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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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sich die Anspannung rund um den Tisch zu lockern begann. Er wünschte sich nicht zum ersten Mal, dass sein Vater Shanoranvilli ihn im Ratszimmer zuhören hätte lassen. Hal könnte diese Schlachten vielleicht besser schlagen, wenn es ihm erlaubt worden wäre, einen anerkannten Meister bei der Arbeit zu sehen. Die Ratsherren am Tisch glichen einem Nest voller Ratten, die man alle in einen Sack stecken sollte. Sie waren zu sehr damit beschäftigt, sich ihren Weg in die Freiheit zu erobern, um sich Sorgen darüber zu machen, wessen Haut sie auf diesem Weg opferten.
    Und Herzog Puladarati war von all den Ratten das älteste Tier mit den gelbsten Zähnen, der zerschlagene und narbige Krieger. Wenn Hal Puladarati davon überzeugen könnte, dass er fähig war zu regieren, würde ihm der übrige Rat folgen. Könnte sich Hal natürlich Flügel wachsen lassen und nach Amanthia fliegen, dann könnte er Sin Hazars Palast überblicken und auf jegliche weitere Debatte im Rat verzichten. Flügel und Puladaratis Kooperation. Beides war gleichermaßen unwahrscheinlich.
    »Also.« Hal feilschte noch wenige Momente, schaute den Tisch hinauf und hinab auf seine erwartungsvollen Ratsherren. »Wiederholen wir noch einmal, was wir wissen.« Er legte die Fingerspitzen vor dem Kinn aneinander und ahmte somit eine Geste nach, die er bei seinem ältesten Bruder Tuvashanoran gesehen hatte. Bevor Tuvashanoran gestorben war. Bevor die Krone auf Hal übergegangen war.
    König Halaravilli räusperte sich und zwang sich fortzufahren. »Erstens. Wir wissen, dass Prinz Bashanorandi Briefe von seinem Onkel, von König Sin Hazar, bekommen hat. Wir wissen, dass die Briefe, die wir abgefangen haben, keine direkte Anstiftung zur Rebellion enthielten. Dennoch können wir nicht sicher sein, welche Briefe wir vielleicht nicht abgefangen haben.«
    Sehr gut. Keiner der Ratsherren wollte ihn unterbrechen. Hal fuhr fort. »Zweitens. Wir wissen, dass Bashanorandi vor drei Tagen zum Hügelkamm gezogen ist. Er wollte mit seinem Falken jagen, das klare Wetter sowie die Tatsache nutzen, dass Falknermeister Gry bereits einen Vogel für Lady Rani und Lady Mair dort hinaufbeförderte.«
    Die Ratsherren regten sich unbehaglich. »Was ist los?«, wollte Hal aufschreien. »Warum kümmern euch Namen so sehr?« Er wusste natürlich, dass seine treuen Ratsherren Unbehagen dabei empfanden, den kurzen Namen einer Händlerin und eines Unberührbaren-Mädchens das ehrende »Lady« voranzustellen. Hal unterdrückte ein Seufzen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, die Traditionen eines Königreichs zu ändern. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, gegen den Glauben von Jahrhunderten anzugehen. Hal hatte eine andere Aufgabe zu bewältigen – seine entführten, treuen Untertanen zu retten, während er sein Königreich vor einem Angriff schützte. Er fuhr fort.
    »Drittens. Wir wissen, dass die Gruppe auf dem Hang angegriffen wurde, anscheinend nachdem L… nachdem Rani mit ihrem Falken gejagt hatte, denn dieser Vogel wurde nicht gefunden. Zwei Wächter wurden direkt getötet, und drei wurden gefangen genommen, zusammen mit Prinz Bashanorandi und den beiden… Mädchen. Stimmen wir darin überein?«
    »Nein, Euer Hoheit.« Hal unterdrückte einen Fluch und wirbelte nach rechts herum, zu einem Platz weiter unten am Ratstisch. Er hatte nicht die vollkommene Zustimmung seines Rates erwartet, aber er hatte gehofft, in dieser Auseinandersetzung weiter zu kommen, bevor seine Leute ihrem verschworenen Lehnsherrn widersprachen.
    »Ja, Tasuntimanu. Und warum stimmt Ihr nicht mit mir überein?« Hal bemühte sich, ruhig zu sprechen, obwohl er noch aufgebrachter war, als er erkannte, wer der Sprecher war. In anderen Hallen, in anderen Räten war Tasuntimanu Hals verschworener Bruder – beide waren Mitglieder der Gefolgschaft des Jair. Die Existenz dieser schattenhaften Gruppe war den meisten der Ratsherren am Tisch jedoch nicht bekannt. Tatsächlich wären die meisten von Hals verschworenen Gefolgsleuten empört gewesen, wenn sie erfahren hätten, dass ihr Herr und Meister seine Treue einer anderen Gruppierung schwor, einer Gruppe Einzelner, die mächtiger waren als die Krone, als das dem Hause Jair von all den Tausend Göttern gewährte göttliche Recht auf das Königtum.
    Durch die Gefolgschaft kannte Hal Tasuntimanu. Er wusste, dass der ältere Mann in den Rängen dieser anderen Gruppierung hoch aufgestiegen war. Hal hörte Tasuntimanu am Ratstisch sprechen, und er lauschte auf die

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