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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Hauptmann – Crestman, wie sich Rani erinnerte – brüllte nur einen Befehl, und zwei Jungen betätigten eine riesige, hölzerne Schraube. Die Schraube war mit einem komplexen Seilsystem mit dem Holzrahmen verbunden. Die Bewegungen der Jungen neigten den Schild auf- oder abwärts und nach links oder nach rechts. Öl strömte von seiner Oberfläche, und Steine wurden abgewehrt. Während der gesamten Übung riefen die Jungen unter dem Schild im Sprechchor: »Wir sind das Kleine Heer! Wir sind das Kleine Heer!«
    Die Rufe bewirkten, dass die Arbeit der Jungen geordnet vonstattenging. Denn der Steinschild war zwar faszinierend und hat einen militärischen Vorteil – aber er war doch keinesfalls so bedrohlich wie das Gerät, das unter dem Schild arbeitete. Die Jungen hatten dieses Gerät den Esser getauft.
    Die wuchtige Konstruktion machte ihrem Namen alle Ehre und grub mit gefräßigen Metallkiefern die Erde unter den Mauern des Schwanenschlosses hervor. Ihre Zähne waren Heugabeln nachempfunden, Heugabeln, die in der Schmiede hinter Davins kleinem Haus zu Albtraumrachen wurden. Rani hatte im fahlen Dämmerlicht zugesehen, wie der alte Mann die Jungen einwies, bevor sie ihre Übung begannen. Davin hatte den Kindern gesagt, sie würden seine neueste Erfindung, sein neuestes Werk ausprobieren. Er prahlte damit, dass er einen größeren Esser bauen würde, wenn sie erfolgreich wären, ein Ungeheuer von einem Gerät, das die Hafendämme der liantinischen Städte jenseits des Ozeans fortnagen könnte. Wenn das Kleine Heer erfolgreich wäre, könnte Sin Hazar seine Feinde erobern, bevor sie auch nur erkannten, dass ein Kampf stattgefunden hatte.
    Nicht dass der Esser wesentlich größer sein müsste. Im Verlauf des Vormittags hatten die Heugabelzähne bereits ein tiefes Loch unter die Mauer des Schwanenschlosses gegraben. Die Erde, die er unter dem Gebäude hervorholte, wurde mit einer Reihe von Metallkübeln vom Ausschachtungsort abtransportiert. Zwischen den Kübeln verliefen Ketten, die über und unter einem komplizierten Rollensystem verliefen. Dieses wiederum wurde durch ein Gerüst mit Hebeln bewegt, die wie der Fußantrieb eines Webstuhls vor und zurück bewegt wurden. Die Rücken der Jungen hoben und senkten sich, während sie die Hebel betätigten. Während die Jungen sich weiterhin abmühten, stand Davin bei Shea und den Mädchen und hob eine Pergamentrolle nach der anderen an, um das Tageslicht besser einfangen zu können. Gelegentlich fluchte der alte Mann heftig, warf die Pergamentrollen zu Boden und stapfte davon. Er entfernte sich jedoch nie weiter als wenige Fuß, bevor er zurückkehrte, vor sich hin nickte und die eine oder andere Berechnung mit einem dahingekritzelten Schaubild verglich.
    Crestmans Stimme war während des langen Vormittags heiser geworden, und um die Mittagszeit konnte er seine Befehle kaum noch hervorkrächzen. Einmal befahl Shea Rani, dem Jungen einen Becher Tee zu bringen, aber er schlug ihr das Getränk aus den Händen und unterbrach seine Kadenz nur einen Moment, um sie zu schelten. Rani begriff, dass auf einem Schlachtfeld kein Platz für eine Sonne war, zumindest so lange nicht, bis ein Soldat befahl, Hilfe zu leisten. Sie war stolz von dem Steinschild davongeschritten und zusammengezuckt, als ihr heilendes Bein fast unter ihr nachgab. Rani ließ Davin, Mair und Shea wissen, was sie über solche Kommandotaktiken dachte.
    Davin ignorierte sie, konsultierte eine weitere seiner geheimnisvollen Schriftrollen und brachte eine eingekerbte Holzrundung auf eine Linie mit dem Horizont. Mair grinste über Ranis Tirade. Shea sank jedoch mit besorgtem Gesicht zusammen. Rani beobachtete, wie die alte Frau Crestman mit traurigen Augen ansah, wie ein geschlagener Hund. Vielleicht brauchten diese Nordbewohner Hunde, dachte Rani grausam – eine oder zwei neue Kasten. Sonnen, Löwen, Schwäne, Eulen… Diese Amanthianer brauchten ein paar mehr Tiere.
    Noch während Rani sich Shea als Hund vorstellte, erkannte sie, dass sie undankbar war. Die Frau hatte sie immerhin neu eingekleidet und ihre Wunde versorgt. Sie hatte die Aschespuren von Ranis und Mairs Wangen geschabt und ihre Tätowierungen schweigend nachgezogen, wobei sie dieses Mal Tinte aus Davins kleinem Haus benutzte. Sie hatte den Mädchen kräftige Hafergrütze und heißes Brot und frisches Fleisch zu essen gegeben. Sheas Kost war besser als die kargen Rationen, die Rani unterwegs von den Fuhrleuten hatte stehlen können.
    Es war wohl kaum

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