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Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 02 - Die Gesellenjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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»Möge der Pilger Jair Euch beschützen und Eure Gesundheit erhalten, Euer Majestät.« Der Segensspruch würde für die übrigen Ratsmitglieder nur nach Frömmigkeit klingen, aber Hal verstand die Botschaft. Tasuntimanu sorgte dafür, dass Hal seine Verbindung zur Gefolgschaft nicht vergaß.
    Nun, Hal hatte viele Schwüre geleistet, einige vernehmbar, andere nur im Herzen.
    »Mögen all die Tausend Götter über diesen Rat wachen und mögen sie gelobt sein«, antwortete Hal. Tasuntimanus verzerrtes Gesicht ermutigte ihn. Der Mann verstand ihren unausgesprochenen Austausch; er verstand Hals Weigerung, Jair in allen Dingen nachzugeben. Bevor Hal der Mut verließ, bevor die Stimmen erneut zu flüstern beginnen konnten, wandte er sich an seine übrigen Adligen.
    »Ich danke euch, dass ihr gekommen seid, Mylords«, sagte Hal und legte beide Hände auf den Tisch. Während er das zerdrückte Pergament auf der eichenen Oberfläche festhielt, hoffte er, dass die Härte und Stabilität des Holzes auf ihn überginge. »Setzt euch.«
    Er beobachtete, wie sich die Adligen auf ihren Stühlen niederließen. Als sich ein unbehagliches Schweigen über die Versammlung legte, hob Hal das zerdrückte Pergament mit einer zitternden Hand an.
    »Ich habe einen Brief erhalten, Mylords, vom Hof Sin Hazars.«
    »Vom König persönlich?«, fragte Puladarati sofort, und Hal widerstand dem Drang, sich wie ein nervöser Schuljunge zu räuspern. Er erinnerte sich daran, dass Puladarati kein Prinzregent mehr war, dass Hal dem gutmütig-rauen, aber herzlichen General keine besondere Verbindlichkeit mehr schuldete.
    »Ein Brief, der angeblich von Lady Rani stammt«, erklärte er. Er wusste, dass er Rani nicht mit ihrem Titel bezeichnen sollte, dass er seine Ratsmitglieder nicht erzürnen sollte, nicht jetzt, wo so viel auf dem Spiel stand. Dennoch konnte er ihr die Ehre nicht verweigern, konnte nicht umhin, ihr ein gewisses Maß an Würde zu gewähren. Wer wusste, welche Schmach ihr Körper erlitten hatte, bevor sie Sin Hazar unterlag? Rani hatte Hals Sache treu gedient. Sie war eine seiner ersten Untertanen gewesen, die seine Regentschaft akzeptiert hatte, die erkannt hatte, dass der König mehr als nur schlaue Rätsel äußern konnte. Er würde sie in diesem Ratsraum mit Worten und auf dem Schlachtfeld mit seinem Schwert ehren.
    Puladarati runzelte die Stirn. Hal konnte nicht erahnen, ob er eher Einwände gegen Hals Wahl des Titels oder gegen die Nachricht hatte. »Angeblich, Euer Majestät? Was sagt das Händlermädchen?«
    Das war in Ordnung. Sollte Puladarati spötteln, sollte er den Rat an Ranis Position erinnern. Hal brauchte jemanden, der ihm Fragen stellte, um seinen Plan zu entwerfen. Er würde Puladarati benutzen, wie er auch jedes andere Instrument benutzen würde. »Sie sagt, es ginge ihr gut und sie werde von Sin Hazar beschützt. Sie sagt, sie fühle sich durch die vom Rat gesandten Nachrichten geehrt.«
    »Dann behandelt Sin Hazar sie wie eine adlige Geisel.«
    »Nein, Euer Gnaden. Lady Rani ist tot.«
    Wenn Hal gehofft hatte, mit seiner ernsten Verkündung Aufsehen zu erregen, so wurde er nicht enttäuscht. Mehrere der Adligen stießen laute Ausrufe aus, und wenigstens einer schmähte die Tausend Götter. Hal erwartete, Ranis Namen zu hören, erwartete, wenigstens einen einzigen seiner Adligen dagegen protestieren zu hören, dass ein unschuldiges Mädchen ermordet worden war, aber dieser Wunsch wurde nicht erfüllt. Der Rat war vielmehr darin einig, die Beleidigung Hals zu verurteilen, die Bedrohung Morenias.
    »Euer Majestät, wie könnt Ihr sicher sein?« Puladarati verschaffte sich schließlich mit fast pedantischem Tonfall über den Tumult hinweg Gehör. Hal fragte sich jäh, ob der alte Krieger den Inhalt des Pergaments die ganze Zeit schon gekannt hatte, ob der ergraute Kämpfer bereits wusste, was sich im Norden ereignet hatte.
    »Es besteht kein Zweifel. In meinem letzten Brief in den Norden stellte ich Lady Rani eine Frage, die nur sie beantworten konnte. Die Worte dieser Antwort sind tadellos gewählt und stellen eine redliche Vermutung dar, aber sie beantworten meine Frage nicht wirklich. Ein Betrüger will mich glauben machen, dass sie noch lebt.«
    »Und welche Frage habt Ihr gestellt?«, drängte Puladarati.
    Hal sah den alten Soldaten offen an. »Das werde ich nicht preisgeben, Euer Gnaden. Es war ein Geheimnis zwischen Lady Rani und mir.« Erneut entstand am unteren Ende des Tisches Aufruhr, energisches Flüstern

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