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Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin

Titel: Die Gilden von Morenia 05 - Die Meisterschaft der Glasmalerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mindy L. Klasky
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Schuld? Jedenfalls etwas Flüchtiges und Verstohlenes.
    »Ich bin gekommen, um von Euch zu lernen«, sagte Rani, als wäre es das Natürlichste von der Welt, von Kräuterhexen Unterweisung zu fordern. »Ich bin hier, damit Ihr mir all Euer Kräuterwissen beibringen könnt.«
    Zunächst dachte Rani, die alte Frau würde laut herauslachen. Die Überraschung der Hexe wurde jedoch rasch von einer verschlossenen Miene verdrängt, einer grimmigen Anspannung um ihre Lippen. Ihre Finger verkrampften sich um den Rand der Tür, und sie warf einen verstohlenen Blick in Richtung der Wälder.
    Nach wem hielt sie Ausschau? Beobachtete die Gefolgschaft sie sogar jetzt?
    Bevor Rani ihren vorschnellen Plan neu überdenken konnte, schien sich Kella an etwas zu erinnern, oder zumindest schien sie zu einer Entscheidung zu gelangen. Sie trat einen Schritt zurück und wandte den Kopf zu einer Seite, so dass sie wie eine Krähe wirkte, die einen glänzenden Schatz betrachtet. »Und warum sollte ich Euch lehren?«
    »Weil ich Euch bezahlen werde.« Rani klimperte mit der Geldbörse an ihrer Taille.
    Rani befürchtete, dass Kella sich weigern würde. Wachsamkeit zuckte über das Gesicht der Hexe, als wäre sie ein Kaninchen, das im Wind Gefahr riecht. Die Hexe durfte nicht zurückweichen. Sie durfte sich nicht in ihre Hütte zurückziehen. Rani musste hineingelangen, musste Kella zum Reden bringen. Rani musste den Handel ihres Lebens aushandeln, etwas über die Gefolgschaft erfahren, über Kellas Kontakte. Die Hexe war die letzte Brücke zu Crestman und den anderen, und Rani würde tun, was auch immer nötig war, um das ersehnte Wissen zu erlangen.
    »Was wollt Ihr mir bezahlen?«, fragte Kella schließlich, und Rani musste fast lächeln. Sie erkannte den Tonfall eines beginnenden Handels, eines Handels, der ein für beide Seiten zufrieden stellendes Ergebnis zeitigen würde.
    »Einen Kupferpenny für jedes Kraut, das Ihr mir erklärt.«
    »Zwanzig. Jedes Kraut ist sein eigener Lohn.«
    »Sieben. Mit einem Silberstück, wenn Ihr mich Techniken zum Trocknen und zum Mahlen sowie Eure übrige Arbeit lehrt.«
    »Fünfzehn für jedes Kraut. Und ein Silberstück für jede Fertigkeit extra.«
    Rani schüttelte den Kopf. »Glaubt Ihr, ich sei die Königin ganz Morenias?« Sie sah die Kräuterhexe an, während sie ihren Protest vorbrachte, sah das schwache Lächeln, das die Lippen der Frau wölbte. Nein. Kella hatte die Identität von Morenias Königin erfahren. Kella wusste von Marekas Macht, von ihrem Prestige. Das Wissen stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Königin oder nicht, ich muss für meinen Lebensunterhalt sorgen.« Kella zuckte die Achseln. »Ich bin eine alte Frau, und ganz allein. Der Winter kommt bald, und ich muss mir gegen die Kälte eine neue Decke kaufen.«
    »Also zehn Kupferpennys für jedes Kraut. Und drei Silberstücke für alle Fähigkeiten zusammen.«
    Kella studierte Ranis Gesicht und ließ ihren Blick dann zu der Lederbörse an der Taille der Glasmalerin zucken. »Die Silberstücke werden jetzt bezahlt.«
    »Die Silberstücke werden jetzt bezahlt«, stimmte Rani zu und wandte sich aus Gewohnheit halb ab, während sie in die Börse griff. Sie ließ die Münzen jedoch aneinanderklingen, ohne sich darum zu kümmern, ob sie noch mehr Gier in der Hexe erweckte. Sollte es Kella anspornen, sie zu lehren. Sollte sich die alte Frau ruhig bemühen, Rani in ihrer Hütte festzuhalten, zum Reden, Zuhören und Lernen.
    Die drei Silberstücke glänzten nur einen Herzschlag lang im nachmittäglichen Sonnenlicht, bevor die Kräuterhexe sie einsteckte, sie tief in die Tasche ihrer Schürze senkte. »Dann kommt mit. Ich habe gerade Altonrinde gemahlen. Ihr könnt ebenso gut das lernen.«
    Rani atmete tief ein, bevor sie die Hütte betrat. Es war dunkel darinnen. In der Ecke lag ein Strohsack ausgebreitet, um die von der Feuerstelle ausströmende Wärme auszunutzen. Ranis Nase juckte. Kräuterduft lag in der Luft wie schwerer Nebel. »Lavendel?«, fragte sie, riet das Erste, was sie ausmachen konnte.
    »Zehn Kupferpennys.«
    Rani verzog das Gesicht, zählte die Münzen aber ab. Kella nickte bei jeder Münze und betrachtete den Rand der letzten genau, als vermutete sie, Rani habe ein wenig zu ihrem eigenen Vorteil abgeschabt. Als sie die Münzen sicher in ihrer Schürzentasche verstaut hatte, zuckte Kella die Achseln und sagte: »Lavendel. Es riecht gut.«
    Rani wurde augenblicklich zornig. Sie wollte ihre Münzen wieder an sich

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