Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
Vom Netzwerk:
im Geiste, bevor sie ihn aussprach, versicherte sich, dass die beiden Silben ruhig hervorkämen. »Crestman.« Sie sprach, trotz des Schmerzes, der durch ihren Kiefer schoss.
    »Rani.« Er klang genauso wie sie. Keine Wärme. Keine Anerkennung der Vergangenheit, die sie geteilt hatten. Sein Eis war gefährlich. Ein Mann konnte töten, wenn sein Herz erstarrt war.
    Sie versuchte, ihre Stimme jung klingen zu lassen, wie die des sechzehnjährigen Mädchens, dem er im amanthianischen Wald begegnet war. »Binde mich los.«
    Sein Lachen war ein hartes Bellen. Er hatte einst einen Welpen geliebt. Er hatte das Tier einst getötet.
    Sie wappnete sich für das Argument, das sie anbringen musste. Sie dachte erneut daran, Verbindung mit den Tausend aufzunehmen, Trost in ihrer Kraft zu finden, aber sie murrten um sie herum, vage, unbestimmt. Vielleicht war es der Schlag an ihr Kinn, vielleicht war es der Hunger, der in ihrem Bauch tobte, der Durst, der ihre Zunge anschwellen ließ. Die Götter waren im Moment unerreichbar.
    Sie war allein und schloss den wichtigsten Handel ihres Lebens ab. Sie musste Crestman glauben machen, dass er die Entscheidungen traf, dass er den Handel bestimmte. Er musste glauben, dass er sie zur Aufgabe zwang, dass sie nur höchst widerwillig nachgab. Er durfte niemals erfahren, dass sie beschlossen hatte, ihr Spiel mit der Gefolgschaft zu beenden, dass sie diese letzte Konfrontation orchestrierte.
    »Crestman.« Sie zwang sich zu schlucken und den Schmerz zu verdrängen. »Wohin bringst du mich?«
    Er antwortete zu schnell, als hätte er die Frage schon lange erwartet. Sie erkannte den schuldbewussten Tonfall, auch wenn er in höhnische Überheblichkeit gekleidet war. »Das weißt du nicht? Du, die geehrte Glasmalerin? Du, die Expertin in allen Mustern?«
    Sie versagte sich eine zornige Erwiderung, verlegte sich auf den leichteren Kurs eines einzigen Wortes. »Wohin?«
    »Als du im Kleinen Heer warst, hast du doch zumindest ein klein wenig über Kriegskunst gelernt.«
    Das Kleine Heer bestand nur aus Sklaven, wollte sie sagen. Kinder, die verkauft worden waren. Sie schluckte ihren Ärger hinunter und schaute zu der untergehenden Sonne zu ihrer Linken. Hatte sie einen ganzen Tag verschlafen, auf diesem Pferd durchgerüttelt? Kein Wunder, dass sie so benommen war. Benommen und hungrig und durstig. Sie zwang sich zu sprechen. »Also nach Norden.« Crestman schwieg. »Morenia?«
    Bevor er antworten konnte, erschien ein anderer Reiter neben ihm. Ein breitbrüstiger Fuchshengst warf den Kopf auf, als wollte er gegen das verlangsamte Tempo protestieren. Rani betrachtete den neuen Reiter, und der Schmerz in ihrem Kiefer wurde stärker, während sie sich gleichzeitig ihres Planes erinnerte. »Dartulamino.«
    »Ranita.« Der Priester kniff die Augen zusammen, während er sie ansah. Sie erkannte den Ausdruck eines raubgierigen Menschen. Sie wusste, dass er nur berechnete, wie ihm ihr Tod am nützlichsten sein könnte. Sie hatte dem Mann nie getraut, nicht als er dem alten Heiligen Vater gedient hatte, nicht als er sich zum ersten Mal als Schlüsselfigur in der Gefolgschaft offenbart hatte. Sie hatte ihm nie getraut, aber sie würde ihn nun benutzen. Ihn benutzen, um sich freizukaufen, um ihre Vergangenheit freizukaufen.
    »Was habt Ihr mit mir vor?«, zwang sie sich trotzig zu fragen. »Wohin bringt Ihr mich?«
    »Du wirst es bald genug erfahren. Du hast dich den Machthabern noch nie untergeordnet, Ranita.« Der Heilige Vater lachte. »Du solltest deine Lektion inzwischen gelernt haben. Halte dich an deine Kaste.«
    Halte dich an deine Kaste. Sie hasste diese Worte, hasste die Lektion, die sie als verängstigter Glasmalerlehrling beherrschen gelernt hatte. Der Satz hatte ihr gut gedient, als ihre Welt einfach war, als sie Richtig und Falsch steuern konnte, indem sie sich der Lehren ihrer Händlerjugend erinnerte.
    Jetzt war jedoch nichts mehr so einfach. Nichts war einfach, wenn die Gefolgschaft alle Kasten verkehrte, wenn die Geheimorganisation die Bedeutung des Adels und des Soldatendienstes, des Handels und des Handwerks verdrehte.
    Halte dich an deine Kaste.
    Rani hatte es versucht, und sie hatte Freunde verloren, jene verloren, die sie liebte. Sie sollte eintausendmal verflucht sein, bevor sie sich wieder in den einfachen Gemeinplätzen der Gefolgschaft verlor.
    Im Moment musste sie jedoch an das listenreiche Spiel denken, das sie spielte. Sie musste Dartulamino glauben machen, sie fürchtete die Rückkehr

Weitere Kostenlose Bücher