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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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vor so vielen Jahren nach ihr gesehnt hatte. »Crestman«, sagte sie erneut, und sie stolperte, als sie auf ihn zuging.
    Seine Hand hob sich schneller, als sie es wahrnahm, seine Finger waren zur Faust geballt. Sie erkannte, dass er seine linke Hand benutzte. Sie betrachtete seine rechte Seite und sah, dass sein gesamter Arm verkrümmt war, die Finger zu einer starren Klaue gebogen. Nun rascher, schaute sie zu seinem Bein und erblickte das volle Ausmaß des Schadens, den sie nur einmal zuvor erahnt hatte, in einer düsteren Gasse in Brianta.
    Er war von der Spinnengilde vernichtet worden. Er war durch die giftigen Octolaris zerstört worden. Seine Kraft und seine Macht waren von den bösartigen Tieren aus ihm herausgesaugt worden.
    »Crestman«, sagte sie ein drittes Mal, und sie hörte Tränen hinten in ihrer Kehle.
    »Ich sagte ›Ruhe‹!«, brüllte er, und dann spannten sich seine Finger fester an, seine Faust bewegte sich, sein Arm segelte durch die Luft. Sie hörte den Aufprall, bevor sie ihn spürte. Sie hörte den Schlag auf ihrer Haut, das Knacken ihres zur Seite gleitenden Kiefers. Ihr Kopf ruckte zurück, ihr Nacken streckte sich, und sie wirbelte herum und abwärts, immer weiter abwärts. Der Boden der Hütte war härter, als sie ihn in Erinnerung hatte, hart genug, dass er sich wie Holz anfühlte, als ihr Kopf daraufprallte und es schwarz um sie wurde.
     
     
    Sie träumte. Sie träumte, dass sie wieder in der Glasmalergilde wäre, die steinernen Gänge durchwanderte. In ihren Händen hielt sie die Werkzeuge ihres Gewerbes. Sie trug ein Schneideeisen und ein Stück Bleiband bei sich.
    Sie wollte eine Diamantklinge. Es war wichtig für sie, bereit zu sein, bewaffnet zu sein. Mit dem Schneideeisen könnte sie jemanden auf den Kopf schlagen. Sie könnte sogar jemanden bewusstlos schlagen, wenn sie genug Platz für den Schwung hätte.
    Aber sie musste ihr Leben auf engerem Raum schützen. Sie brauchte ein Diamantmesser, eine scharfe Klinge, eine dünne Klinge.
    Sie floh einen Gang hinab, schaffte kaum die Biegung, die zu der verborgenen Treppe führte. Sie und Larinda hatten sich häufig in dem Treppenhaus verborgen, in den Schatten versteckt, während sie an Brotkrusten kauten und über die unglaublichen Anforderungen der Meister lachten.
    Nun gab es nichts zu lachen. Nun hielt Rani nicht inne. Sie sprang die Stufen hinauf, nahm zwei auf einmal mit Beinen, die länger und kräftiger waren, als es ihre Beine je gewesen waren, als sie noch im Gildehaus lebte.
    Sie kam zu einem schmalen, das Refektorium überschauenden Balkon. Sie konnte den bevölkerten Raum unter sich sehen, die verschmelzende Menschenmenge. Sie erkannte Meister und Gesellen und Lehrlinge.
    Sie konnte nur knapp innehalten, als die Balustrade auf ihre Taille traf. Sie war so bestürzt, dass sich ihre Hände öffneten. Das Schneideeisen fiel klappernd auf den Boden unter ihr, gefolgt von dem dumpferen Aufprall des Bleibands.
    Der Klang zog die Aufmerksamkeit aller Gildeleute in der Halle auf sich. Jedes Gesicht wandte sich den Werkzeugen zu. Aller Augen wandten sich dem Balkon zu, Rani zu.
    Blut pochte in ihren Ohren. Ihre Lungen brannten in ihrer Brust, schmerzten von der panischen Flucht. Ihre Haut stank vor Schweiß, scharf von beißendem Entsetzen.
    Sie versuchte, vom Balkon fortzutreten, versuchte zu fliehen, aber sie war wie angewurzelt, wurde von den gehetzten Gesichtern unter ihr vorwärts gezogen.
    Und dann hoben alle Glasmaler, wie ein Mann, die Hände. Alle Glasmaler deuteten auf den Balkon, auf Rani, auf die Verräterin, welche die Gilde vernichtet hatte.
    Rani würgte entsetzt, als sie jene Hände sah, als sie die blutigen Stümpfe ausmachte, an denen einst geschickte Daumen befestigt waren. Blut tropfte aus allen Glasmalern – üppige, karmesinrote Ströme, die zu Boden flossen, die die Fliesen bedeckten.
    Der Raum begann sich mit Blut zu füllen, und die Glasmalergewänder wurden fleckig. Rani rief ihnen zu, sie sollten die Hände senken, um die Blutungen zu stoppen.
    Aber niemand regte sich. Niemand sprach. Sie sahen sie nur in schweigender Verdammnis an, beobachteten, wie ihr Leben aus ihren Händen entwich, wieder und wieder.
    Der kleinste der Lehrlinge ertrank in dem Blut, und es floss noch immer. Die Gesellen und Meister stießen gurgelnd stumme Flüche aus, während sie starben. Die Flut stieg, höher und höher, und Ranis Zehen wurden fleckig. Ihre Füße wurden getränkt. Ihre Beine, ihre Knie, ihre Taille, ihre

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