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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Irrtum, noch während sie den schwachen Schrei registrierte. Das Kind, das neben dem Wagen lag, war größer als Serena. Sie musste doppelt so alt sein wie das Schwanenmädchen. Nichtsdestotrotz kniete sich Shea neben sie und half der weiß gekleideten, zitternden Gestalt auf. »Wer bist du, Kind? Was tust du im Wagen des Königs?«
    »Bitte, Großmutter! Lasst nicht zu, dass die Soldaten uns erwischen!«
    »Die Soldaten werden dich nicht erwischen, Kind. Ich werde dich schützen.« Shea hörte die Worte und wunderte sich über ihren zuversichtlichen Tonfall. Was konnte eine einzelne Sonne schon tun, um dieses Kind vor dem Kleinen Heer zu schützen? Wie konnte sie irgendjemanden schützen in dieser verkehrten Welt?
    Crestman war beim ersten Ton des Mädchens an Sheas Seite geeilt und betrachtete den Neuankömmling wachsam. Er hatte sein Messer gezogen und die gebogene Klinge geneigt, um sie im Abendlicht bestmöglich sichtbar zu machen. »Seid vorsichtig, Shea! Dies könnte eine List sein!«
    »Es ist keine L-List.« Die Zähne des Mädchens klapperten wie Würfel in einem Becher. Ihr Gesicht war beschmutzt, als hätte sie Asche in die Höhlungen unter den Augen gerieben. Ihre Haut wirkte unter dem dürftigen, leinenen Gewand blau. »Ich v-verspreche Euch, ich kann keine Listen anwenden.« Sie trat einige Schritte auf die beiden zu und zeigte ihre leeren Hände. Sie belastete beim Gehen hauptsächlich ihr rechtes Bein, und Shea senkte den Blick unwillkürlich vom Gesicht des Mädchens abwärts. Der Rock ihres weißen Gewandes war schmutzig, mit dunklen Flecken bedeckt, die im Dämmerlicht schwarz wirkten.
    »Was ist los, Kind? Was ist mit dir geschehen?« Shea trat einen Schritt näher, ignorierte Crestmans eingesogenen Atem.
    »Wir mussten uns vor – vor einigen bösen Männern verbergen. Wir suchten in diesen Wagen Zuflucht. Ich wurde jedoch verletzt, als w-wir entkamen. Sie haben ihre Schwerter ins Heu gestochen, durch die Wagenplanken, um sicherzugehen, dass sich niemand darin verbarg. Sieben T-Tage Fahrt in diesen Wagen haben mir nicht gutgetan.«
    Die zitternden Fäuste des Mädchens schlossen sich um den einst weißen Stoff ihres Rockes, und sie hob ihn weit genug an, um eine hässliche, klaffende Wunde an ihrer Wade zu zeigen, die sich bis zum Oberschenkel hinaufzog. Shea beugte sich näher heran und blinzelte, um die Wunde im schwindenden Licht betrachten zu können; sie sah, dass die Haut vom Bein des Kindes geschürft worden war, wie Fleisch von einem Knochen abgeschält. Die Wunde blutete. Sie hatte sich bei den wenigen Schritten des Kindes wieder geöffnet.
    Böse Männer hatten dies getan… Shea musste keine Eule sein, um zu erkennen, dass dieses Kind nur den Teil einer Geschichte erzählte. Böse Männer, sieben Tage nördlich von hier. Böse Männer in König Sin Hazars Stadt. Die königlichen Truppen mussten dieses Kind in den Wagen getrieben haben. Shea nickte nur, ohne zu offenbaren, wie viel sie verstand. »Wir?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte das Mädchen, und ihr bestätigendes Nicken ging fast in dem krampfartigen Zittern unter. »Meine F-Freundin und ich.«
    Shea schaute zum ersten Mal zu dem Heuwagen zurück und konnte zwei dunkle Augen über die Seite spähen sehen. Dunkle Augen und zottiges Haar, ein bedrücktes Gesicht. Sie rief dem anderen Kind zu: »Bist du auch verletzt?«
    »Nicht vom Schwert.« Das bedrückte Gesicht tauchte über der Seitenplanke auf und erwies sich als zum Körper eines Mädchens gehörig, eines Mädchens, das ebenfalls einfache Leinenunterkleidung trug. »Aber ich bin hungrig. Und ich friere.«
    »Hunger und Kälte können wir beseitigen. Steig herunter.«
    »Shea…«, wollte Crestman sie unterbrechen.
    »Nicht jetzt, Junge.«
    »Aber Shea…«
    »Ich will deine Argumente nicht hören, Crestman. Auf deinen Schwur vor meinem Herdfeuer – ich werde dir nicht zuhören. Hilf diesem Kind vom Wagen herunter.«
    Crestman murrte, während er vortrat. »Die dümmsten Worte, die ich je geäußert habe«, glaubte Shea ihn murmeln zu hören. Dennoch streckte er die Hand aus, um dem Mädchen zu helfen. Sie ignorierte seine Hilfe jedoch, schwang ein Bein über die Seitenwand des Wagens und stieg äußerst unabhängig und ohne eine Spur von Anmut herab. Auch dieses Kind zeigte Aschespuren auf dem Gesicht, aber nun konnte Shea die Überreste von Sonnenstrahlen ausmachen, als hätte das Mädchen eine Sonnentätowierung fortgerieben.
    Crestman sah die Mädchen finster an. »Was

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