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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Hauses zurück. Er blickte sich bei jedem Schritt um, führte die übrigen Kinder aber zum fernen Flussufer.
    Shea versicherte sich, dass die zurückgelassenen Löwen damit beschäftigt waren, den Horizont zu beobachten, bevor sie ins Haus zurückging. Sie trat unbewusst zur Feuerstelle und schaute auf Crestman hinab.
    Crestman. Solch ein harter Name für solch einen jungen Soldaten.
    Hartley hatte den Knebel des jungen Mannes fester gezogen, und das grobe Tuch schnitt in die Mundwinkel des jungen Löwen ein. Seine Augenbinde war irgendwann während der Nacht heruntergerutscht, und er sah sie finster an, wobei seine narbige Wange in der Düsterkeit fahl schimmerte. Shea dachte an Pom, an die Art, wie ihr Sohn gewütet hatte, als sie ihn für den Diebstahl von Bonbons im Dorf bestraft hatte. »Ich hatte nichts hiermit zu tun, Kind. Der Löwe beschützt uns. Daran solltest du dich aus der Zeit erinnern, bevor du dein Schicksal mit dem König Sin Hazars vereintest. Nun werde ich dich füttern, wenn du schwörst, ruhig zu bleiben. Wenn die Löwen dich hören, werde ich mich gegenüber Hartley verantworten müssen. Versprichst du es?«
    Sie hielt eine Schale Porridge so, dass er das Essen sehen konnte, das er ansonsten versäumen würde. Sie stellte sich vor, dass sich sein Magen vor Hunger verkrampfte. Beeren waren keine Mahlzeit für einen Jungen im Wachstum. Außerdem hatte er ihren kargen Vorrat schon vor Stunden gegessen. Crestman nickte zumindest. Sie stellte die Schale auf den Boden, während sie seinen Knebel löste.
    »Lasst mich gehen!«, flüsterte er, sobald er wieder Speichel im Mund spürte.
    »Das kann ich nicht tun, Junge.«
    »Sie werden mich töten!«
    »Und König Sin Hazar wird uns alle töten, wenn du ihn hierher führst. Uns töten oder meine Jungen für das Kleine Heer stehlen.« Shea sprach ruhig, rang um Vernunft, als wäre sie eine Eule.
    »Ich werde ihn nicht hierher führen. Das verspreche ich. Ihr hattet Recht. Ich habe das Heer des Königs tatsächlich verlassen. Ich will kein Soldat mehr sein.«
    »Er wird dich dennoch finden. Er wird deiner Spur folgen und dich in sein Lager zurückbringen.«
    »Aber ich werde nichts von Euch erzählen! Das verspreche ich!«
    »Du wirst keine Wahl haben. Wir haben Geschichten über den König gehört, über das, was er den Kindern antut, die desertieren.«
    »Nichts Schlimmeres als das, was Eure Löwen mir antun werden!«
    »Sie werden tun, was sie tun müssen. Sie werden tun, was das Beste für uns alle ist.«
    »Für euch alle. Nicht für mich.« Crestmans Stimme brach bei seinem rauen Flüstern. »Ihr wisst, dass sie mich töten werden.« Seine Augen schwammen in Tränen.
    »Ich weiß nichts dergleichen. Pater Nariom hat meine kleinen Eulen gut unterrichtet. Sie werden darüber nachdenken und entscheiden, was richtig ist. Willst du nun essen oder nicht? Ich muss den Boden aufwischen.«
    Sie glaubte einen Moment, Crestman würde sie fortschicken. Dann knurrte der Magen des Jungen, laut genug, dass sie es in dem kleinen Raum hören konnte. »Ich werde essen.«
    Sie fütterte ihn mit der bitteren Schleimsuppe, wobei sie den Löffel dazu benutzte, verschütteten Porridge von seinem Kinn zu streifen. Sie ignorierte die Tränen, die seine Wangen hinabliefen und silberfarben vor der Narbe seiner fehlenden Tätowierung schimmerten.
    Die Sonne ging bereits unter, als die anderen Kinder zu dem kleinen Haus zurückkehrten. Shea hörte sie, bevor sie sie sah. Ihre Stimmen hallten von den Bäumen wider. Als die Gruppe aus dem Wald trat, waren sie froh gelaunt, sangen und jauchzten. Vier der Kinder hielten auf Schnüre aufgereihte Fische in der Hand – geschmeidige, silberfarbene Forellen, die im ersterbenden Sonnenlicht zappelten.
    Shea lobte ihre Schützlinge überschwänglich, machte verschwenderische Komplimente, während Tain das Abendessen kochte. Sie wollte Crestman so gerne etwas von dem flockigen Fisch geben, aber sie wagte es nicht. Sie hatte ihn beim ersten Laut der anderen Kinder wieder geknebelt, und nun bemühte sie sich, ihr Schuldgefühl zu ignorieren.
    Hartley wandte sich ihr zu, nachdem alle zu Ende gegessen hatten, nachdem die Kinder das zarte Fleisch von den Köpfen und Schwänzen und Flossen gesaugt hatten. Sheas Magen verkrampfte sich bei dem ernsten Ausdruck auf seinem Gesicht. »Wir haben eine Entscheidung getroffen. Crestman muss sterben.«
    »Nein!«
    »Wir haben keine andere Wahl. Wenn wir ihn gehen lassen, wird er wahrscheinlich von König

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