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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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kann.« Rani spie ins Wasser. »Und auch darauf, von diesem elenden Schiff herunterzukommen.«
    »Vielleicht werden wir uns dieses Schiff noch herbeiwünschen, bevor dies alles vorüber ist.« Mair blickte wieder zur Küste, zum Ufer, das sich neben ihnen erstreckte. Es war seltsam, dachte Rani. Sie waren nahe genug, das Land zu sehen, nahe genug, um die vage Linie zu erkennen, wo Erde und Meer zusammentrafen. Aber sie könnten ebenso gut endlose Meilen entfernt sein, so wenig nützte es ihnen. Sie konnten keine Ansiedlungen entlang der Küste ausmachen, und sie waren zu weit entfernt, um irgendwelche Menschen zu erkennen. Sie waren ebenso verlassen, als wanderten sie durch einen Wald.
    Wie um ihre Einsamkeit zu unterstreichen, nutzten die Seeleute diese Gelegenheit, um das Deck ihres knarrenden Schiffes zu überspülen. Bashi hatte es Rani am ersten Abend, nachdem sie an Bord des Schiffes gegangen waren, erklärt – das Meerwasser ließ das Holz quellen, so dass die Fugen fester zusammengepresst wurden und das Schiff seetüchtig blieb. Rani begriff die Logik, aber sie missbilligte die Notwendigkeit. Der Geruch des Meerwassers, Fisch und Salz, genügte, um ihr Galle in die Kehle steigen zu lassen. Das Wasser schien den Gestank des Teers auszulaugen, der die Leinen und Fugen am Schiff versiegelte. Rani kletterte ergeben auf eine Rolle groben Hanfs und versuchte erfolglos, ihre Ledersohlen vor der Feuchtigkeit zu schützen. Nachdem Rani dabei geholfen hatte, Mair vor einem Bad im Meer zu bewahren, wandte sie sich wieder dem Deck und der Reling zu.
    Der Fahrtwind ließ sie sich tatsächlich besser fühlen, ermahnte sie sich. Atme tief. Noch einmal. Sie würden letztendlich wieder an Land gelangen.
    Rani zwang sich zuzusehen, wie der Bug des Schiffes das Wasser teilte. Das Schiff schuf eine sich ständig verändernde Bugwelle, ein beständig an die Wasseroberfläche steigendes Muster, das Rani niemals in dem Buntglas, das ihre Arbeit gewesen war, das ihr Traum blieb, einfangen zu können hoffen konnte. Das Meer sprang und wirbelte wie bauschige weiße Spitze, wie die zartesten Kleidungsstücke der kunstvollen Garderobe, die Rani an König Halaravillis Hof vermieden hatte.
    Als Rani blinzelnd in die Gischt blickte, konnte sie dunkle Umrisse ausmachen, die durch die Bugwelle des Schiffes sprangen. Zunächst konnte sie nicht deuten, was sie sah – es waren nur dunkle Schatten vor dem weißen Wasser. Dann schrie Rani überrascht auf.
    Die Schatten waren Fische!
    Rani merkte, fast gegen ihren Willen, dass sie lächelte. Die großen Fische sprangen über die Bugwelle des Schiffes, tanzten auf dem Wasser und tauchten dann tief unter das Schiff. Die Morgensonne glitzerte auf ihren glatten Körpern und strahlte von ihren schwarzweißen Flanken ab. Als sich Rani über den Bug hinauslehnte, konnte sie erkennen, dass alle Fische ein langes Maul hatten. Sie alle schienen ihre Gefährten anzulächeln, während die Wesen durch die fedrige Bugwelle des Schiffes glitten.
    »Sieh nur!«, rief Rani Mair zu, aber bevor das Unberührbaren-Mädchen zum Bug treten konnte, schritt Prinz Bashanorandi an ihr vorbei und drängte sich zur Spitze des Decks.
    Rani hatte schon lange aufgehört zu erschrecken, wenn der Prinz auf dem Schiff wie aus dem Nichts auftauchte. Außerdem war sie so von den verspielten Tieren eingenommen, dass sie bereit war, ihre Verärgerung momentan beiseitezuschieben.
    »Bashanorandi.« Sie nickte grüßend. Sie hatte seit der Gewaltanwendung auf dem Hang sorgfältig darauf geachtet, ihn mit seinem vollen Namen anzusprechen.
    Mair war jedoch nicht so versöhnlich. Das Unberührbaren-Mädchen richtete den Arm in seiner Schlinge und zuckte schmerzerfüllt zusammen, als das Schiff eine besonders hohe Woge durchschnitt. »Euer Hoheit«, stieß sie durch zusammengebissene Zähne hervor. »Rai, entschuldige«, sagte sie, während sie dem Prinzen betont den Rücken wandte. »Ich gehe unter Deck, um mich auszuruhen. Die Luft hier oben ist nicht so frisch, wie ich gehofft hatte.«
    Rani sah ihrer Freundin nach, und ihr Kinn sank herab, als sie sah, wie Bashi die Beleidigung erfasste. Was dachte sich Mair? Wie konnte sie es wagen, so grob zu Bashi zu sein, wenn er die Truppen befehligte, die sie gefangen hielten? Auch wenn Rani Mairs Mut bewunderte, schüttelte sie dennoch verzweifelt den Kopf. Es wäre nicht gut, Bashi jetzt zu verärgern. Nicht wenn er den einzigen Schlüssel zu ihren Ketten in Händen hielt. Nicht wenn er

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