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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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sprach sie, beanspruchte die Aufmerksamkeit aller im Raum. »Seht die Macht, die mir gehört! Ich spreche mit den Göttern! Ich kenne sie! Sie kommen zu mir, um ihr Gutes auf der Erde zu bewirken!«
    Der Raum war totenstill, die unheimliche Ruhe, die Orte erfüllt, wo Mörder und Selbstmörder gezwungen waren zu verrotten. »Ihr verdammt mich für meine Macht, aber Eure Worte zeugen nur von Eifersucht. Ihr wünscht Euch, dass die Götter zu Euch sprechen würden, wie sie zu mir sprechen. Ihr wünscht Euch, dass Ihr die Götter mit eigenen Augen erkennen könntet, mit eigenen Ohren, mit eigener Haut.«
    Die Worte wirkten auf ihren Körper magisch. Während sie ihre Lungen füllte, spürte sie den Stoß des Speers ihres Vaters, erkannte erneut den durchdringenden Schmerz, während er ihr Kindermädchen hinrichtete, ihre erste Führerin in der Art der Tausend Götter. Ihre Haut spaltete sich unter der Wucht. Sie sah eine karmesinrote Blüte auf ihrem Mieder erscheinen.
    Hände vollführten eilig mitleidige, heilige Zeichen. Narren. Sie wusste jetzt, dass die Tausend solche Symbole ignorierten. Sie wusste jetzt, dass die Götter in Menschenherzen gestalteten Gebeten lauschten, in Menschengeistern geflüsterten Worten. Die guten Taten der Andächtigen kümmerten die Götter, von Gläubigen ausgeführte, geweihte Missionen kümmerten sie. Sie würden nicht von abergläubischem Putz bewegt, von albern verdrehten Fingern.
    »Ihr verhandelt hier gegen mich, weil ich ein Kind rettete. Ihr befragt mich, weil ich Mip anrief, weil ich den Gott des Wassers bat, einen Menschen zurückzugeben, der zu jung war, um genommen zu werden. Ihr sagt, dass ich eine Hexe bin!«
    Berylina hörte das entsetzte Keuchen, als beriefe sie die Macht des Bösen herab, indem sie sich selbst beschuldigte. Sie reckte die Arme noch höher, spürte, wie sich ihre neue Wunde weiter öffnete. Sie konnte gemurmelte Gebete hören, hektisches Zureden dieses oder jenes Gottes. Die Namen aller Gottheiten schwärmten über ihren Körper, erfüllten sie mit Dutzenden von Empfindungen.
    Alle Tausend waren nun hier, mit ihren Myriaden unzähliger Empfindungen anwesend. Berylina hob den Blick von der Horde erschreckter Menschen, und sie sah, dass der Raum von Göttern erfüllt war.
    Nome, der in seiner Ecke flötete, erfreut, dass dieser junge Schützling so erwachsen war. Kel, der König Halaravilli vor so vielen Jahren über das Meer zu Berylina gebracht hatte. Feen, der Gott der Ehe, der seinen Zugriff auf sie aufgegeben hatte, als sich das Haus ben-Jair mit der Spinnengilde verbündete.
    Berylina fuhr herum, versammelte sie alle um sich. Sie sah das Entsetzen auf Siritalanus Gesicht und erkannte, dass er die Götter nicht sehen konnte, dass er nicht wusste, was sie sich gewahrte. Der arme Mann musste sie für wahnsinnig halten. Er musste denken, sie sei wahrlich besessen. Sie wollte es ihm erklären. Sie wollte ihn wissen lassen, dass er sich irrte, aber als sie den Mund öffnete, konnte sie nur lachen.
    Die Götter waren so wunderschön! Selbst die Furcht Erregenden, selbst diejenigen, die dunkel und grimmig und traurig wirkten. Berylina reckte sich zur Decke, dehnte ihren Körper bewusst aus, ließ ihn fließen, um alle Macht und Schönheit und Pracht im Raum zu umfassen.
    »Steht still!«, brüllte Torio. »Ich befehle Euch, still zu stehen!« Berylina konnte ihm nicht gehorchen. Sie konnte ihren Körper nicht innehalten lassen. Sie konnte die Energie nicht dämpfen, die in ihren Adern pochte. »Die Frau ist besessen!«, rief Torio. »Wir müssen ihr die Dämonen austreiben! Wir müssen die Hexe befreien!«
    Ein Teil von Berylinas Geist hörte zu. Sie war sich bewusst, dass Torio seine Wachen herbeirief. Sie war sich bewusst, dass zwei der tapfersten Männer ihre Arme ergriffen. Zwei weitere umklammerten ihre sich bewegenden Beine. Torio äußerte weitere Befehle, und weitere Wächter erschienen. Sie packten sie, hielten sie fest, drückten sie wie Felsblöcke nieder.
    Ihr war bewusst, dass sie zu dem Steintisch in der Mitte des Raumes getragen wurde. Ihr Rücken wurde auf den Altar gezwungen. Sie lachte, als ihr Rückgrat auf den Stein auftraf, kicherte wie ein Mädchen, das ihren jungen Geliebten willkommen heißt. Die Soldaten drückten ihre Arme und Beine noch fester hinunter, versuchten, ihr Sichwinden zu stoppen, versuchten, sie zum Aufgeben zu bewegen.
    Torio bellte einen weiteren Befehl, und vier Wachen traten zu dem schweren Eisenblech in der Ecke des

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