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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Weg gehen. Dann sind Sie ja gekommen.« Er nickte. »Danke noch mal. Weiter hätte ich ihn nicht in die Flucht schlagen können. Das war knapp gewesen.«
    »Und was wollte er?«, fragte ich.
    Der Professor schaute mich an. »Das können Sie sich ja wohl denken. Er wollte die Totenkrone.«
    Carola Schiller hatte uns informiert. »Die Krone dieser Anette von Leuben?«
    »Ja.«
    »Gibt es die denn noch?«, fragte Harry Stahl.
    »Anscheinend schon.«
    »Und wo?«
    Der Professor lächelte ihn etwas mokant an. »Wie der Name schon sagt, in Leuben. Das liegt von hier aus gesehen kurz vor dem Schloss Pillnitz. Ist praktisch ein Vorort von Dresden. Ich kann mir keinen anderen Ort vorstellen.«
    »Stimmt«, sagte Carola. »Dort sollten wir hinfahren und nachschauen.«
    »Gibt es ein Grab der frommen Frau?«
    »Mag sein, aber gesehen habe ich es noch nicht.«
    »Sie ist dort begraben«, meldete sich der Professor, »das weiß ich. Nur ist sie eben keine Hildegard von Bingen und deshalb auch längst nicht so bekannt. Wenn man will, kann man sie als eine lokale Heldin bezeichnen. Als mehr aber auch nicht.«
    Wir schauten uns an. Keiner sagte etwas, aber es war unseren Gesichtern anzusehen, dass wir das Gleiche dachten.
    Harry sprach es aus. »Dann werden wir uns so schnell wie möglich auf den Weg machen.«
    »Und was ist mit dem Henker?«, fragte Dagmar. »Habt ihr auch an ihn gedacht?«
    Ich nickte ihr zu. »Sicher haben wir das. Oder glaubst du, dass er sich noch hier im Haus aufhält und darauf wartet, uns der Reihe nach köpfen zu können?«
    »Das wohl weniger.«
    »Dann werden wir uns auf die Socken machen.«
    Wie ein Schüler hob der Professor die Hand. »Einen Augenblick noch«, bat er. »Sie werden doch sicherlich nicht ohne mich fahren wollen – oder?«
    Carola Schiller legte ihm beide Hände auf die Schultern. »Nein, Harald, das werden wir nicht. Aber ich sage dir gleich, dass du nicht immer so ein Glück haben wirst wie heute, und ich könnte mir auch vorstellen, dass uns der Henker verfolgt. Er wird uns die Arbeit machen lassen, um anschließend die Früchte zu ernten.«
    »Das möchte ich sehen«, sagte Harry Stahl.
    »Warte ab«, flüsterte Dagmar. »Bei dem Professor war es reines Glück, aber vergiss nicht den Kopf auf der Fußmatte.«
    »Keine Sorge...«
    ***
    Wir verließen Dresden in südöstlicher Richtung, erreichten Vororte wie Seidnitz und Laubegast und ärgerten uns schon etwas über die Dunkelheit. Bei Tageslicht wäre die Sicht besser gewesen. Die Straße führte des Öfteren in Sichtweite der Elbe entlang, und von Carola Schiller erfuhren wir, dass auf der anderen Seite des Flusses die sächsische Weinstraße entlangführte.
    Der Sigma fasste uns alle. Die beiden Frauen saßen mit dem Professor im Fond. Den Wagen lenkte Harry Stahl, der auch die Anweisungen entgegennahm, wie er fahren musste. Das GPS-System war ausgeschaltet, denn wir wussten ja nicht genau, was wir suchten. Wir hatten uns abgesprochen, in den Ort hineinzufahren und Fragen zu stellen.
    Grob gesehen waren wir der Meinung, das Grab dieser Anette von Leuben auf dem Friedhof zu finden, doch selbst der Professor wusste nicht, wo das Gelände lag.
    Leuben war ein kleiner Ort, aber nicht verschlafen, denn das Licht der Scheinwerfer vereinigte sich mit dem, was die Laternen abgaben und was aus den Fenstern fiel.
    Die Geschäfte hatten geschlossen, aber die Kneipen und andere Lokale waren offen.
    In der wettermäßig besseren Jahreszeit profitierten die Leubener von den Pillnitz-Besuchern, denn wenn der Ort überfüllt war, dann stürmten sie hier die Gaststätten. Der Februar allerdings war ein ziemlich trauriger Monat, obwohl der Frühling nicht mehr weit war.
    Es gab so etwas wie ein Zentrum. Zumindest hielten wir dort an, wo es am hellsten war. Wir sahen einen Kirchturm, kahle Bäume und die dunklen Hügel der Elbhänge.
    Bei dieser Witterung befanden sich nur wenige Menschen auf den Straßen. Und in den Lokalen bekam man auch einen freien Platz.
    Wen können wir fragen?
    Diese Frage stand unausgesprochen zwischen uns, und da hatte Professor Pflug eine gute Idee.
    »Wie wäre es mit dem Pastor?«
    »Nicht schlecht«, sagte ich. »Kennen Sie ihn?«
    »Nein. Aber das ist kein Beinbruch. Die Kirche ist nah, und ich denke, dass auch der Pastor nicht weit von ihr entfernt wohnt. Er müsste mehr wissen.«
    Carola Schiller rümpfte die Nase. »Was glaubt ihr, wie dieser Mann aus der Wäsche schauen wird, wenn er plötzlich von fünf Leuten

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