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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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klang müde, aber er nahm sich die Zeit, seinen Worten stählerne Härte zu verleihen. Der frühere Prinzregent hatte es geschafft, Hals geringes Vertrauen in seine zornigen Befehle bezüglich des aufgegebenen Schlosses zu untergraben. Warum war es so wichtig, einen Haufen Steine zu verbrennen? Was versuchte der Mann zu beweisen, und wem? Wie viel länger könnte Hal Puladarati zügeln? Und was würde Tasuntimanu tun, wenn die Schlacht erst eröffnet wäre?
    »Euer Majestät, wir müssen diesen Amanthianern zeigen, dass wir eine Streitkraft sind, mit der man rechnen muss.«
    »Also beweisen wir das, indem wir ein Schloss verbrennen, das sie gegenwärtig nicht besetzen.«
    »Ihr habt die Dorfbewohner gehört, als wir durch das Land ritten. Sie verehren diesen Ort, als wohnten die Tausend Götter hier.«
    »Es ist ein Gebäude, Puladarati. Es ist ein Haufen Steine.«
    »Es ist ein Symbol, Euer Majestät. Diese Nordländer legen großen Wert auf Symbole. Ihr habt die Tätowierungen auf ihren Gesichtern gesehen. Sie glauben, die Schwäne seien dazu bestimmt, sie in allen Dingen anzuleiten. Wenn wir diesen Haufen Steine zerstören, werden sie erkennen, dass wir auch das Volk vernichten können, das ihn errichten ließ. Wir können die Schwäne zu Fall bringen, die sie anführen.«
    Puladarati beugte seine verstümmelte Hand im Handschuh, und Hal widerstand dem Drang, seinen Umhang am Hals enger zu ziehen.
    Die Ruhelosigkeit des ehemaligen Prinzregenten war auf dem langen Ritt nach Norden aufgekommen. Hal konnte sein Bedürfnis, auf und ab zu gehen, sein Verlangen, in Bewegung zu sein, fast spüren, auch wenn er fest auf dem Pferd auf seinem hohen Sattel saß. Puladarati sehnte sich eindeutig danach, von seinen Verpflichtungen gegenüber der morenianischen Krone befreit zu sein. Hal warf einen raschen Blick zu Tasuntimanu und erkannte eine ähnliche Ruhelosigkeit in den Augen seines Bruders aus der Gefolgschaft des Jair.
    Wenn die Nordländer Hal nicht erwischten, würden es seine eigenen Leute wahrscheinlich tun, bevor er jemals nach Morenia zurückkehrte.
    Hal zwang seine Stimme zu ruhiger Vernunft. »Wenn dieses Symbol so wichtig ist, warum wurde es dann unbeaufsichtigt gelassen? Warum waren keine Wachen auf diesem Schloss, keine Soldaten, nicht einmal irgendwelche Dorfbewohner?«
    Puladarati betrachtete den schwelenden Hang und zuckte die Achseln. Doch es war Tasuntimanu, der sprach, als wäre er die Stimme des älteren Ratsherrn. »Das kann ich Euch sagen, Euer Majestät. Ihr saht die Mauer, als wir eintrafen. Ihr saht den Beweis der Grabung.«
    »Ja. Und ich warte immer noch darauf zu erfahren, wer sonst noch ein Interesse daran haben könnte, ein amanthianisches Schloss zu untergraben. Besonders eines, das die kostbaren Schwäne beherbergte. Es wäre eine Sache, wenn die Mauer während des Aufstands zerstört worden wäre, aber diese Steine fielen erst vor wenigen Wochen.« Bevor Hals Adlige etwas erwidern konnten, erklang aus den Wäldern am Fuße des Hügels ein Schrei. Hal riss seinen Hengst gerade rechtzeitig herum, um ein halbes Dutzend seiner Soldaten einen Mann vor sich her hetzen zu sehen, einen wuchtigen Riesen mit den breiten Schultern und der Lederschürze eines Hufschmieds. Die Hände des Gefangenen waren auf den Rücken gebunden, und aus frischen Schnitten lief Blut sein Gesicht herab.
    »Euer Majestät!«, keuchte der Hauptmann, während er den Riesen vorwärtstrieb. »Wir fanden diesen Mann in den Wäldern. Er verbarg sich unter einer Eiche, in der Nähe der Schmiede.«
    Bevor Hal den Gefangenen ansprechen konnte, trat ein weiterer Soldat vor und schlug dem Mann mit der flachen Seite seines Schwertes in die Kniekehlen. »Auf die Knie vor deinen Oberen, Dummkopf!«
    Der Schlag genügte nicht, den Mann hinabzuzwingen, aber der Schmied kniete sich freiwillig hin. Als er den Kopf drehte, um zu Hal aufzublicken, hob sich seine dunkle Tätowierung im Nachmittagslicht ab. Hal sah die Strahlen der Sonne und wunderte sich erneut über die komplizierten Kasten. Wäre es für diesen Riesen nicht sinnvoller, als amanthianischer Löwe zu dienen? Würden seine breiten Schultern und seine vom Schmieden geübten Hände ihn nicht zu einem perfekten Hufschmied für die königlichen Truppen machen? In Morenia wäre ein solcher Mann gewiss in die Soldatenkaste aufgestiegen, auch wenn er nicht das Glück gehabt hätte, für einen solchen Posten geboren zu sein. Sie war töricht, diese Tätowierung. Was konnten sie dadurch

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