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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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könnte mit ihnen alles teilen, was sie über die Götter wusste. Sie könnte ihnen davon erzählen, wie jeder der Tausend zu ihr kam, und sie würden sie ignorieren. Einige Menschen waren für die Realität der Tausend nicht bereit. Einige Menschen wollten auf dem Bequemen und Vertrauten beharren und glaubten, die Wahrheit zu kennen.
    Die Wächter drängten Berylina ohne großes Aufhebens in einen Audienzraum. Ein Teil ihres Geistes analysierte ihre Umgebung mit dem kritischen Auge einer Prinzessin. Dort. Die Holzarbeit an dieser Tür war recht edel. Diener hatten die Scharniere geölt. Der Raum war von einem Meister erbaut worden. Luftströmungen verhinderten, dass er zu heiß wurde, selbst an diesem sengenden Sommertag.
    Berylina ließ dem analytischen Flüstern freien Lauf. Es hielt sie davon ab, sich auf andere Dinge zu konzentrieren, auf gefährlichere Dinge. Sie konnte vorgeben, die fünf Richter nicht zu sehen, die vor ihr saßen, oder die Menge, die den Raum erfüllte. Sie konnte vorgeben, das erhobene Podest nicht zu sehen, die vom Griff nervöser Zeugenhände dunkel gefleckte Balustrade, oder den heiligen Altar genau in der Mitte des Raumes. Sie konnte vorgeben, die Kohlenpfanne nicht zu sehen, die in der Ecke des Raumes glühte, oder die Steine, die in den Kohlen lagen, oder das schwere Eisenblech, das daran lehnte.
    Sie konnte vorgeben, Ranita Glasmalerin stünde nicht vorn im Raum, blass und grimmig, auf dem Schlachtfeld ihres Gesichts Zorn mit Angst kämpfend.
    Aber Berylina konnte nicht vorgeben, Pater Siritalanu nicht zu sehen. Sie hatte zu viele Jahre an die Botschaften auf seinem breiten, sanften Gesicht angepasst verbracht. Der Priester war immerhin ihr Führer gewesen. Er hatte sie von den dunklen Orten des Hofes ihres Vaters fortgeführt. Sie war es gewohnt, ihm zu folgen, war es gewohnt, sich der Sicherheit dieser fähigen Hände zu überlassen.
    Diese Hände zitterten jetzt. Jede Linie von Pater Siritalanus Körper war fest angespannt, als wäre er derjenige, der mit den fremden Hilfsmitteln der Kurie gequält würde.
    Berylina lächelte sanft, während sie sich ihrem Mentor näherte. »Pater«, sagte sie, als könnte sie ihn vielleicht trösten.
    »Ruhe!« Der Priester in der Mitte der Kurie brüllte den Befehl. Es war ein junger Mann mit Fettansatz. Er schürzte die Lippen, als wäre er gezwungen, sauren Wein zu trinken, und ein Schweißfilm stand auf seiner Stirn. Sein dunkles Haar wurde bereits lichter, auch wenn er nicht älter als Dreißig sein konnte. Als er erneut sprach, bebte seine Stimme vor Autorität. Seine Worte klangen seltsam hoch – zu hoch für einen Mann seines Körperumfangs. »Ihr werdet schweigen, bis die Kurie zu Euch gesprochen hat!«
    Berylina wollte zustimmen, aber sie verschluckte die Worte. Plötzlich war sie keine von der Macht, der Schönheit und dem Glanz der Tausend Götter umgebene Prinzessin mehr. Stattdessen war sie ein Kind, eine verlorene und verirrte Seele, die am Hof ihres Vaters ihren Weg zu finden versuchte. Sie stand in der Großen Halle von Liantine, von toten, hölzernen Zeichen der falschen Gottheit, der Gehörnten Hirschkuh, umgeben. Sie war linkisch und unbeholfen, und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen.
    Berylina schluckte schwer, zwang sich, Pater Siritalanu anzusehen. Jene Zeiten waren vorüber, schalt sie sich im Stillen. Sie war über ihre Kindheit hinausgewachsen. Sie war jetzt eine Frau. Sie war nicht mehr das Kind, das vor ihren Vater gestolpert war, das gezwungen worden war, bei seinen Festessen und Versammlungen zu erscheinen.
    Die vertraute Schamesröte stahl sich ihren Hals hinauf, und Berylina wusste, das ihre Haut fleckig würde. Ihre Wangen würden sich unkleidsam verfärben, und ihre Augen würden feucht. Ohne sich der Bewegung bewusst zu sein, umklammerten Berylinas Hände den Stoff ihres Rockes – des Rockes von Ranita Glasmalerin –, und sie öffnete und schloss ihre Fäuste, als wäre sie eine Katze, die einen Schoß knetet.
    Die Geste bewirkte ein gewisses Maß an Trost, eine annähernde Vertrautheit. Sie konnte die tröstliche Stimme ihres Kindermädchens hören, konnte sich an unglückliche öffentliche Auftritte als Kind erinnern. Sie hatte jene Gefechte überlebt. Sie hatte die Verlegenheit und die Scham überdauert. Sie würde hier in Brianta gut zurechtkommen. Alles würde gut. Sie umklammerte den Stoff erneut, die unansehnlichen Knitterfalten kaum bemerkend, die sie verursachte. Alles würde gut. Alles würde

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