Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
Tunnelsystem unter den neuen Läden im Händlerviertel existieren?
    Schließlich blieb der Führer stehen. Die Laterne wurde vollkommen abgeschirmt, und Rani blinzelte in der Dunkelheit. Sie hörte ein Paneel aufgleiten, Holz an Holz, und dann eine sanfte Stimme flüstern: »Das Herz des Spatzes wird von Falken zwischen den Wolken herausgepickt.« Wieder Spatz, Herz und Wolken, aber in einer düstereren Kombination, als Rani erwartet hatte.
    Sie schluckte schwer und hörte eine Tür sich vor ihr öffnen. Der mit einer Kapuze versehene Führer trat beiseite und drängte Rani mit einer Hand, die ihren Unterarm unbeirrbar festhielt, vorwärts. Bevor sie sich umdrehen konnte, bevor sie ein Wort des Dankes äußern konnte, schloss sich die Tür, passte sich in den Rahmen ein wie eine Axt in einen Hackklotz.
    »Ranita Glasmalerin.«
    Rani erkannte die Stimme, bevor sie sich umwandte, erkannte den Sprecher, bevor seine Laterne geöffnet wurde. »Heiliger Vater Dartulamino.« Sie trat einen Schritt vor, sank aber nicht auf die Knie. Es bestand keine Notwendigkeit, den Heiligen Vater hier zu ehren, keine Notwendigkeit, den Ring zu küssen, in den eintausend Facetten eingeschliffen waren. Nicht wenn Dartulamino sie in Gefolgschaftsangelegenheiten rief.
    Innerhalb der Gefolgschaft waren sie gleichgestellt – zumindest namentlich. Dartulamino stand dem Kern der Organisation näher, als Rani jemals zu gelangen hoffte. Er wusste mehr über deren heimliche Pläne. Rani hob das Kinn an und sagte: »Ich hatte eine Versammlung der Gefolgschaft erwartet.«
    »Es ist nicht nötig, alle unsere Brüder zu berufen. Ich wollte die Gelegenheit haben, mit dir allein zu sprechen.« Rani fühlte sich durch diese Ankündigung kaum getröstet. Der Heilige Vater fuhr fort: »Du erhebst also Anspruch auf den Namen Ranita Pilgerin. Du planst, den Tausendspitzigen Stern anzulegen und deine heilige Reise nach Brianta durchzuführen.«
    »Nein, Vater.«
    »Nein?« Seine Überraschung wurde zu einem Stirnrunzeln. »Man sagte uns, du würdest mit Berylina Donnerspeer westwärts reisen.«
    »Ich reise mit der Prinzessin, aber nicht als Pilgerin.« Die Augen des Heiligen Vaters verengten sich, und Rani richtete sich höher auf. Sie härtete ihre Stimme und sagte: »Ich besuche die Meister meiner Gilde. Ich werde die Glasmalerprüfung ablegen und mein Meisterstück gestalten.«
    »Verstehe.« Dartulamino sah sie einen langen Moment an, und sie fragte sich, welche Gedanken hinter seinen umschatteten Augen vorbeizogen. Inwieweit glich er seine Berechnungen nun an? Wie verwendete er die Tatsachen, die sie ihm geliefert hatte?
    Sie sollte ihn besser zwingen, seinen Plan offenzulegen, und bereitete sich auf eine direkte Frage vor. »Welches Interesse hat die Gefolgschaft an meiner Reise, Vater?«
    Er beantwortete ihre Frage nicht. »Der Zeitpunkt nähert sich, an dem du eine Wahl treffen musst.«
    »Eine Wahl?«
    »Du kennst unsere Gemeinschaft seit über zehn Jahren. Wir haben dich aus Shanoranvillis Kerkern geholt, und wir haben dir eine Machtstellung verschafft.«
    »Ihr wart Zeuge meiner Verhandlung«, widersprach sie. »Die Verhandlung, in der König Halaravilli die Wahrheit erfuhr, als er entdeckte, dass ich keinen Anteil am Tode Prinz Tuvashanorans hatte. Die Gefolgschaft hat mich nicht gerettet. König Halaravilli hat es getan, als Hauptinquisitor.«
    »Warum kämpfst du stets gegen uns an, Ranita?«
    Die Frage klang verdächtig sanft, und sie suchte nach einer angemessenen Antwort. Gegen die Gefolgschaft ankämpfen? Das tat sie nicht bewusst. Sie plante nicht, gegen ihre Anführer zu rebellieren, sie aus ihrer Machtposition zu vertreiben. Sie kämpfte nur gegen die Gefolgschaft an, wenn diese gegen Rani vorzugehen schien, wenn sie anscheinend gegen Ranis Interessen und die Interessen derjenigen, die sie liebte, handelte. Sie wählte ihre Worte so sorgfältig, als träufele sie Farbe auf eine Glasscheibe. »Ich kämpfe nicht gegen die Gefolgschaft an, Vater. Ich kämpfe gegen Ungerechtigkeit und Heimlichkeit und Unrecht an.«
    »Dann vertraust du den übrigen Mitgliedern? Du hast nur kein Vertrauen in unsere Vision für Morenia?«
    Rani unterdrückte ein raues Lachen. »Wie kann ich Euch vertrauen, Vater? Wie kann ich an ein Geheimnis glauben, an Pläne, die stets vor mir verborgen werden?«
    Er schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf, als wäre sie ein viel jüngeres Kind. »Aber das bedeutet Glaube, Ranita. Du solltest Glauben nicht erklärt

Weitere Kostenlose Bücher