorausgehen lassen, um ihn genau im Auge behalten zu können.
    Der Wald ragte zu beiden Seiten der Straße auf. Auch wenn die kahlen Zweige der Bäume wie gesplitterte Knochen wirkten, war Hal für den harten

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