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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Rani und Mair. Rani wollte wieder näher an ihre Unberührbaren-Verbündete heranrücken, aber sie sah Mairs Kopfschütteln und kehrte zu ihrem Platz auf dem Boden des Laderaums zurück. Suditha sank neben ihr nieder, ihre Eulentätowierung war so nahe, dass Rani die Linien mit dem Finger hätte nachziehen können.
    Das amanthianische Mädchen war jedoch blind gegenüber Ranis Interesse. Sie war nur damit beschäftigt, die Finger durch ihre langen, feuerroten Locken zu ziehen. Dieses Verhalten genügte, Rani daran zu erinnern, dass Suditha mit einem von Crestmans Leutnants angebandelt hatte. Sie war eine der ersten gewesen, die sich für ihre Rolle im Lager der Jungen erwärmt hatte. Während Rani darauf wartete, dass sich die übrigen Mädchen in einem engen Kreis niederließen, streckte Suditha die Hand aus und berührte ihren fest gewobenen Umhang, den Umhang, den Crestman um Ranis Schultern gelegt hatte, als sie an Deck gestanden hatte. »Das ist ein hübsches Kleidungsstück.«
    »Ja«, sagte Rani und zog es fester um ihre Schultern.
    »Mein Landur hätte mir seinen gegeben, aber er ist oben an Deck.«
    »Natürlich«, sagte Rani gleichgültig.
    »Mein Landur sagt, er wird mir einen pelzgesäumten Umhang schenken, wenn das alles vorüber ist. Nach dem Krieg. Wenn er seinen Anteil bekommen hat.«
    Und er würde ihr ein Seidengewand schenken, dachte Rani verbittert. Und samtene Schuhe. Und einen goldenen Haarreif. Wenn er sie alle aus den Ketten freikaufen könnte. Rani hatte gedacht, Eulen wären geübte Denker und beherrschten die Logik, aber man konnte nicht ermessen, was ein Mädchen sich alles vormachte, wenn sie einsam und ängstlich und weit von zu Hause fort war.
    Rani schwieg, während sich die anderen Mädchen niederließen. Als sie schließlich sprach, tat sie es bewusst so leise, dass sich alle näher heranbeugten. »Wir nähern uns Liantine. Wir nähern uns Liantine, und das Kleine Heer bereitet sich auf den Kampf vor. Etwas solltet ihr jedoch wissen. Etwas, was das ganze Kleine Heer erfahren muss.«
    Rani betrachtete die ernsten Gesichter um sich herum, die im Binsenlicht flackerten. Die Tätowierungen hoben sich von ihren blassen Gesichtern ab. Sudithas Eule und eine Hand voll Löwen. Zwei Schwäne am Rand der Gruppe und Sonnen. So viele Sonnen. Rani schluckte schwer, wandte sich zu Mair um und platzte mit dem Widerspruch heraus, den sie geübt hatten. »Ich kann es nicht tun, Mair. Ich kann mein Volk nicht verraten.«
    »Du hast jetzt keine große Wahl mehr, oder?« Mairs verächtliche Missbilligung erfolgte sofort.
    »Aber Mair, ich bin in Morenia aufgewachsen! Ich wurde im Schatten von König Halaravillis Palast aufgezogen! Halaravilli war für mich wie ein Bruder!«
    »Ein Bruder, das war er? Erzähl mir von Halaravillis Brüdern, Rai. Er hat drei von ihnen verloren, nich’ wahr? Und unter mysteriösen Umständen, um es milde auszudrücken…«
    Rani schluckte bei Mairs Andeutungen schwer. Sie wusste, dass sie diese Scharade fortführen musste. Sie musste den Mädchen Zweifel einflößen. Aber die Worte klangen so sehr nach Verrat… Sie fühlten sich so sehr nach Verrat an. »Ach«, flüsterte sie und zwang sich dann, zum Besten der Amanthianer, zu sprechen. »Ich weiß, du hast Recht, Mair. Es ist nur so, dass ich ihm vertraut habe. Ich dachte, König Halaravilli würde kommen, um mich zu retten.«
    »Er hat größere Interessen als dich, du Närrin!« Mairs Verärgerung klang echt, und auch die Erschütterung auf Ranis Gesicht war nicht gespielt. »Er marschiert nach Norden, durch Amanthia. Er hat einen Thron im Blick, nicht irgendein die Kasten wechselndes Mädchen, nicht irgendeine Närrin, die davon träumt, eine zerstörte Gilde wieder aufzubauen. Gerade jetzt ist er wahrscheinlich im Schwanenschloss und quartiert seine Leute in der großen Halle ein.«
    »Niemand konnte das Schwanenschloss einnehmen!« Das kam von einem der Mädchen in den Schatten am Rande des Kreises. Während Rani vor der Gemeinheit von Mairs Angriff zurückschrak, unterdrückte sie gleichzeitig ein Lächeln – der erste Köder war geschluckt worden.
    »Ja, niemand konnte das«, antwortete Mair dem Mädchen. »Früher war das unmöglich. Aber nachdem das Kleine Heer seine Ausbildung beendet hatte, nachdem sie das Schwanenschloss benutzt hatten, um zu lernen, wie man ganz Amanthia beschützt, blieb es unverteidigt. Es war reif für eine Einnahme durch Halaravillis Heer.«
    »Woher willst du das wissen?« Suditha

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