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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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wirbelte zu Mair herum und warf das rote Haar über eine Schulter zurück, als wäre es eine Waffe. »Woher kannst du, eine Südländerin, irgendetwas über das Schwanenschloss wissen?« Rani unterdrückte erneut ein Lächeln. Die Eule hatte ihre Zeilen gesprochen, als hätte sie den Text für dieses Stück auswendig gelernt.
    Rani nahm das Stichwort auf, zwang Suditha, sich erneut rasch umzuwenden. »Wir haben es erfahren, während wir uns am Hof aufhielten, Suditha. Ich habe es erfahren, als ich an Sin Hazars Seite saß.«
    »Du warst niemals bei Seiner Majestät.«
    »O doch. Ich trug ein Nareeth und ein Balkareen, und ich habe bei einem zu meinen Ehren abgehaltenen Festessen mit König Sin Hazar getanzt.« Ranis hitzige Erinnerungen brannten hinter ihren Worten, und sie beugte sich zu den begierigen Mädchen. »Ich aß am Tisch des Königs, und ich trank aus seinem Becher. Er hat mir sein Wort gegeben, dass er Morenia erobern würde, und dann haben wir vor allen seinen Adligen getanzt.«
    Rani hörte die Tränen hinter ihren Worten, die Empfindungen, von denen sie geglaubt hatte, sie hätte sie in sich eingeschlossen. Aber was nützte es? Woher sollten die Mädchen wissen, dass sich Rani danach sehnte, König Sin Hazar zu töten, nicht mit ihm zu schlafen?
    »Warum bist du dann jetzt nicht bei Seiner Majestät?« Suditha hatte eine weitere Tür geöffnet, ohne es auch nur zu ahnen, und Rani schluckte schwer und unterdrückte die Blutgier, die in ihrer Brust aufwallte. Sollte das Kleine Heer glauben, dass sie sich nach dem König sehnte. Sollten sie glauben, dass Liebe, nicht Hass, sie an die amanthianische Küste zurücktrieb.
    »Ich hatte keine Wahl, ich wurde von Ereignissen und Missverständnissen davongetragen. Außerdem ist nicht wichtig, was ich bei eurem König erfahren habe, sondern nur das, was ich vor langer Zeit erfuhr, als ich an Halaravillis Hof war. Wichtig ist das, was ich erfuhr, bevor ich König Sin Hazar lieben lernte.«
    Da. Das nahm sie ein. Das packte sie.
    »Sag nicht mehr, Rai«, warnte Mair, und Rani konnte die Doppelbedeutung ihrer Worte hören – die falsche Warnung, welche die Mädchen hören sollten, und die verborgene, die Rani daran erinnerte, dass die Mädchen kurz davor waren, ihr ihre Geschichte voll und ganz abzukaufen, wenn sie sie nur nicht zu weit trieb. Mair fuhr fort: »Es führt kein Weg zurück, wenn du diesen Mädchen zu viel erzählst.«
    »Es führt auch kein Weg zurück, wenn ich es nicht tue.« Rani atmete tief ein und zog Crestmans Umhang fester um ihre Schultern. »Halaravilli stellt nicht nur dadurch eine Bedrohung dar, dass er seine Soldaten ins Schwanenschloss einmarschieren lässt. Der König von Morenia hat hier im Norden Männer, die ihm treu ergeben sind. Halaravilli hat Spione, die bereits in Amanthia stationiert sind, Spione in der Nähe König Sin Hazars.«
    »Das ist lächerlich«, schnaubte Suditha, noch während die anderen Mädchen entsetzt nach Luft schnappten. »Seine Majestät hat eigene Spione, deren einzige Aufgabe es ist, morenianische Spione auszurotten, sie zu entdecken und wie Hunde hinzurichten.«
    »Ist es wirklich lächerlich? Ist es so seltsam?« Rani ließ sich von der Passion ihrer Lügen mitreißen. »Ihr Amanthianer werdet bei der Geburt gekennzeichnet. Ihr werdet mit eurem Kastenzeichen tätowiert, als Schwan oder Sonne, Löwe oder Eule markiert.« Rani beobachtete, wie mehr als eine Hand zu einer Wange erhoben wurde, wie mehr als ein Mädchen an ihren Platz unter den amanthianischen Himmeln dachte.
    Rani fuhr fort: »Aber in Morenia ist es anders. Ich wurde als Rani Händlerin geboren, nach der Sichtweise meines Volkes als Händlerin. Aber ich habe meine Kaste gewechselt. Ich habe mir den Weg in die Glasmalergilde erkauft. Dann verließ ich die Gilde und wurde Soldatin und schließlich eine Unberührbare. Zuletzt schloss ich mich den Adligen an. Wie der Erste Pilger Jair habe ich mein Leben verändert.«
    »Der Erste Pilger!«, schnaubte Suditha. »Jair war ein Mensch, kein Gott. Die Tausend Götter haben niemals gewollt, dass die Menschen wie ihr Südländer in Kasten leben.«
    »Sie haben es vielleicht nicht gewollt, aber mein Volk lebt auf diese Art. Und das ist die Art, die manchen von euch Nordländern verlockend schien.«
    »Uns? Wem?« Sudithas Herausforderung wirkte kühn und ebenso starr wie die Eule, die im Binsenlicht auf ihrer Wange flackerte.
    »Al-Marai.«
    Das gemeinschaftliche Keuchen der Mädchen war wie eine auf

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