Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
weitaus tiefer war als Farsos jungenhafter Tenor. »Tasuntimanu.«
    Der Ratsherr verbeugte sich leicht, sein breites Gesicht blieb dabei ungerührt. »Sire.«
    »Wo ist Farsobalinti? Was habt Ihr mit ihm gemacht?«
    »Nichts, Euer Hoheit. Ich sagte ihm, er solle einen Spaziergang machen, um sich an einem der Lagerfeuer zu wärmen. Ich sagte ihm, ich würde Euch heute Abend dienen. Ich bin gekommen, um mit Euch allein zu sprechen, Sire. Von Mann zu Mann.«
    Hal wollte seine Wachen rufen, hielt aber inne. Wenn Tasuntimanu ihn hätte töten wollen, hätte der Graf ihn niederstrecken können, während er im Gebet kniete. Der Ratsherr musste einen anderen Zweck verfolgen. Hal ergriff die Vorsichtsmaßnahme, hinter den Altar zu treten, das hölzerne Gestell zwischen sie zu bringen. Er wünschte, er hätte sein Schwert bei sich, aber er hatte die Waffe auf der anderen Seite des Zeltes gelassen, sie achtlos auf sein niedriges Bett geworfen, als er beschlossen hatte zu beten. Hal zwang seine Stimme zu Gelassenheit und fragte: »Was wollt Ihr, Tasuntimanu?«
    »Ich versuche seit zwei Wochen, mit Euch zu sprechen, Euer Hoheit.«
    »Ich war damit beschäftigt, einen Krieg zu führen.«
    »Nicht zu beschäftigt, um Euch mit Lamantarino zu treffen.«
    »Möge er auf den himmlischen Feldern wandeln«, sagte Hal fromm und vollführte ein religiöses Zeichen über seiner Brust.
    Tasuntimanu tat es ihm gleich, aber er sprach bereits erneut, noch bevor er die Hand wieder gesenkt hatte. »Nicht zu beschäftigt, um Euch mit Lamantarino zu treffen oder mit Euren anderen Ratsherren.«
    Hal seufzte. »Ich wollte Euch nicht meiden, Tasuntimanu.« Er hoffte, dass die echte Müdigkeit in seiner Stimme genügte, die Lüge zu verhüllen.
    »Wenn ich nur für mich mit Euch sprechen wollte, Euer Majestät, wäre das eine Sache. Aber ich komme auch im Namen anderer. Anderer, die sich mit Eurem Schweigen nicht abfinden können.«
    »Anderer?«
    »Ja.« Tasuntimanu trat zum Altar und legte seine breiten Hände auf die hölzerne Oberfläche. Hal zog seine Finger zurück, wollte dem Adligen nicht erlauben, seiner Haut so nahe zu kommen. »Ich spreche für die Gefolgschaft, Euer Majestät. Ich komme in ihrem Namen zu Euch.« Tasuntimanu betrachtete Hals Gesicht und fand anscheinend nicht die gesuchte Erkenntnis. »Die Gefolgschaft des Jair«, drängte er.
    »Ich habe Euch verstanden, Mann.«
    »Ihr habt dort in der Stadt Versprechen abgegeben, Euer Majestät. Ihr sagtet Glair, Ihr würdet meinen Rat suchen, bevor Ihr handeltet.«
    »Ich hatte keine Gelegenheit, Euch zu Rate zu ziehen, Tasuntimanu. Als ich erfuhr, dass Lady Rani hingerichtet worden war, musste ich sofort handeln. Ich musste meine Heere nach Norden bringen, um die Lady zu rächen. Um die Ehre meines Königreichs zu bewahren.«
    Tasuntimanu beugte sich vor und packte Hals Handgelenke. Der König zuckte instinktiv zurück, wollte seine Hände befreien, aber der Adlige festigte seinen Griff nur noch. Seine spateiförmigen Finger gruben sich tief in Hals Fleisch, zogen den König vorwärts, bis ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. »Musstet Ihr, Euer Majestät? Musstet Ihr nach Norden reiten?«
    »Ich bin ein König«, platzte Hal heraus, »vor den Tausend Göttern gesalbt! Nehmt Eure Hände fort, sonst rufe ich meine Wachen.«
    »Ihr wart ein Mitglied der Gefolgschaft, bevor Ihr König wurdet«, erwiderte Tasuntimanu, ließ Hal aber los. »Wir erinnern uns an die Eide, die Ihr geleistet habt, auch wenn Ihr sie anscheinend vergessen habt.«
    »Ich habe nichts vergessen.« Hal beugte die Arme und schlang den Umhang fester um seine Schultern. »Nichts.«
    Tasuntimanu betrachtete ihn einen Moment und schüttelte in grimmigem Missfallen den Kopf. »Ihr müsst Euch die Sache nicht so schwer machen, Euer Majestät. Wenn Ihr mir nur früher gestattet hättet, mit Euch zu sprechen, bevor wir so weit nach Norden reisten. Bevor Ihr die Belagerung Amanthias begannt.« Der Adlige trat zurück. »Die Gefolgschaft des Jair befiehlt allen ihren Mitgliedern, sich nicht in ihre Angelegenheit in Amanthia einzumischen. Ihr müsst Euren Männern befehlen, im Morgengrauen das Lager abzubauen. Brecht die Belagerung ab und kehrt nach Morenia zurück.«
    Hal wollte ungläubig lachen. »Abbrechen…«, begann er, hielt aber inne, als er erkannte, dass Tasuntimanu nicht lächelte. »Ihr meint es tatsächlich ernst! Ihr denkt, ich könnte einfach den Winter über nach Süden reiten und die

Weitere Kostenlose Bücher