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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Hartley wissen. »Wenn du diesen Crestman meinen Löwen überlässt, werden wir dafür sorgen, dass seine Verfolger uns niemals finden. Wir können uns seines Leichnams weit von hier entfernt entledigen. Die Männer des Königs werden uns keine schwierigen Fragen über einen ihrer Deserteure stellen können, selbst wenn sie uns finden.«
    »Er ist noch ein Kind«, argumentierte Torino, die älteste Eule. »Du kennst die Lehren der Tausend Götter. Wir dürfen kein Kind töten.«
    »Wer sagt, dass er ein Kind ist?«, widersprach Hartley. »Er ist alt genug, um allein durchs Land zu ziehen. Er war alt genug, sich König Sin Hazar anzuschließen.«
    »Er kann nicht älter sein als du!«, erwiderte Torino.
    »Und vielleicht bin ich kein Kind mehr«, konterte Hartley. »Außerdem war dieser Crestman bereit, Shea zu töten.« Hartley hob eine Hand an die Tätowierung auf seiner Wange, betonte seine Löwenmacht mit einer plumpen Fingerspitze.
    »Aber er hat sie nicht getötet.« Torino gab nicht nach.
    »Ihr Eulen solltet die Denker sein!« Hartley wandte sich zu den Eulenkindern um, und Shea hörte heraus, dass sich der Junge über sich selbst ärgerte, sich darüber ärgerte, dass seine Löwen Crestman auf die Lichtung hatten gelangen lassen. Hartley und seine Löwen hatten die Himmelskinder im Stich gelassen, und der Verstoß hätte für sie alle tödlich enden können. »Ihr solltet diejenigen sein, welche die Antworten finden!«
    Eine der jüngsten Eulen erhob sich. »Wir sind in der Tat Eulen, Löwe. Daran solltest du nicht zweifeln.« Sie wandte sich an ihre Gefährten. »Also los. Wie Pater Nariom es uns gelehrt hat, unten im Dorf. These: Wir dürfen töten, um uns zu schützen.«
    »Antithese«, widersprach eine weitere Eule augenblicklich. »Kein Kind darf getötet werden.«
    »These«, rief ein drittes Kind. »Kinder, die für König Sin Hazar kämpfen, bedrohen unsere Sicherheit.«
    »Ihr wisst nicht, ob er wirklich für den König gekämpft: hat!«, begehrte eine der jüngsten Eulen auf. »Shea sagt, er sei desertiert!« Die Debatte wurde zu einem kindlichen Streit.
    Shea hob eine Hand an die schmerzenden Augen und schüttelte den Kopf, während sie zum Eingang des kleinen Hauses wankte. Die Nacht war von Licht überflutet. Es war Vollmond; er schien so hell, dass er den Löwen beinahe überstrahlte.
    Während Shea dem Wind in den Bäumen am Rand ihrer Lichtung lauschte, fühlte sie sich in eine Zeit zurückversetzt, in der alle Himmelskinder ihren Platz gekannt hatten. Damals, als Bram und Pom und Larina noch gelebt hatten, als sie nicht für diese kunterbunte Schar verantwortlich gewesen war, für dieses Gewirr von Richtig und Falsch und Vielleicht. Vor langer Zeit war der König ein guter Mensch gewesen, ein Mensch, der für sein Volk gesorgt hatte, selbst wenn er viele Meilen entfernt auf seinem Thron saß. Niemand hatte den König in jener Zeit, vor dem Aufstand, gefürchtet.
    Shea schloss die Augen und erinnerte sich an Larinas kindliches Lachen, an ihre Freude über die Welt rund um sie herum. Das kleine Mädchen hatte jeden Morgen seine Arme um Sheas Hals geschlungen und ihre silbern gekennzeichnete, weiche Wange an Sheas sonnengestirnte Wange geschmiegt. Selbst jetzt konnte die Frau Larina in ihrem Atem spüren, in ihren Knochen, und hörte flüchtig, wie ihre Tochter ihr ins Ohr flüsterte: »Ich liebe dich, Mami. Ich weiß, dass du immer für mich da sein wirst.«
    Bevor Shea antworten konnte, fühlte sie sich jäh wieder in ihr kleines Haus versetzt. Sie glaubte einen Moment, ihre eigenen Träume hätten sie wieder hierhergezogen, aber dann hörte sie den unterdrückten Schrei erneut. Sie trat an Crestmans Seite, bevor die übrigen Kinder ihn erreichen konnten.
    Der junge Soldat war an den einzigen stabilen Stuhl in dem kleinen Haus gefesselt, seine Arme waren fest nach hinten gezogen. Sie hatten ihm einen Lumpen über die Augen gebunden, und ein Knebel teilte seine ausgedörrten Lippen. Er stöhnte und wiegte sich in einem Traum vor und zurück.
    »Still«, murmelte sie und legte ihre rissige Hand an seine Wange. »Still, kleiner Löwe. Es ist alles in Ordnung. Du bist in meinem Haus, hier bei deinen Brüdern und Schwestern. Es wird dir gut gehen. Du bist in Sicherheit.«
    Crestman beruhigte sich unter ihrer tröstenden Berührung, obwohl er nicht aufwachte. Shea saß bis lange in die Nacht neben seinem Stuhl, wiegte sich ebenfalls vor und zurück und dachte an Pom. Dachte an ihren verlorenen Sohn,

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