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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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der bei der ersten Welle von Kindern gewesen war, die in den Wirbelwind von König Sin Hazars Intrigen eingesogen wurde, nachdem der Aufstand niedergeschlagen worden war. Shea dachte an die weisen Männer im Dorf, die zunächst beschlossen hatten, sich wegen der Steuern gegen ihren König aufzulehnen, wegen kaltem, hartem Geld. Sie dachte an Hunger und Ehre und Hilflosigkeit, an hilflose Kinder.
    Am nächsten Morgen stellte sich Hartley gegen Shea, als Tain Schalen mit Eichelporridge austeilte. Shea wusste, dass die Schleimsuppe bitter war, aber zumindest konnte sie den kleinen Bäuchen unter ihrem Dach etwas zukommen lassen. Sie füllte eine zusätzliche Schale und wollte sie zu Crestman hinüberbringen.
    »Der Gefangene darf nicht essen.« Hartleys Stimme klang tonlos.
    »Unsinn! Er ist ein Junge im Wachstum!«
    »Er ist ein Junge im Wachstum, der dich töten wollte. Du riskierst unsere und deine eigene Sicherheit, wenn du ihn nährst.«
    »Hartley, ich kann ihn nicht verhungern lassen. Dann wäre ich nicht besser als König Sin Hazar.«
    »Torino«, rief Hartley.
    Die Eule stimmte ihm sofort zu. »Der Löwe sagt die Wahrheit, Sonnenfrau. Dieser Soldat hatte die Absicht, uns zu töten. Uns zu töten und unsere Nahrung zu stehlen.«
    »Aber was…« Shea brach ab, überwältigt von der Vorstellung, dass sie – eine Sonnenfrau – mit einer Eule streiten sollte. »Was ist, wenn er nicht desertiert ist? Ich glaubte, er wäre desertiert. Es sah so aus. Aber was ist, wenn er nur Truppen für König Sin Hazar aushebt?«
    »Ist das in irgendeiner Weise besser?« Torino neigte den Kopf zu einer Seite, und er klang aufrichtig interessiert an Sheas Gedanken.
    »Es würde bedeuten, dass er kein schlechter Mensch ist. Er bemüht sich nur, den Befehlen seines Königs zu folgen. Er versucht nur, Soldaten für das Kleine Heer auszuheben.«
    »Aber dann würde sein König ihm befehlen, alle Jungen mitzunehmen. Und auch Serena.«
    Natürlich wollte König Sin Hazar die Jungen – welches Himmelszeichen auch immer sie trugen. Und er wollte Serena. Er wollte alle Schwanenkinder in Amanthia, alle potentiellen Anführer aus Sheas rebellischer Provinz, auch wenn der Aufstand vorüber war, schon seit Jahren vorüber war.
    Arme Serena. Das blasse, mondsüchtige Kind schlief sogar jetzt, in ihrem kleinen, eigenen Bereich unter dem Dachsims zusammengekauert. Die starken Strahlen der Sonne waren zu viel für Serena – wie könnte das Schwanenmädchen König Sin Hazars Militärlager überstehen?
    »Gut«, willigte Shea nach einem langen Moment der Unentschlossenheit ein, und die Worte schmeckten bitter in ihrem Mund. »Um meine Kinder zu retten.«
    Hartley nickte anerkennend. »Also gut. Dann sollten wir uns alle bereitmachen. Wir werden zum Fluss gehen und versuchen, ein paar Fische zu fangen. Die Forellen sollten ihre Wanderung inzwischen begonnen haben.«
    »Vorsicht, Löwe!«, fauchte Shea. »Wir Sonnenleute wissen, wie man Nahrung sammelt, nicht ihr Löwen. Hast du bereits vergessen, was geschehen ist, als ihr das Wildschwein jagen wolltet?«
    Hartley wirkte beschämt, und Shea schluckte den Ärger hinunter, der ihre Kehle zuschnürte. Zuerst stritt sie mit einer Eule, und jetzt war sie ärgerlich auf einen Löwen! Was geschah mit der Welt? Welches Übel hatte König Sin Hazar sogar in ihrem eigenen Hause bewirkt?
    Es hatte keinen Sinn, Hartley vorzuführen, besonders nicht vor den anderen. »Aber du hast Recht«, sagte Shea nach einem Moment der Unsicherheit. »Fisch wäre lecker.«
    Erst als Hartley die Kinder versammelt hatte, beschloss Shea, sie nicht zu begleiten. »Geht ihr voraus, Hartley. Nehmt die Eulen und die Sonnen mit. Sie brauchen alle Sonnenlicht und frische Luft. Nein, nein, Torino, keine Widerworte. Nimm deine Eulen und führt eure Debatten am Fluss durch. Tain, behalte sie alle im Auge.«
    »Aber kommst du nicht mit?« Tain schien besorgt.
    »Ich habe hier Dinge zu erledigen. Dieses Haus bringt sich nicht von selbst in Ordnung.«
    Hartley runzelte die Stirn. »Ich kann keine Löwen zu deinem Schutz erübrigen.«
    »Unsinn. Du musst auf jeden Fall jemanden hierlassen, der auf Serena aufpasst.«
    »Aber das ist ein zusätzliches Risiko mit dem Gefangenen.«
    »Mit einem fünfzehnjährigen Jungen, der an einen Stuhl gefesselt ist? Ich bin vielleicht eine Sonnenfrau, Hartley, aber ich bin nicht dumm. Ich kann auf mich selbst aufpassen.« Hartley grollte, ließ aber seine beiden besten Löwen als Beschützer des kleinen

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