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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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zu teilen. Es wäre innerhalb von vierzehn Tagen allgemein bekannt gewesen.«
    Hal hörte die Erklärung – klar, einfach, unanfechtbar. Ein Teil von ihm wollte aufschreien, die Torheit der Gefolgschaft verurteilen. Sie spielten mit Menschenleben! Sie manipulierten lebende, atmende Wesen, Wesen, die den Tausend Göttern heilig waren!
    Aber ein anderer Teil von Hal war von der Schönheit ihres Plans wie betäubt. Amanthia von innen erobern. Eine Marionette auf den Thron setzen. Das amanthianische Kastensystem gegen das Königreich benutzen. Wie vieles die Gefolgschaft erkannte… Wie viel sie verstand!
    »Und wenn ich Sin Hazar herausfordere, sind alle Eure Pläne zunichte.«
    Tasuntimanu nickte und lächelte zum ersten Mal während dieses Austauschs. Hal fühlte sich, als wäre er ein begriffsstutziger Schüler, der eine Lektion schließlich begriff.
    »Wenn ich Amanthia erobere, dann wird es Teil von Morenia. Ich nehme Sin Hazars Thron ein. Nicht Bashanorandi.«
    »Ihr seht, warum wir das nicht zulassen können! Nicht bei den Auslagen unserer Schatzkammer zum Erwerb der Yrathi. Nicht angesichts der Jahre, die wir damit verbracht haben, die Amanthianer zu taxieren. Nicht bei unseren Plänen für die Liantiner.«
    Hal sah mehr als das. Er sah die unausgesprochene Drohung hinter Tasuntimanus Worten. Wenn die Gefolgschaft beabsichtigte, Hal an der Macht zu belassen, wenn sie beabsichtigte, ihn Morenia bis zu seinem natürlichen Tod regieren zu lassen, dann wäre sie bereit, ihn Amanthia seinem Königreich einverleiben zu lassen. Sie wäre bereit, ihn die gegenwärtige Schlacht gewinnen und in seinem Sieg schwelgen zu lassen.
    Aber die Gefolgschaft hatte andere Pläne für Hal.
    Der König schüttelte ungläubig den Kopf und fragte sich, wie er so töricht hatte sein können, wie er der schattenhaften Gemeinschaft von Verschwörern hatte vertrauen können. Er zwang sich zu sagen: »Und Ihr erwartet, dass ich nachgebe, einfach so.«
    Wie hatte er jemals an die Gefolgschaft glauben können? Doch er hatte ihre Hilfe nur allzu bereitwillig akzeptiert, als sein eigener Thron auf dem Spiel stand. Er hatte die Gefolgschaft willkommen geheißen, als sie ihm dabei half, Feliciandas verräterische Verschwörung in Morenia zu vereiteln.
    Genug. Es war an der Zeit, diese Farce zu beenden. Hal stützte die Hände auf den Altar und straffte die Schultern, während er sich zu Tasuntimanu beugte. »Ich werde Eurer Gefolgschaft niemals nachgeben, Tasuntimanu.«
    »Euer Majestät?«
    »Ihr habt Recht. Ich hätte in Morenia tatsächlich häufiger mit Euch sprechen sollen. Ich hätte auf dem langen Zug nach Norden mit Euch sprechen sollen. Ich hätte vollkommen klarmachen sollen, dass ich der Gefolgschaft niemals – niemals! – erlauben werde, mir vorzuschreiben, wie ich mein Königreich regieren soll.«
    »Euer Majestät, Ihr dürft solche Dinge nicht sagen. Es ist gefährlich, endgültige Worte zu äußern.«
    »Gefährlich? Lasst mich Euch Gefahr erklären, Tasuntimanu. Es ist gefährlich, mir zu drohen. Es ist gefährlich, Rebellion zu schüren. Es ist gefährlich, dem König von Morenia gegenüber von Verrat zu sprechen!«
    Tasuntimanu reagierte schneller, als Hal für möglich gehalten hatte. In einem Moment stand der Mann noch vor ihm, fett und selbstgefällig, die dicklichen Hände locker an den Seiten. Im nächsten Moment hatte er schon sein Schwert gezogen und sprang über den Altar.
    Wäre Hal nicht instinktiv zurückgewichen, wäre er durch Tasuntimanus Streich enthauptet worden. »Wachen!«, brüllte Hal und legte all seinen Zorn in den Schrei. »Wachen! Zu mir!«
    Tasuntimanu keuchte wie ein Wahnsinniger und schwang wild sein Schwert. »Gefahr! Gefahr, sagt Ihr!« Er kippte den Altar um und griff Hal erneut an, der hinter einen Zeltstuhl auswich. Der König tastete nach seinem Messer, wollte verzweifelt zum Bett gelangen, zu seinem Schwert. Er hatte keinen Atem übrig, um erneut nach seinen Soldaten zu rufen. Tasuntimanu brüllte: »Ihr habt noch keine Gefahr kennen gelernt, Halaravilli ben-Jair!«
    Der Ratsherr durchschlug den Zeltstuhl, und seine Klinge verhakte sich an der geschlitzten Rückenlehne. Hal sprang beiseite und stolperte über eine Kiste, einen niedrigen Kasten mit einer darauf liegenden Karte der amanthianischen Hauptstadt. Hal tastete nach einer Waffe, nach einem Zeigestock, nach irgendetwas. Seine Finger schlossen sich um eine tönerne Öllampe, so dass heißes Öl auf seine Handfläche spritzte. Er zuckte

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