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Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 03 - Die Wanderjahre der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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finden, um darum zu streiten.«
    »Was hat sie gesagt, Mair?« Wie auch immer die Botschaft gelautet hatte – sie musste beunruhigend gewesen sein. Mair war normalerweise viel direkter.
    »Nicht viel. Aber sie hat mir dies gegeben.« Mair nahm ein Stück Pergament aus der Tasche an ihrer Taille, und Rani blieb stehen, um es zu lesen.
    Jair ruft alle seine treuen Kinder zu sich.
    Rani wandte das Pergament um, aber mehr war da nicht. »Sie hatte keine andere Botschaft?«
    »Nichts. Sie nahm den Umhang, den ich ihr gegeben hatte, und lief davon.«
    »Aber woher wissen wir, wo wir uns treffen?«
    »Wir haben nichts von einem neuen Ort gehört, also gehen wir zu dem alten.«
    »Aber der alte ist bis auf die Grundmauern niedergebrannt!«
    »Wir treffen uns unterirdisch, Rai. Der Keller des Gildehauses muss es überstanden haben, sonst hätten wir von einem anderen Versammlungsort gehört.«
    Rani fehlte Mairs Selbstzufriedenheit oder das Vertrauen, welches das Mädchen in die Mitteilung der Gefolgschaft setzte. Dennoch folgte sie Mair durch die Straßen der Stadt. Als sie das Palastgelände hinter sich ließen, waren weniger Menschen unterwegs. Die beiden kamen unmittelbar am Rand der feuergeschwärzten Ruinen vorbei und trafen in dem Viertel ein, das vor der Feuersbrunst die Händler beherbergt hatte. Diese Straßen waren die ersten zwölf Jahre ihres Lebens Ranis Zuhause gewesen, aber ihr Herz verzagte, als sie sie jetzt betrat.
    »Mair, ich war seit dem Feuer nicht mehr dort drinnen.«
    Das Unberührbaren-Mädchen zuckte die Achseln. »Es ist alles in Ordnung.«
    »Es ist nicht sicher! Du hast Wodurini gehört.«
    »Es ist sicher genug. Außerdem haben wir keine Wahl, Rai. Wir werden uns an die Hauptstraßen halten. Wir gehen nur zum Viertel der Gildeleute hindurch.«
    Rani ließ sich überzeugen, aber die ersten Schritte waren die schwersten. Schwarzer Grus knirschte unter den harten Sohlen ihrer Schuhe und strömte den scharfen Geruch von Holzkohle aus. Rani konnte sehen, wo Davins Geräte ganze Häuserreihen zum Einsturz gebracht hatten – Ladenfronten und die Wohnungen darüber waren in Schutthaufen in sich zusammengebrochen. Regenwasser hatte die Zerstörung durchtränkt und seinen eigenen Schaden angerichtet: Das zerschmetterte, geschwärzte Holz war fortgespült worden. Schmutzige Pfützen schimmerten vor verkohlten, rauchbefleckten Gebäuden. Ranis Herz schlug nun schneller.
    Sie hielt den Atem an, während sie weiter in die Ruinen vordrangen, vom Gestank verbrannten Holzes und geschmolzenen Steins angeekelt. Die Pflastersteine der Straße waren unter dem gemeinsamen Angriff von heißen Flammen und kaltem Regen gesprungen, und der Weg erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit. Zwei Mal scheuchten Rani und Mair Ratten auf, und die Tiere wichen nur langsam von ihrer unförmigen Beute. Rani war dankbar dafür, dass die Priester dieses Viertel bereits durchschritten hatten. Zumindest waren die Toten abtransportiert worden, um reinigenden Scheiterhaufen überantwortet zu werden.
    Je weiter die Mädchen gingen, desto größer war der vom Feuer angerichtete Schaden. Rani wusste, dass sich eine Ecke zweier Silberhändler und der edelsten Webarbeiten ganz Morens gerühmt hatte, aber nun war von den reichen Geschäften nichts mehr geblieben. Dort, auf dieser langen Straße, hatten die Verkäufer aller Zinnwaren gestanden. Und auf einer anderen endlosen Straße waren Lederwaren feilgeboten worden.
    Nun waren alle Holzrahmen zu Schatten verkohlt, und rußige Steine zerbröckelten an gesprungenen Grundmauern. Der Himmel war häufig bedeckt, und der Wind, der durch die Ruinen pfiff, war noch kälter als derjenige, der im Hof des Königs geweht hatte.
    Und überall roch Rani den beißenden Gestank von Ruß. Verkohltes Holz, geschmolzener Stein, verbrannte Vorhänge, Möbel, Kleidung und Handelsware. Der Gestank war so intensiv, dass sie dachte, ihre Lungen könnten nie wieder frei atmen. Sie hob einen Ärmel über ihre Nase, als genügte das, den Geruch der Zerstörung abzuwehren.
    Mair ging voraus, als hätte sie diese Ruinen schon einmal durchstreift. Sie folgte den Biegungen der zerstörten Straßen, folgte ihrer Erinnerung, denn es gab keine Anhaltspunkte mehr, kein einziges, freundliches Händlerschild. Sie führte sie den langen Weg um die offene Fläche herum, die der Marktplatz gewesen war, wo Hals Männer damit beschäftigt waren, den Bereich zu räumen, um ihn für den Wiederaufbau vorzubereiten. Es wäre nicht gut, in

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