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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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errötete selbst jetzt noch verlegen. Er war ein ergebener Mann, ein treuer Ehemann. Er hatte Rani niemals berührt. Er hatte der geheimen Botschaft seiner Träume niemals nachgegeben.
    Und so blieb ihm nur, ein Stück Pergament anzustarren und sich zu fragen, ob seine Ehre ihn einen wertvollen Untertan gekostet hatte. Hatte er Rani in ihr Schweigen in Brianta getrieben? Hatte er sie in ihre alten Ärgernisse zurück gezwungen, sie inmitten des sorgfältig genährten Zorns der Gilde geworfen?
    Passt auf Eure Frau, die Königin, auf.
    Ein hartes Pochen erklang an der Tür des Arbeitsraumes. Hal fluchte und zerknitterte unwillkürlich das Pergament. »Herein!«, rief er, und die Schärfe des einen Wortes schürte seinen Zorn noch. Er warf die verfluchte Botschaft auf den Tisch, ließ sie inmitten der elenden Dokumente fallen, die er an diesem Morgen studiert hatte.
    Denn er war schon, bevor er die geheime Warnung auf seinem Schreibtisch entdeckte, übler Stimmung gewesen, denn die Dokumente erzählten eine bedrückende Geschichte, waren ein hoffnungsloser Bericht. Von deren Inhalt entmutigt, hatte er ausdrücklichen Befehl erteilt, dass er nicht gestört werden sollte. Wer wäre ausreichend töricht, diesen Befehl zu missachten? War es zuviel verlangt, wenn ein König einige einfache Augenblicke der Ungestörtheit forderte? War es wirklich zu schwer, den direkten Befehl zu begreifen, ihn in Ruhe zu lassen?
    Hal wirbelte zu dem Eindringling herum, aber die Tür blieb geschlossen. Ein gedämpftes Flüstern vieler Stimmen erklang. »Herein, sagte ich!« Seine Stimme bebte.
    Verdammte Geheimbotschaft. Verdammte Spinnenseide. Verdammte Dürre.
    Innerhalb von vierzehn Tagen war eine weitere Zahlung an die Gefolgschaft fällig, und ihm fehlten noch immer einhundert Goldbarren. Er hatte seine Adligen so weit mit Steuern belegt, wie er es wagte, mehr als er es sicher tun konnte, ohne offenen Widerstand zu riskieren. Obwohl die Seidenauktion zu Beginn des Sommers seine Schatztruhen hübsch gefüllt hatte, konnte er nicht alle seine Zahlungen allein aus diesem Bestand begleichen. Er hatte auf das Einkommen aus verschiedenen Sommerjahrmärkten gezählt, auf von den verschiedenen Marktplätzen eingenommene Steuern. Er hatte nicht mit der Dürre gerechnet, die sich über den größten Teil Morenias gezogen hatte, über die Ernten, die unter der gnadenlosen Sommerhitze verwelkt waren.
    Selbst jetzt zupfte er am Kragen seines Gewandes, an der leichten Seide, die er am Morgen angelegt hatte, der schwül und dunstig wie alle übrigen Morgen war. Davin konnte einen Damm bauen. Er konnte ein Fluggerät konstruieren. Warum konnte der alte Mann nicht etwas erschaffen, um die Palastgänge während dieses unbarmherzigen Sommers zu kühlen?
    Die Stimmen draußen wurden lauter, aber noch immer öffnete niemand die Tür. »Bei all den Tausend, kommt herein!«
    Der Riegel hob sich leicht. Hal hielt verärgert den Atem an, durchquerte, als die Tür noch immer nicht geöffnet wurde, den Raum und riss die Eiche zurück, als könnte er alle seine Probleme dahinter zerquetschen.
    »Euer Majestät! Ich muss…«
    »Sire, ich sagte Mylady Mair, sie solle warten…«
    »Mylord, sie haben uns gesagt, wir müssten warten, um Euch zu sehen…«
    Mair. Farso. Rani. Und hinter ihnen, hoch aufragend wie ein Schatten, Tovin Gaukler.
    Also waren die Reisenden zurückgekehrt, direkt aus den Ställen kommend, wenn der ihnen anhaftende Gestank ein Hinweis war. Was sollte er tun? Wie sollte er handeln? Und warum starrte Rani ihn an?
    »Ruhe!«, brüllte Hal, und die Neuankömmlinge hielten mitten im Wort inne. »Mylady Mair. Rani Händlerin. Tovin Gaukler. Willkommen daheim in Morenia.« Er sprach seine Begrüßung mit frostiger Präzision aus, machte sich nicht die Mühe vorzugeben, ihm gefiele die Störung.
    Als sie seine mürrischen Worte schließlich richtig deuteten, reagierten sie verhalten, die beiden Frauen in zweckdienliche Hofknickse versinkend. Tovin verbeugte sich von der Taille aus mit katzenhafter Anmut, während Farso tiefere Ergebenheit zeigte. Hal verengte die Augen, entschlossen, seinen Standpunkt klarzumachen. Damit er Rani nicht erneut ansehen musste, verlagerte er sein Gewicht vom rechten Fuß auf den linken, blockte ihren Blick auf die zerknitterte Warnung auf seinem Schreibtisch mit seinem Körper ab.
    »Farso«, sagte er und wandte sich um, um seinen treuen Mann zu schelten, »diesen Reisenden wäre doch gewiss besser gedient, wenn sie sich

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