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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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ein Mädchen ausgegeben, das einen Mann liebte. Sie hatte wartend im Bett eines Mannes gelegen, bestrebt, ihn in eine Falle zu locken. Bestrebt, ihn zu töten.
    Nein. Dies war anders, Crestman war nur ein Junge. Nur ein Soldat im Kleinen Heer. Er war nicht Dalarati, kein ausgewachsener Krieger, trotz der Befehlsgewalt über seine jungenhaften Truppen. Crestman gehörte nicht der Gefolgschaft des Jair an. Und Rani brauchte ihn nicht zu töten. Sie musste ihn nur überzeugen, ihm ihre Denkweise nahebringen. Sie brauchte ihr Messer nicht.
    »Wir werden in drei Tagen in Liantine sein«, zwang sie sich zu sagen.
    »Ja.«
    »Und das Kleine Heer wird kämpfen.«
    »Ja.«
    »Sobald Euch gesagt wird, welch ein Kampf das sein wird.«
    »Ich sagte es dir, Rani. Ich werde auf meine Befehle warten.«
    »Ihr wisst, dass sie nicht erfolgen werden! Ihr wisst, dass etwas nicht stimmt!«
    »Ich weiß, dass ich ein Hauptmann im Kleinen Heer bin.«
    »Ist das immer Eure Antwort? Ist das immer Eure Entschuldigung?«
    »Rani, du weißt nicht, wovon du sprichst.«
    »Haben sie Euch auch Euer Gehirn herausgeschnitten, als sie Eure Löwentätowierung fortschnitten? Kommt schon, Crestman! Ich stelle nur die Frage, die Ihr Euch schon stellt, seit Ihr zum Kleinen Heer zurückgekehrt seid! Sie haben Euch Eurer Familie entrissen. Sie haben Euch mit anderen Jungen kämpfen lassen. Sie haben Euch Euer Himmelszeichen fortgeschnitten. Sie haben Euren Hund getötet und sie zwangen Euch, sein Fleisch zu essen. Was veranlasst Euch zu glauben, König Sin Hazar achte auf Euer Wohlergehen? Was veranlasst Euch zu glauben, Liantine wäre ein sicherer Ort?«
    »Ich bin ein Soldat, Rani. Ich bitte nicht um Sicherheit!«
    »Bittet Ihr um den Tod?« Die Tränen, die beinahe übergequollen waren, als sie von Sin Hazars Verführung gesprochen hatte, stiegen wieder in ihr auf. »Crestman, geht es nur darum? Ihr wolltet dem Kleinen Heer entkommen, aber Ihr konntet es nicht? Ihr konntet nicht gehen, als Ihr Shea begegnet seid? Und nun soll das kleine Heer Euch eine andere Fluchtmöglichkeit bieten?«
    »Nennst du mich einen Feigling, Rani Händlerin?« Seine Hände ergriffen ihre Arme, und sie spürte selbst durch seinen Umhang hindurch, wie er vor Zorn bebte. Sie erinnerte sich der Leidenschaft, die in seine Umarmung eingeflossen war, als er sie auf dem Hügel unterhalb des Schwanenschlosses geküsst hatte. Trotzig hob sie das Kinn. »Seid Ihr ein Feigling?«
    Sie glaubte einen kurzen Moment, sie hätte ihn zu hart bedrängt. Sie glaubte, er würde sie über die Reling werfen, sie den Haien und all den anderen Fischen vorwerfen. Sie beobachtete, wie sich sein Kinn anspannte. Sein Gesicht wurde tiefrot, blank vor Zorn, bis auf den starren, weißen Fleck der Narbe, die sich unter seinem linken Auge ausbreitete.
    Rani hob eine Hand, um diese Narbe zu berühren. Sie fühlte sich unter ihrer Fingerspitze kühl an, unglaublich kalt, obwohl der Jungensoldat vor ihr so vom Krieg und der Angst und der Ehre entflammt war. Sie flüsterte: »Ich weiß, dass Ihr kein Feigling seid. Crestman, ich weiß es!«
    Er presste sie an sich, vollendete die Umarmung, die Bashanorandi auf dem Gelände des Schwanenschlosses unterbrochen hatte. Rani war überrascht über die Kraft seiner Arme, als er sie an seine Brust zog, und sie keuchte, als er seine Lippen auf ihre presste. Ihr Herz hämmerte, stärker als zu dem Zeitpunkt, als sie Suditha gegenübergetreten war, stärker als zu dem Zeitpunkt, als sie mit König Sin Hazar getanzt hatte. Stärker als zu dem Zeitpunkt, als sie Dalarati verraten hatte, vor so langer Zeit im weit entfernten Morenia.
    Sie zog den Kopf mühsam weit genug zurück, dass sie an seinem Mundwinkel, an seiner Wange flüstern konnte: »Crestman, ich weiß, dass du kein Feigling bist. Und ich weiß, dass du kein Narr bist.«
    Sie hob einen Finger, um den Rand seiner Narbe nachzuziehen. »Du weißt, dass etwas mit Liantine nicht stimmt, dass du das Kleine Heer einer Gefahr aussetzt. Und du weißt, dass man einem König nicht dienen kann, der Kinder in Gefahr bringt.« Er wollte sprechen, aber sie senkte den Finger auf seine Lippen, brachte ihn zum Schweigen. »König Sin Hazar hat das Kleine Heer aufgebaut, um seinen Zwecken zu dienen, aber nicht der Krieg ist sein Zweck. Nicht der Krieg gegen Liantine. Er will Morenia. Er will Hal und Morenia und alle südlichen Länder erobern. Das Kleine Heer ist nur ein Werkzeug dafür, ebenso wie Davins Esser oder sein Fluggerät.

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