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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Geschmack des Pfirsichs, die aufblitzenden Lichter, das Klingen waren überwältigend. Die Prinzessin hielt auch selbst den Atem an, von dem Besuch so vieler heiliger Wesen kurzzeitig überwältigt.
    Und dann öffnete sie die Augen.
    Die Götter waren fort. Sie hatten die Geister der Prinzen aufgenommen, die Zerstörung der physischen Hüllen begonnen, die zurückblieben.
    Das Kathedralengelände fühlte sich leer an, obwohl Hunderte von Männern und Frauen den Scheiterhaufen betrachteten. Berylina hörte die Königin weiterhin den Gott des Windes anrufen, und sie wunderte sich, dass die Frau nicht erkannte, dass Nim gegangen war. Sie erwog, die Hand auszustrecken, um Königin Mareka übers Haar zu streichen, um ihr zu sagen, dass es vorbei sei, dass der schwere Teil vorüber war, aber es gab keinen Grund, ihr einen Trost und eine Stütze zu nehmen.
    Stattdessen wartete Berylina geduldig, wohl wissend, dass die Leichentücher schwarz werden und sich kräuseln würden, zu Asche zerfallen würden. Dann würde Berylina mit dem König und der Königin in den Palast zurückkehren. Sie würde sich in die Ecke ihres kleinen Raumes knien. Pater Siritalanu würde zu ihr kommen, und sie würde mit ihm teilen, was sie gesehen hatte, was sie gespürt hatte, wie sie Nim vollkommen kennengelernt hatte.
    Und sie würde sich auf ihre Reise nach Brianta vorbereiten, ins Heimatland Jairs. Sie würde sich für ihre Pilgerreise bereit machen. Sie würde sich dem Hypnotisieren unterziehen und ihr Herz all den Tausend Göttern öffnen.

 
    4
     
     
     
    Rani trat aus den Schatten in den Hof und blinzelte, während sich ihre Augen an den strahlenden Sommersonnenschein gewöhnten. Sie war überrascht, die Hitze von den Steinplatten abstrahlen zu spüren.
    Ein Schauder hatte ihr Rückgrat erstarren lassen, als sie die dringende Nachricht las, die ein Edelknabe in ihren Turmraum gebracht hatte. Sie hielt das Pergament noch immer in der Hand, rollte den Streifen zwischen den Fingern. Es überraschte sie, dass die Worte sie so sehr aufregten – sie hatte immerhin über zehn Jahre mit dem Versuch verbracht, sich einzureden, dass die Glasmalergilde unwichtig sei, dass sie sie nicht kümmerte.
    Wo war Tovin? Was würde er sagen, wenn sie ihm die Nachricht zeigte? Sie sah sich auf dem Hof um, fand den Glasmaler aber nicht unter den arbeitenden Gauklern.
    Die Truppe nutzte das warme Wetter. Sie hatten ihre fließenden Umhänge abgelegt und beschränkten sich auf ihre bevorzugten engen Wamse und Überhosen. In dieser einfachen Kleidung konnten sie sich freier bewegen, konnten stürzen und fallen, ohne zu befürchten, an herabbaumelnden Ärmeln und Schößen hängen zu bleiben.
    Ranis erste Reaktion war Überraschung, als sie die Gaukler in ihrer Übungskleidung sah. Hals Erlass war immerhin eindeutig gewesen – es sollte ein Jahr lang keine öffentlichen Aufführungen irgendeiner Art geben. Ein ganzes Jahr, um die Tode der Prinzen zu würdigen.
    Rani hatte sich bemüht, vernünftig mit ihm zu reden, hatte ihm zu erklären versucht, dass ein ganzes Jahr zu lang sei, dass es die Menschen zu viel kosten würde. Er hatte kaum die Energie verschwendet, sich über sie zu empören. Stattdessen hatte er geseufzt und sie gefragt, ob ihre Gaukler einen Gewinn so dringend brauchten, dass sie das Risiko bereitwillig einginge, all die Tausend Götter zu verletzen. Rani war mit einer hastig hervorgebrachten Entschuldigung gegangen.
    Daher war, welche Nummern die Gaukler auch einübten, wenig wahrscheinlich, dass andere sie während der nächsten Monate sähen. Dennoch konnten die aktiven Darsteller während der offiziellen Trauerphase wohl kaum nichts tun. Sie mussten sich bewegen. Sie mussten arbeiten. Sie mussten die Zerstreuungen entwickeln, die schließlich ganz Morenia heilen helfen würden.
    Während Rani zusah, kletterten vier Gaukler auf einen Eisenwürfel. Das Gebilde war aus schmalen Metallstäben gefertigt. Es gab reichlich Fuß- und Handhalterungen. Die Darsteller wählten jeder eine Ecke des Gerätes und platzierten ihre Körper in unwahrscheinlichen Winkeln. Eine Gauklerin, die am Boden stand, begann, einen gleichmäßigen Takt zu zählen und mit den Händen zu klatschen, um einen Rhythmus vorzugeben. Nachdem sie bis acht gezählt hatte, begannen die Gaukler auf dem Würfel mit ihrer Vorführung, sprangen von einer Stange zur anderen.
    Die Darsteller flogen aneinander vorbei. Manchmal flogen sie nur wie Vögel. Andere Male klatschten sie

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