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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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mich! Wäre Dalarati nicht gewesen, hätte ich mich niemals mit euresgleichen zusammengetan!«
    »Zusammengetan! Mit unsresgleichen! Dalarati war einer von uns, Junge, und er hat sein Leben gegeben, um deine Sache voranzubringen, weil er zur Gefolgschaft gehörte.«
    »Ich weiß, welcher Preis bezahlt wurde, um mich auf den Thron zu bringen, Glair. Ich werde jedes Mal daran erinnert, wenn ich am Hackblock des Henkers vorübergehe.« Hals Kehle verengte sich bei seinen Worten. Er hatte Dalarati nicht gebeten, im Dienst der Krone sein Leben zu geben. Das war ein Versehen gewesen, durch die schlimmste Art Lügen und Missverständnisse ausgelöst. Dalaratis Tod war ein schrecklicher Unfall gewesen, ein Preis des drohenden Krieges.
    Drohender Krieg. Hart zu erringender Sieg.
    Ja, so war es gewesen – Krieg. Hal hatte Krieg gegen Verräter geführt, die den Thron seines Vaters stehlen wollten. Glair hatte keinen Grund, Hals Loyalität in Frage zu stellen, keinen Grund, den Tod eines geliebten Gefolgsmannes zu erwähnen… Hal zwang sich, tief einzuatmen, nutzte den gestohlenen Moment, ein rasches Gebet an Plad, den Gott der Geduld, zu richten: Heil, Plad, kühle mein Blut, beruhige meinen Geist und verleihe mir die Geduld, auf deinem heiligen Pfad auszuschreiten.
    Danach fühlte er sich nicht besser, aber die Worte unterbrachen zumindest den zornigen Austausch. Hal versuchte es erneut, zwang sich, ruhig zu sprechen. »Glair, du musst das verstehen. Ich musste im Rat die Stimme erheben. Wenn ich meinen Standpunkt jetzt nicht verdeutliche, wenn ich mich nicht von Puladarati abgrenze, wird er für immer den Daumen auf mich halten. Die gestrige Versammlung war ein Kampf um meinen Regierungsstil. Es war nur ein einzelnes Gefecht, aber es wird den gesamten Krieg beeinflussen.«
    »Ich verstehe, Junge. Ich versteh die Art der Kämpfe, und ich kenn es besser als du, das Wesen des Krieges.« Glair fuhr sich mit einer Hand übers Gesicht und strich sich einige Strähnen ihres glänzenden Haars zurück. »Aber du musst mir vertrauen. Von deinem Standpunkt aus kannst du die Lage des Landes nich’ beurteilen. Du wusstest nich’, was auf dem Spiel steht.«
    »Dann sag es mir! Erzähl mir, was so wichtig ist. Sag mir, was es wert ist, dass Bashanorandi zu Füßen seines Onkels Gift gegen uns verspritzt. Was ist es wert, Rani und Mair – zwei Mitglieder unserer Gefolgschaft, Glair! –, mit Waffengewalt nach Norden zu verschleppen?«
    Glair sah ihn an, ihre feuchten Augen glitzerten plötzlich berechnend. Er spürte, wie sie seine schmutzige Kleidung taxierte, seinen zerrissenen Umhang. Er ahnte die Berechnung in ihren Gedanken; sie wägte ihn als Person, als Mann, als König ab.
    Und er stellte seine eigenen Berechnungen an. Was wusste er tatsächlich über die Gefolgschaft?
    Sie waren zu ihm gekommen, hatten ihn verführt, als er ängstlich und zornig und allein am Hof seines Vaters weilte. Sein älterer Bruder Tuvashanoran hatte noch gelebt, und die Möglichkeit, dass Hal den Thron besteigen würde, war lächerlich fern. Dalarati war damals sein Leibwächter. Der gut aussehende junge Soldat war der einzige Mensch im ganzen Palast, der mit Hal gesprochen hatte, als sei der junge Prinz des Denkens mächtig. Damals hatte Hal hart daran gearbeitet, seine Fassade des Schwachsinnigen zu gestalten, die Menschen glauben zu machen, er sei zu dumm, als dass man sich mit ihm abgeben müsste, zu hilflos, um ihn in den Strudel grausamer Hofpolitik hineinzuziehen. Er hatte sorgfältig die Haltung des Schwachsinnigen entwickelt, so dass er alles hörte, was im Palast vor sich ging, und von Verschwörungen und Nebenhandlungen erfuhr, die um ihn herum im Gange waren. Hal war bemüht, sich gegen seine Ränke schmiedende Stiefmutter zu schützen, gegen Königin Felicianda, die nichts mehr wollte, als dass ihr eigener Sohn Hal in der Erbfolge ersetzte.
    Trotz allem hatte sich der einsame Prinz nach Aufmerksamkeit gesehnt. Er hatte sich zunehmend auf die gelegentlichen Unterhaltungen mit Dalarati gefreut, auf die mühelosen Antworten, die der Soldat auf Hals Fragen parat hatte. Der Soldat hatte mit ihm gescherzt, dem verstoßenen Jugendlichen Geschichten über das Leben außerhalb des Palastes erzählt, über Shar, das Unberührbaren-Mädchen, das Dalaratis Baracke sauber hielt, das sein Bett warm hielt.
    Als Dalarati angeboten hatte, Hal mit zu einem Geheimtreffen mitzunehmen, hatte der einsame Prinz froh zugestimmt. Es war aufregend, außerhalb des

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