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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Fingern ihr Gewand an – Ranitas Gewand. Sie konnte das blutige Bild des Speers auf ihrer Brust erkennen, die gezackten Ausmaße ihres Glaubens. Die Wunde hatte sich jedoch bereits geschlossen, war bereits zu einer hässlichen karmesinroten Narbe geworden.
    Sie hatte ihre Verdammung nur geträumt. Sie hatte nur geträumt, dass sie vor das Tribunal gebracht wurde, dass sie zum Tode verurteilt wurde.
    Aber bald. Bald würde sie aufgefordert, ihren Glauben zu beweisen.
    Die Vorstellung ängstigte sie mehr, als sie bereit war zuzugeben. Wäre nur Siritalanu gekommen, um mit ihr zu beten. Dann wäre sie getrösteter. Dann empfände sie mehr Hoffnung. Aber der Priester war nur ein Mal zum Gefängnis zurückgekommen. Er war noch immer böse auf sie gewesen, weil sie sich von Ranita hatte hypnotisieren lassen. Seine Lippen waren zu einer seltsamen weißen Linie verkniffen gewesen, als müsse er eine Seilbrücke über einen Abgrund überqueren.
    Armer Siritalanu. Er verstand nicht. Er war ihr vollkommen ergeben – dessen war sie sich sicher. Aber er verstand nicht annähernd, wie die Götter zu ihr sprachen, wie sie sich in ihrem Geist manifestierten. Wenn er es erführe, wenn er ihr letztendlich glauben würde – würden die Briantaner ihn dann noch bei ihr bleiben lassen? Wäre er nicht gezwungen, sie wegen ihrer Seltsamkeit anzuprangern? Wäre er nicht gezwungen, sie zur Hexe zu erklären?
    Der Gedanke beschleunigte Berylinas Herzschlag, und die Haut neben ihrem schielenden Auge begann zu zucken. Sie zwang sich, tief durchzuatmen, den ruhigen Ort in sich zu finden, an dem die Götter zu ihr kamen. Der Ort, den Ranita geöffnet hatte, indem sie sie in die Hypnose geführt hatte.
    Sie war keine Hexe.
    Dessen war sie sich sicher. Die Götter sprachen auf geheimnisvolle Arten zu ihr. Sie brachten Botschaften, die sie kaum verstehen konnte, aber sie nutzte ihre göttlichen Kräfte nicht zum Bösen. Sie richtete sich oder andere nicht zu Grunde.
    Noch während Berylina die beruhigende Litanei im Geiste beendete, hörte sie den Wächter rasselnd den Gang herabkommen. Dies war der Hauptmann der Tageswache, derjenige, der schwer atmete und dessen Körper immer stank. Sie stellte ihn sich vor, wie er am Eingang zu den Gefängniszellen saß, große Stücke Brot abschnitt und sie ganz hinunterschluckte, mit dicken Stücken Käse und Keilen Zwiebel, um sein beständiges Mahl zu vervollständigen.
    Als würde sie von den unreinen Gewohnheiten des Wächters angespornt, richtete sich Berylina höher auf. Sie fuhr sich mit den Fingern durch ihr drahtiges Haar und hoffte, dass sie es eher zähmte, als dass es danach noch stärker abstünde. Sie strich mit den Händen über ihre Röcke, versuchte, die Falten zu glätten. Erst drei Tage waren seit dem Besuch der Glasmalerin vergangen, aber das Gewand schien Berylina besser zu passen als zuvor. Vielleicht hatte sie bei den elenden Gefängnisrationen Gewicht verloren. Oder vielleicht hatte sich der Stoff gedehnt.
    Oder vielleicht hatten die Götter für sie gesorgt. Berylina äußerte ein rasches Wort des Dankes an Jol, den Gott des Stoffes. Vielleicht hatte er das Kleidungsstück geweitet. Er hatte vielleicht in ihrer Einsamkeit ein Auge auf sie. Jol antwortete mit dem erwarteten Klang einer muhenden Kuh. Berylina lächelte. Wie konnte sie für ihre Vertrautheit mit den Göttern verdammt werden? Wie konnte es falsch sein zuzulassen, dass eine Gottheit zu ihr sprach?
    »Aufstehen!«
    Berylina hatte den Wächter beinahe vergessen. Sie musste sich wirklich konzentrieren. Heute sollte wahrscheinlich ihre Prüfung sein, ihre Verhandlung. Wenn sie scheiterte, könnten ihre Albträume wahr werden. Wenn sie scheiterte, könnte sie sterben.
    »Mögen all die Tausend Euch segnen«, sagte sie zu dem Wächter.
    »Und Euch auch«, erwiderte er, vervollständigte automatisch den vertrauten Gruß und verflocht seine Finger zu der angemessenen Geste. Dann schien er sich daran zu erinnern, dass sie eine verdorbene Gefangene war. »Aufstehen!«, wiederholte er.
    Sie erhob sich und atmete gegen die jähe Woge der Benommenheit, die sie überschwemmte, tief durch. Sie fühlte sich schwindelig, als hätte sie ein Fieber. Sie war erst ein Mal ernsthaft krank gewesen, als sie noch ein Kind war. Damals hatte ihr amanthianisches Kindermädchen bei ihr gestanden und kalte Kompressen auf ihre Stirn gelegt. Die Frau hatte alle Arten von Göttern angerufen – Zake, den Gott der Ärzte, und Nome, und andere, an die sich

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