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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Worten gemäß leben, die von ihr erzwungen wurden. Wie um ihre Schwüre zu unterstreichen, verkrampfte sich ihr Bauch, forderte Nahrung und Trank.
    Sie führte eine Hand über die Vorderseite ihres Gewandes, berührte kaum die Tasche, in der sie Crestmans Giftflasche verborgen hatte. Sie war noch immer da, hart wie ein Tumor. Sie würde jedoch noch nicht darüber nachdenken. Sie würde nicht über Mareka nachdenken, über Moren, über das, was Hal sagen und tun würde. Sie würde sich zuerst der Glasmalerprüfung stellen.
    »Komm mit mir«, bat sie Tovin. »Geh mit mir durch die Straßen.«
    »Geh, Ranita. Du hast genug Zeit verschwendet.«
    Sie zwang ihre zitternden Finger, ihren Tausendspitzigen Stern zu richten, und dann erinnerte sie sich daran, mit der Handfläche über die Gebetsglocke zu streichen. Sie widerstand dem Drang, die Tür noch fester zuzuschlagen, als Mair es getan hatte.
    Eine alte Frau bewachte die Tore des Gildehauses. Rani grüßte sie mit allem Respekt, den sie aufbringen konnte, obwohl sie bemerkte, dass die Frau die Sonne betrachtete, um die Zeit zu ermessen, und breit lächelte, als sie sich ausrechnete, dass Rani vielleicht zu spät zu ihrer Prüfung käme. Rani eilte durch die Gänge und wünschte, sie wären vertrauter, behaglicher, mehr wie das Gildehaus ihrer Jugend.
    Natürlich ging es nur darum. Das briantanische Gildehaus ähnelte in nichts dem morenianischen Gebäude. Die dunklen Gänge, einst dem Gott des Brotes geweiht, hatten nichts mit den hoch aufragenden Räumen zu tun, die Rani mit Clain verband.
    Kobaltblau flammte hinter Ranis Augen auf, und sie erstarrte in dem Gang. Nein. Sie würde nicht an Berylina denken. Sie würde nicht an die Prinzessin denken, an die besondere Beziehung des toten Mädchens zu all den Göttern.
    Was auch immer zwischen ihr und Berylina geschehen war, welche schweigende Verständigung auch immer durch die Hypnose von der Prinzessin ausgegangen war, musste Einbildung gewesen sein. Rani musste es sich herbeigewünscht haben, musste sich davon überzeugt haben, dass etwas Mächtigeres geschehen war. Sie hatte immerhin ihre erste Hypnose durchgeführt. Sie hatte die Regeln des Mannes gebrochen, den sie liebte. Unter solchen Umständen musste sie sich Dinge einbilden. Sie musste gewiss Geschichten ersinnen, um ihr Handeln zu rechtfertigen, um das Risiko zu rechtfertigen.
    Sie verdrängte ihre Vision des kobaltblauen Lichts, aber nun fühlte sie sich schuldig, verletzlich. »Clain wache über mich«, murmelte sie, als sie die Tür zur Gesellenhalle erreichte. Sie verband das Gebet mit einem heiligen Zeichen.
    Sobald sie über die Schwelle trat, wurde sie zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Selbst die anderen Gesellen, in ihre Arbeit vertieft, schauten von ihren Bänken auf. Die übrigen Glasmaler – Meister und Lehrlinge und Ausbilder – starrten sie an, als hätte sie inmitten eines Gottesdienstes aufgeschrien.
    »Ranita, wir sind dankbar dafür, dass du es erwählt hast, uns mit deiner Anwesenheit zu beehren«, sagte Parion trocken, während er hinter einem Tisch hervortrat, an dem er das Muster eines Gesellen betrachtet hatte. »Vielleicht hast du mich jedoch missverstanden. Die Meisterprüfung begann bei Sonnenaufgang.«
    »Es tut mir leid, Gildemeister. Eine dringende Angelegenheit hat mich davon abgehalten, früher einzutreffen.«
    »Eine dringende Angelegenheit? Etwas Wichtigeres als deine Meisterprüfung?«
    Ein entführtes Kind, wollte sie sagen. Eine tote Prinzessin. Ein Streit mit dem Mann, den ich liebe, der Mann, der mich nicht mehr liebt. Die Absicht einer Gefolgschaft, mich wie das Spielzeug eines Kindes umherzuwirbeln. Sie schluckte schwer. »Es tut mir leid, Meister. Ich habe keine zufriedenstellende Entschuldigung.«
    Es war eine alte Verfahrensweise, eine Methode, die sie seit Jahren nicht mehr angewandt hatte. Sie hatte sie als Kind perfektioniert, als ihr die Aufgabe übertragen wurde, die Waren ihrer Familie in ihrem Marktstand in Moren auszulegen. Sie vergaß gelegentlich, wann sie an der Reihe war, die Silberstücke auszulegen, oder sie entfloh ihren Verpflichtungen absichtlich, nahm ihre Puppe und spielte mit Varna Tinker.
    Und wenn Ranis Mutter sie an ihre Aufgabe rief oder – schlimmer – ihr Vater zu wissen verlangte, was sie sich gedacht hatte, gestand sie. Ehrlich. Ohne Arglist. Gab ihr Versäumnis vollkommen zu und unterwarf sich deren Gnade.
    Der Trick funktionierte auch dieses Mal, wie so oft in ihrer Kindheit. Gewiss

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