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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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hatte der Schattenvereinigung die Treue geschworen. Die Gefolgschaft hatte im Gegenzug Mitglieder zu seiner Bewachung, zu seiner Unterstützung, zu seinem Schutz abgestellt. Eines dieser Mitglieder, Dalarati, war für Hals Sache gestorben, war in dem erbitterten Kampf gegen die Bruderschaft der Gerechtigkeit niedergestreckt worden.
    Die Gefolgschaft war vielleicht gefährlich, aber sie hatte Hal angenommen, als niemand sonst auf der Welt es tat. Hal bezahlte seine Schuld, ungeachtet der Kosten, ungeachtet der Spiele, die er mit seinem Hof spielen musste, und ungeachtet der vorgetäuschten Krankheit.
    »Sprich, Pilger, und tritt ein.« Die Glocken der Kathedrale hatten gerade die Mittagszeit einzuläuten begonnen, als Hal schließlich an seinem Ohr das Flüstern hörte, das durch einen Spalt in der Tür der baufälligen Hütte drang. Er trat vor, bevor er sich fragen konnte, ob es weise war, anonym und allein mit einem unbekannten Fremden in einem baufälligen Gebäude zu verschwinden.
    »Gesegnet sei Jair der Pilger, der den Löwen vor der Flut beschützt.« Löwe. Flut. Hal war sich sicher, dass dies die Losungen waren. Dennoch empfand er einen Moment Angst davor, dass er sich nicht genau erinnern könnte, dass die Gefolgschaft ihre Losung geändert hätte, seit er sie zuletzt gehört hatte. Oder noch schlimmer, dass es nicht die Gefolgschaft wäre, die ihn in dem verfallenden Gebäude erwartete. Wenn nur einer von Hals Feinden von der Existenz der Schattengemeinschaft erfahren hätte…
    Hal stellte sich ein wuchtiges Schwert vor, das über seinem bloßen Hals schwebte, eine bösartige amanthianische Klinge. Er hätte unter seiner Unberührbaren-Kleidung eine Rüstung anlegen sollen. Er hätte sich schützen sollen, bevor er sein Leben und sein Königreich riskierte. Er hätte jemandem – irgendjemandem – sagen sollen, wohin er ging.
    Wohin er ging – die Bedrohung wuchs, es ging nicht gut. Er gab sein Blut.
    Hal hielt den Atem an, schluckte die Panik hinunter und zwang sich, bis zwanzig zu zählen. Er war jedoch erst bis zehn gekommen, als die Tür aufschwang. »Kommt, Pilger, und betretet das Haus Jairs.«
    Das Haus Jairs! Unwahrscheinlich!
    Dennoch überschwemmte Erleichterung Hal wie eine Woge der Verachtung, und er zog seinen Umhang enger um sich, während er den engen Gang hinabschritt. Er versuchte, sich vorzumachen, dass er die schmutzige Kleidung nur deshalb enger um sich zog, weil er sie vor den klebrigen Wänden schützen wollte, aber er war sich bewusst, dass er in ihrer wollenen Wärme Trost suchte. Dieses Mal hatten ihm vielleicht keine Mörder aufgelauert, aber in der Hütte lauerte dennoch Gefahr. Wer wusste, wie verdreht Tasuntimanu der Ratsversammlung seine Geschichte dargestellt hatte?
    Hal wurde in einen Raum geführt, der ebenso grausig wirkte wie das Äußere des Gebäudes. Ein niedriges Feuer knisterte auf einer gefliesten Feuerstelle, aber der Rauchfang zog nicht gut, so dass Rauch die Wände zu beiden Seiten der Flammen geschwärzt hatte. Ein dreibeiniger Stuhl stand so nahe neben dem Feuer, dass Hal erwartete, die darauf Kauernde wäre hitzegerötet. Das war sie jedoch nicht. Sie war blass und bleich wie ein Wurm, der sich unter einem Stein im königlichen Garten wand.
    »Zumindest erinnerst du dich noch, wie man einem direkten Befehl folgt, wenn er einem in den Schoß fällt.« Die raue Stimme erschreckte Hal, und er unterdrückte einen Fluch.
    »Glair.« Nun, zumindest verschwendete die Gefolgschaft Hals Zeit nicht mit einfachen Mitgliedern. Im Gegensatz zu aller Ordnung in der übrigen Stadt war das alte Unberührbaren-Weib in der Gefolgschaft des Jair eine hochgestellte Befehlshaberin, das älteste Mitglied der Bruderschaft, dem Hal je begegnet war.
    Die uralte Unberührbaren-Frau erwiderte seinen Gruß nur knapp. »Junge, erkennste, wie ernst es is’? Haste darüber nachgedacht, warum ich dich hierher gerufen hab?«
    Junge. Unter anderen Umständen hätte Hal solch eine vertraute Anrede von einem Untertanen, besonders von einer der Unberührbaren, von sich gewiesen. Er hätte das respektlose Wesen sogar in die königlichen Verliese werfen lassen können, damit es über Kasten und Positionen in der Gesellschaft nachdenken konnte. Da jedoch Glair das Wort benutzt hatte, war es kaum mehr als eine nüchterne Feststellung. Hal war in dieser Hütte kein Adliger. Er war nur ein Fußsoldat im Heer der Gefolgschaft, eine Schachfigur, die fast nichts über den Gesamtplan der Gefolgschaft

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