Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 04 - Die Prüfung der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
hatte ihr befohlen, auf dieser Reise für die Sicherheit der Prinzessin zu sorgen.
    Sie murrte, während sie sich ihren dunklen Pilgerumhang um die Schultern schlang. Wo war Tovin? Wäre er in der Nähe geblieben, hätte sie jetzt auf ihn zählen können. Sie hätte ihn losschicken können, damit er dieses lächerliche Wirrwarr um Berylina in Ordnung brächte. Er wüsste die Herausforderung wahrscheinlich zu schätzen – eine Chance, mit Soldaten zu sprechen und sie sich wie Narren fühlen zu lassen.
    Sie hatte jedoch mit Tovin gestritten, fast ständig. Er hatte im Gasthaus geschmollt, sich über ihren Schwur der Gilde gegenüber beklagt. Wenn sie ihm auch nur zulächelte, schalt er sie und fragte, ob das Meister Parion wohl gefallen würde. Am Abend zuvor war sie weit nach Einbruch der Dunkelheit von der Gilde zurückgekommen, mit Bauchschmerzen, welche die wässerige Brühe kaum lindern konnte, die ihr Abendessen war. Tovin hatte sich über die Hitze in den Räumen beschwert, selbst so lange nach Sonnenuntergang, und sie hatte ihn angefaucht und ihm gesagt, dass sie alles darum geben würde, ihre Knochen erwärmen zu können, da sie durch die Stunden in den dunklen Werkräumen der Gilde durchgefroren war.
    Tovin hatte sie ebenfalls angefaucht und die Tür zugeschlagen, eine verblüffte Mair und einen schreienden Laranifarso zurücklassend. Rani hatte die unausgesprochene Verpflichtung abgelehnt, ihm ins Wirtshaus hinunter zu folgen, um sich für ihre Worte zu entschuldigen. Warum sollte sie Tovin bitten, wieder nach oben zu kommen? Warum sollte sie dastehen und den Geruch von reinem Ale und herzhaft gegrilltem Fleisch einatmen? Wirklich, warum?
    Und doch wünschte sie, Tovin wäre bei ihr, als sie nun ihre Glasarbeit im Stich ließ. Er wäre in den Menschenmengen auf den Straßen ein Trost. Er gäbe ihr ein Gefühl der Sicherheit, während sie an den Wanderpriestern vorüberging, den bärtigen Männern, die hinter Frauen herriefen, die bei Tageslicht einhergingen, selbst Frauen, die den Tausendspitzigen Stern trugen.
    Aber Tovin war nicht da, und Rani musste Pater Siritalanu helfen, musste Berylina beistehen. Auf dem Weg zum Gefängnis ließ Rani den Priester seine Geschichte wiederholen. Dieses Mal dämpfte sie den Ansturm seiner Worte, veranlasste ihn, Teile der Geschichte zu wiederholen. Rani erkannte, dass Berylina tatsächlich das Leben eines Jungen gerettet hatte, dass sie irgendwie die Tausend angerufen hatte, um ein Kind zu retten. Wenn die Prinzessin solche Macht zu ihrer Verfügung hatte, wie konnte Rani ihr dann möglicherweise helfen?
    Als sie am Gefängnis ankamen, wiederholte sie die Frage im Stillen. Das Gefängnis lag an einer düsteren Seite eines Platzes der Stadt. Staub stieg von der Straße auf, verwirbelte zu boshaften Geistern, die sich in Ranis Umhang festsetzten und ihre Kehle austrockneten. Die dunklen Steinblöcke, welche die Mauern des Gefängnisses bildeten, waren rot gefärbt, als ob sie aus dem Blut der im Inneren befindlichen Gefangenen gestaltet worden wären.
    Rani schüttelte den Kopf. Sie sah das bestimmt zu dramatisch. Das Gefängnis war ein Gefängnis wie jedes andere. Weniger gefährlich als die meisten. Die große Mehrheit der Insassen waren immerhin Pilger, die den Göttern zu viele Münzen dargeboten hatten, um ihre Wirtshausrechnungen noch bezahlen zu können. Oder es waren Gläubige, die sich am Wein und den Worten ihrer speziellen Götter betrunken hatten.
    Dieses war nicht das schlimmste Gefängnis, das Rani je gesehen hatte.
    Dennoch erkannte sie, als sie zu seiner brütenden Silhouette vor dem Nachmittagshimmel aufblickte, dass sie unbesonnen hierhergeeilt war. Tovin wäre zornig, wenn er erführe, dass sie ihn nicht gerufen hatte. Auch wenn sie den Spieler nicht mitgenommen hatte, hätte sie zumindest Mair rufen sollen.
    Aber Mair schlief zusammen mit Laranifarso, erholte sich nach einer durch das Zahnen des Babys schlaflosen Nacht. Und Tovin… Tovin würde ihr nur sagen, dass sie auf diesem staubigen Platz nichts zu suchen hätte. Er würde vielleicht lachen und erklären, dass sich die Probleme der Prinzessin bei Tageslicht lösen würden. Er würde vielleicht anbieten, das Problem für sie zu lösen, den Irrtum selbst zu klären. Er würde Berylinas missliche Lage vielleicht bagatellisieren, genauso wie er über Ranis Probleme gescherzt hatte, genauso wie er gelacht hatte, als sie ihm erzählte, sie habe das Farbenmahlen schließlich beendet und dürfe endlich

Weitere Kostenlose Bücher