Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin
Runzeln in einem stark gefurchten Gesicht wirkte. Er schluckte schwer und wandte sich dann unmittelbar an Bashi. »Verzeiht, mein Prinz. Ihr batet darum, informiert zu werden, wenn wir uns einer der Küstenstädte nähern. Riversmeet liegt unmittelbar jenseits dieser Landstelle. Es kommt in Kürze in Sicht.«
»Danke.« Bashi nickte kurz und entließ den Seemann mit einer Handbewegung. »Parkman!«, rief er und schaute an Rani vorbei zum Großmast des Schiffes.
Rani hatte nicht auf den Soldaten geachtet, der hinter ihr stand, obwohl es derjenige Kämpfer war, der Farantili ermordet hatte. Bashi hatte seine Soldaten auf dem Schiff die ganze Zeit um sich, als fürchte er um seine Sicherheit. Oder als glaube er, dass die Wächter seinen Status erhöhen würden, da er in ein fremdes Land zog. Nun trat Parkman vor und legte eine fleischige Hand auf sein Kurzschwert. Er blinzelte im Morgenlicht, so dass sich der eintätowierte Löwe unter seinem linken Auge kräuselte. »Ja, Herr?«
»Bring Ranita Glasmalerin unter Deck. Sorge dafür, dass sie dort bleibt, bis wir Riversmeet passiert haben.«
»Was!«, begehrte Rani auf und spürte bereits, wie sich ihr Magen verkrampfte. Sie wirbelte zu Bashi herum, aber er hatte sich wieder dem Bug des Schiffes und der schäumenden Spur zugewandt, die das Schiff durch den Ozean schnitt. »Warum tut Ihr das?« Als Bashi nicht antwortete, wandte sich Rani an den Soldaten. »Was habe ich getan? Warum werde ich bestraft?«
Parkman sah Bashi unbehaglich an, aber als der Prinz weiterhin schwieg, antwortete der Soldat mürrisch: »Wenn wir diese Stelle umrunden, treffen wir auf eine Stadt. Seine Lordschaft will nicht riskieren, dass Ihr eine Nachricht schickt.«
»Eine Nachricht? Wem genau sollte ich etwas anzeigen? Und womit?«
»Seine Lordschaft will das Risiko nicht eingehen.«
Rani wollte eine heftige Erwiderung ausstoßen, gerade als der Soldat nach seinem Kurzschwert griff. Bevor er die gebogene Waffe jedoch ganz gezogen hatte, unterdrückte Bashi ein Stöhnen. »Geh einfach, Ranita.«
»Mir wird dort unten übel.«
»Unsinn. Das Meer ist recht ruhig.«
»Für Euch vielleicht«, argumentierte Rani. »Für mich fühlt es sich so an, als versuchte ich, auf einem Karren zu stehen, der von einem Gespann ungleichmäßig laufender Ochsen gezogen wird. Bitte, Bashanorandi!«
Bashi warf einen raschen Blick in Parkmans Richtung. »Nun, Mann, bring Ranita Glasmalerin unter Deck und pass auf, dass sie dort bleibt. Mair auch.«
Da sie den stinkenden Laderaum mit seiner heißen, schalen Luft unbedingt meiden wollte, klammerte sich Rani verzweifelt an die hölzerne Reling und zuckte auch kaum zusammen, als sich dabei der Schorf an ihrer Handfläche anspannte. »Bitte, Euer Hoheit. Der Wind ist das Einzige, was hilft! Lasst mich einfach die Fi… die Delfine beobachten! Ich verspreche…«
Wie als Antwort auf Ranis Flehen sprangen die Delfine in diesem Moment aus dem Meer. Die vier Akrobaten schwebten nur einen Augenblick in der Luft und flogen dann in einem unglaublich anmutigen Bogen über das Wasser.
Dieses Mal sah Rani jedoch, dass die glatten, schwarzweißen Tiere nicht allein im Meer waren. Während sie beobachtete, wie die geschmeidigen Körper wieder eintauchten, drang ein größerer Umriss aus dem Schatten des Schiffes herauf und glitt aus der Dunkelheit heran.
Rani sah entsetzt, wie sich der Schatten zu einem Körper mit silberfarbenen Flanken verdichtete. Sie konnte ein gähnendes Maul ausmachen, mit Reihen um Reihen spitzer, weißer Zähne. Während Rani noch aufschrie, schnappte sich der Riesenhai einen der Delfine und nagte einen entsetzlichen Augenblick an dem schwarzweißen Fleisch. Die Gischt am Bug des Schiffes wurde karmesinrot, und dann verschwand der Hal wieder unter dem Schiff. Die übrigen Delfine erholten sich rasch von der Gefahr und schwammen aufs Meer hinaus, wo ihre gebogenen Rücken unter der plötzlich kalt gewordenen Sonne dahinglitten.
Rani starrte auf den Flecken Wasser, der sich verfärbt hatte. Der Hal war bereits verschwunden und der verspielte Delfin nur noch eine Erinnerung.
Bashis Stimme erklang über den Bug. »Parkman, bring sie hinunter, sonst finde ich jemanden, der es kann.«
Rani wandte sich vom grausamen Meer ab und trat zur Leiter und der rollenden, stinkenden Dunkelheit unter Deck.
König Halaravilli schlug mit der Faust auf den Ratstisch, so dass die Pergamentrollen auf der Tischplatte verstreut wurden. »Verdammt, Mann! Ich weiß,
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