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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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das Schiff treffende Woge, aber Suditha erholte sich als Erste. »Al-Marai? Der Bruder des Königs?«
    »Ja. Der Bruder des Königs. Der Bruder, der vor ihm geboren wurde, der zuerst geboren wurde, aber das Zeichen eines Löwen trägt. Bei mir zu Hause wäre der erstgeborene Al-Marai der König gewesen. Er hätte ganz Amanthia befehligt, nicht nur seine Heere. Aber hier, wegen des Zeitpunkts in der Nacht, in der Al-Marai geboren wurde, wegen des Zeitpunkts, zu dem seine Mutter ihn herausgepresst hat, ist er nur ein General.«
    »Ein General, der euch Eindringlinge aus dem Süden niederzwingen wird!«
    »Ein General, der bereits beschlossen hat, sich den Eindringlingen anzuschließen!« Ranis Erklärung hallte von den Sparren des Laderaums wider. Sie atmete hastig und nutzte Sudithas offenkundigen Unglauben, um ihre letzte Lüge anzubringen. »Ein General, der sein Geburtsrecht für die Hoffnung verkauft hat, die Kaste wechseln zu können.«
    Ranis Herz hämmerte, während sie zusah, wie Suditha gegen den Unglauben ankämpfte. Die übrigen Mädchen schwiegen, betrachteten die Szene vor sich, als beobachteten sie ein Spiel. Suditha schluckte schwer und sagte: »These. Al-Marai ist der Bruder König Sin Hazars und Amanthia treu ergeben.«
    Rani antwortete, als wäre sie eine geborene Nordländerin, aber sie wandte die Fähigkeiten an, die sie im Süden erlernt hatte, die Tricks, die sie gelernt hatte, als sie sich hinter den Masken aller Kasten ihrer Jugend verbarg. Sie beteiligte sich an der Debatte, als trüge ihre Wange eine Eulentätowierung. »Antithese. Al-Marai ist ein Mensch, der von Eifersucht und Leidenschaft kontrolliert wird wie jeder andere auch.«
    Sudithas Kehle bewegte sich, während sie die anderen Mädchen in dem Laderaum ansah. Sie wollte eindeutig als Eule antworten, wollte das kühle, logische Argument finden, das Ranis Worte widerlegte. Sie wollte an Al-Marai glauben, an König Sin Hazar, an die Ordnung, die man ihr seit ihrer Geburt beigebracht hatte. Aber sie besaß nicht die Macht, den Glauben an ihre Geschichte zu erzwingen.
    Suditha schluckte schwer und sank auf die Fersen zurück, eine Geste, die Rani als Ergebenheit deutete. Nach einem raschen Blick zu Mair sprach Rani zu den anderen Mädchen. »Al-Marai ist ein Mensch. Ein Mensch, der seinen Bruder verraten wird. Ein Mensch, der König Halaravilli die Palasttore öffnen wird, der Amanthia übergeben wird, es sei denn …« Rani hielt inne, und die Mädchen beugten sich wieder vor. »Es sei denn, wir lassen Seine Majestät von der Gefahr wissen.«
    »Aber wie können wir das tun?« Die Frage erklang aus der Mitte der versammelten Mädchen und wurde von allgemeinem Nicken begleitet.
    »Wir können dieses Schiff wenden. Wir können nach Amanthia zurückkehren. Wir können das Kleine Heer in den Hof des Königs einmarschieren lassen und ihn vor der Gefahr warnen.«
    »Du lügst!« Suditha war erneut aufgesprungen. Tränen liefen ihre Wangen hinab, und sie deutete mit einem zitternden Finger auf Rani. »Du stehst hier und erzählst uns Lügen!«
    »Womit habe ich dich belogen, Eule?«
    »Wenn du das wüsstest, wenn du wüsstest, dass König Sin Hazar in Gefahr wäre, hättest du gesprochen, bevor du an Bord dieses Schiffes gingst!«
    Rani sah die Eule unverwandt an, und die Worte fielen ihr zu, als würde sie von Hin, dem Gott der Rhetorik, unterstützt. »These. Ich kannte mein Herz nicht, bevor ich an Bord dieses Schiffes ging.«
    »Antithese«, spie Suditha aus. »Dein Herz ist in Morenia, bei deinem Emporkömmling Halaravilli.«
    »These«, antwortete Rani gelassen. »Mein Herz ist beim Kleinen Heer. Bei seinem Hauptmann Crestman, der meinem einen Herrn und König dient, Sin Hazar.« Rani ließ die Arme an die Seiten sinken, ließ Crestmans Umhang über ihre Lumpen fallen.
    Rani konnte Sudithas Miene lesen wie eine Pergamentrolle. Suditha war eifersüchtig auf Rani. Sie zweifelte an ihrem Soldaten, an Landur. Sie sehnte sich nach einem schlichten Kleidungsstück. Sie sehnte sich nach wahrer Liebe. Rani flüsterte: »Ich habe mein Herz gefunden, Suditha, und ich habe gesprochen, sobald ich die Wahrheit erkannte. Dies geht über Eulen und Thesen und Antithesen hinaus. Dies ist Liebe, Suditha.«
    Die Lippen der Eule bebten, aber sie sprach mit ruhiger Stimme. »Und was verlangst du von uns? Du und dein Umhang und deine Liebe, was verlangt ihr von uns?«
    Da. Der Haken saß.
    »Ich will, dass jede von uns die Nachricht im Kleinen Heer

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