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Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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eines Adligen nach Liantine brachte?
    Nein, berichtigte Parion sich. Keine Buhle. Er erkannte das Band um Mairs Handgelenk. Sie war in den Augen der Kirche mit dem Adligen verbunden. Die Tausend Götter hatten über ihre Hochzeit gewacht und sie gesegnet.
    Was noch seltsamer war. Ein Unberührbaren-Mädchen, mit einem Adligen verheiratet. Was hatte sich in Moren sonst noch geändert, seit Parion sein Lager abgebrochen hatte? Welche anderen Regeln müsste er lernen, wenn er seine Rache ausführen wollte, wenn er all das wiedergewinnen wollte, was rechtmäßig ihm gehörte?
    Er zwang sich, das Weibsbild höflich zu begrüßen. »Willkommen im Gildehaus der Glasmaler.« Er wollte sie »Lady« nennen, brach aber jäh ab. Warum ihr in diesem Gildehaus Ehre erweisen? Warum jegliche potentielle Macht anerkennen, die sie gegen ihn einsetzen könnte?
    Das Unberührbaren-Mädchen wollte sprechen, schürzte die Lippen zu einer scharfen Erwiderung. Dann sah sie jedoch ihre Begleiterin Erlaubnis heischend an, und die Verräterin schüttelte den Kopf, eine kaum wahrnehmbare, ablehnende Bewegung. So durchsichtig wie das edelste Glas rebellierte das Unberührbaren-Mädchen zunächst gegen die Anweisung, aber die Verräterin verlagerte ihr Gewicht.
    Nichts wurde gesprochen. Keine Worte wurden ausgetauscht. Dennoch wich das Unberührbaren-Weibsbild zurück, versagte sich die Bemerkung, die sie eindeutig hatte machen wollen. Sie neigte ernst den Kopf, als akzeptiere sie die höfliche Begrüßung Parions. Er beharrte nicht auf seinem Standpunkt, indem er noch etwas gesagt hätte. Stattdessen wandte er seine Aufmerksamkeit wieder der Verräterin zu.
    »Du bist also zur im Exil befindlichen Gilde gekommen.«
    »Ich melde mich bei meinem Gildemeister.« Eine seltsame Sehnsucht lag in ihren Worten, und Parion konnte fast glauben, dass sie sich ihm bereitwillig fügen wollte, der Gilde fügen wollte, die sie fast vollständig vernichtet hatte. »Ihr habt mich gerufen, und ich bin diesem Ruf gefolgt.«
    »Mein Ruf beinhaltete nicht, dass du Komplizen mitbringst.«
    Sie schluckte hörbar. Parion vernahm Murmeln unter den übrigen Glasmalern – es freute sie, dass er sie abkanzelte. Nun, bevor er fertig war, würden sie sich noch mehr freuen. Sie wären noch beeindruckter, wenn sie sähen, wie gebrochen eine Verräterin sein konnte.
    Schließlich fand sie eine Antwort. »Eure Bezeichnung Komplize bedeutet, dass meine Gefährten Eurer Gilde Übles wollten. Das tun sie nicht, das versichere ich Euch.«
    Ein Streitpunkt. Sie musste stets streiten. Sie äußerte stets Worte und entschuldigte sich dann. Morada hatte sich schon vor Jahren darüber beklagt. Er brüllte: »Und das kannst du wissen? Du kannst ihre geheimen Gedanken lesen?«
    »Sie haben mir Ergebenheit geschworen, Meister. Ich bin ebenso meiner Gilde geweiht, wie sie der Aufgabe geweiht sind, die Lage der Glasmaler auf der ganzen Welt zu verbessern.«
    Schöne Worte, dachte Parion. Schöne Worte, die zumindest bei dem Gaukler offensichtliche Rebellion bewirkten. Der Gildemeister beobachtete, wie der Puls an der Kehle des anderen Mannes plötzlich heftiger schlug. Er mochte es nicht, wenn jemand anderer seine Treuezugehörigkeiten verkündete. Er mochte es nicht, eine wie auch immer geartete Rolle in den Schlachten zugewiesen zu bekommen, die sich hier anbahnten. Parion unterdrückte ein Lächeln. Ob es ihm gefiel oder nicht, war der Gaukler durch das Weibsbild gebunden, dem er zu dienen behauptete. Gebunden, aber er würde nichts dagegen tun können, ihr bei der letzten Abrechnung zu helfen.
    Bevor der Gildemeister eine passende Erwiderung ersinnen konnte, bemerkte er aus dem Augenwinkel eine flüchtige Bewegung. Dort, in den dunkelsten Schatten neben den Öfen. Einer der Gefolgsleute hatte sich geregt.
    Die mit einer Kapuze versehene Gestalt hatte wahrscheinlich nur ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen verlagert. Immerhin war es in der ehemaligen Küche tatsächlich warm. Die Luft war reglos und schwer vom Duft alten Brotes. Dennoch vermutete Parion, dass der Gefolgsmann hätte unbewegt bleiben können, wenn er – oder sie – es gewollt hätte. Nein, derjenige hatte Parion eine Botschaft zukommen lassen. Ihm wurde befohlen, mit seiner Scharade fortzufahren, die Verräterin wieder an die Gilde zu binden, ihre Anwesenheit lange genug zu garantieren, dass die Gefolgschaft bei ihr zum Zuge käme.
    Also gut. Parion war mehr als bereit, dieses Spiel mitzuspielen.
    »Also«, sagte er

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