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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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und Anrufungen sowie offenkundiger Zorn darüber wurden laut, dass ein Adliger – ein König! – Geheimnisse mit einem Händlermädchen haben sollte.
    Puladarati erhob seine Stimme, um über den allgemeinen Tumult hinweg gehört zu werden. »Und doch wollt Ihr, dass wir auf der Basis dieses Geheimnisses handeln. Wir sollen Eure Schlacht schlagen, ohne die Bedingungen zu kennen.«
    »Ich will, dass Ihr treu zu Eurem König steht, Mann!« Hal hieb auf die Tischplatte, ließ ein wenig seiner Empfindungen in seine Stimme einfließen. »Ich möchte, dass ihr alle treu zu eurem König steht!«
    Bevor Hal bereit war fortzufahren, beugte sich Tasuntimanu vor, sein flaches Gesicht war ungläubig verzogen. »Ihr sagt, dass ein Betrüger aus Amanthia schreibt. Befehlt Ihr uns also, im Norden zu kämpfen, Euer Majestät?«
    Nun, Hal hatte gedacht, dass er selbst das Thema anschneiden würde. »Genau das sage ich.«
    »Im Namen Jairs! Der Winter bricht bald herein!«
    Hal hörte die Warnung, hörte Tasuntimanus messerscharfen Tadel im Namen der Gefolgschaft. Er hörte auch die plappernden Stimmen – der Winter wird sich eilen. Die Würfel fielen, und Hal konnte nicht verweilen. Er wagte es nicht zu zögern, wagte es nicht, den Stimmen eine Chance zu lassen, sein Bewusstsein zu durchbrechen. Er zwang seine Stimme zu einer Festigkeit, die er nicht empfand. »Im Namen Jairs, darum müssen wir jetzt kämpfen.«
    Tasuntimanu starrte ihn an und verschaffte Hal die Unterbrechung, die er brauchte, um fortfahren zu können. »Unsere Spione berichten seit Monaten über die Truppenbewegungen Sin Hazars. Er hat außerhalb seiner Stadt ein Söldnerheer zusammengezogen, das sich nicht zerstreuen zu wollen scheint, nur weil der Winter hereinbricht. Trotz der Berichte, dass Sin Hazars Schatzkammer fast leer sei, bezahlt er diese Männer offensichtlich regelmäßig, bewahrt sich ihre Treue, hält sie zusammen. Sie werden jedoch mehr fordern, während der Winter voranschreitet. Wenn die Flüsse zufrieren und der Boden felsenhart wird, wenn die Männer ihre langen Monate nutzlosen Dienstes in Frage stellen, dann müssen wir angreifen. Wir können nicht bis zum Frühling warten, wenn neues Leben und neue Energie unsere Leute gefährden.«
    »Im Namen Jairs…«
    »Dies hat nichts mit Jair zu tun!« Hal hieb erneut auf die Tischplatte, ignorierte das Keuchen seiner Adligen, welche die königliche Blasphemie entsetzte. »Dies hat mit Menschen zu tun, Tasuntimanu! Nicht mit Pilgern, nicht mit Göttern. Hier geht es darum, ob Morenia bis zum nächsten Winter überleben wird.«
    Tasuntimanu erwiderte: »Hier geht es um ein Balg namens Rani Händlerin.«
    »Hier geht es um eine Untertanin Eures Lehnsherrn, die entführt wurde! Hier geht es um einen fremden König, der bereit war, eine Geisel zu ermorden, ein Mädchen! Um einen König, der bereit war, den Mord mit gefälliger Handschrift und gewählten Worten zu verschleiern. Hier geht es um Ehre, Tasuntimanu. Meine Ehre als Mann und als König. Und Eure Ehre als Ratsherr – Eure und die aller, die hier am Tisch sitzen und behaupten, Gerechtigkeit zu fordern.«
    Hals Herz pochte. Das Blut pulsierte nun in einem stärkeren Rhythmus durch seine Schläfen als die plappernden Stimmen. Er umklammerte die Tischkante, zwang sich zu atmen, zwang sich, die Worte zu ersinnen, die seine Ratsmitglieder beseelen würden, die sie Gerechtigkeit und Recht erkennen lassen würden. Und sie von ihrem halbwüchsigen König ablenken würden, der am Rande einer Krise schwankte.
    »Verzeiht, Euer Majestät.« Die Stimme klang spröde und so leise, dass Hal sie über sein eigenes raues Atmen hinweg fast nicht hörte. »Darf ein alter Mann sprechen?«
    »Ja, Lamantarino.« Hal erteilte dem alten Berater mit einer Handbewegung die Erlaubnis.
    »Diese Angelegenheit ist nicht ganz neu. Wir standen solcher Tücke an diesem Tisch schon früher gegenüber.« Mehrere der Ratsmitglieder wandten sich dem anderen Ende des Tisches zu, reckten die Hälse, um die Worte des alten Adligen zu verstehen, der sich zitternd erhob. Er umklammerte die Tischkante, offenbar ohne zu merken, dass er den jungen König nachahmte. »Vor Jahren, Euer Majestät, bevor Ihr geboren wurdet, bevor Lord Tasuntimanu geboren wurde, stand schon Euer Vater vor einer solchen Entscheidung.«
    Hal wusste, dass er eines seiner Ratsmitglieder nicht in Zweifel ziehen sollte, nicht an diesem Tisch, nicht vor allen seinen Adligen, es sei denn, er kannte die Antworten

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