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Die gläserne Gruft

Die gläserne Gruft

Titel: Die gläserne Gruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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scharf in seiner Lunge brannte. Die kalte Haut auf seinem Rücken wollte nicht weichen, und die Furcht erwischte ihn wieder wie eine ätzende Säure.
    Wieder schwang die Klinge auf ihn zu.
    Diesmal erwischte sie den Schreibtisch. Sie hämmerte unten gegen den Rand. Das Möbelstück wurde kurz in die Höhe gewuchtet, kippte Harald entgegen, fiel aber wieder zurück in seine alte Lage und blieb normal stehen.
    Nur die Bücher, die auf dem Schreibtisch lagen, waren gerutscht und fielen auf seine Beine.
    Einige glitten zu Boden. Andere blieben liegen, und der Professor hielt sie krampfhaft fest, als wären sie sein Rettungsanker. Er sah den Henker jetzt dicht vor sich. Beide wurden praktisch nur durch den Schreibtisch getrennt.
    Der Henker hob seine Waffe jetzt zum Schlag an. Er hatte sie etwas kürzer fassen müssen, sonst wäre sie noch über die Decke geschrammt.
    »Wo ist die Krone?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Wo????«, schrillte es wieder, und es hörte sich an, als würden zahlreiche Lampen zerbrechen.
    »Keine Ahnung!«
    Der Henker schlug zu. Das verdammte Beil fiel nicht mal sehr schnell nach unten, sondern relativ langsam, und es schien den Mann nur verletzen zu wollen.
    Genau das merkte auch der Professor. Einen Moment später wunderte er sich über sich selbst. Er wusste auch nicht, ob seine Gegenwehr durch Gedanken gelenkt wurden, aber er griff mit beiden Händen nach seinen Büchern und schleuderte sie dem Henker entgegen.
    Sie waren schneller als die Mordwaffe, und sie trafen die Gestalt auch. Außerdem besaßen sie ihr Gewicht, und damit hatte selbst der Henker zu kämpfen.
    Vier Bücher waren auf den Schoß des Professors gefallen, und genau diese vier schleuderte er der lebendigen Gestalt aus der Vergangenheit entgegen.
    Der Henker hatte einen Arm zur Abwehr hochgerissen. An seine Waffe dachte er nicht mehr, denn sie war ebenfalls nur dazu da, die Bücher abzufangen.
    Und Harald Pflug machte weiter. Er war von einer rasenden Wut erfasst. Er sprang sogar auf. Keiner hinderte ihn daran. Und so packte er den Rest der Bücher, die auf der Erde lagen und schleuderte sie gegen den Henker.
    Der war zurückgewichen und hatte im wahrsten Sinne des Wortes unter der schweren Literatur zu leiden.
    Er stand bereits an der Tür, als der Professor das letzte Buch schleuderte. Es war nicht die Bibel, aber ebenso dick und ebenso schwer.
    Das Buch traf den Henker am Kopf. Auch mit seiner Waffe hatte er es nicht abwehren können. Wie eine schräge Gestalt, die wollte und nicht konnte, malte er sich auf der Schwelle ab und schrie in das Büro hinein.
    Nein, nicht er.
    Da waren andere Stimmen. Unterschiedliche auch. Der Professor hörte die Rufe eines Mannes und einer Frau, die auch der Henker vernommen haben musste.
    Er drehte sich um den Türpfosten herum und tauchte ein in den Flur. Er hinterließ Geräusche, und die konnten Harald Pflug nur gefallen.
    Der Henker floh!
    Dafür rannte Harald auf die Tür zu. Er war so in Form, dass er sogar ausrutschte und an die gegenüberliegende Wand prallte. Ihm kam in den Sinn, dass er wehrlos war, aber diesen Zustand nutzte der Henker nicht aus.
    Er war verschwunden!
    Harald rappelte sich wieder hoch. Als er die Stimme seiner Freundin Carola Schiller hörte, da wusste er, dass er zumindest für den Moment gerettet war. Zum ersten Mal konnte er wieder lächeln...
    ***
    Wer Professor Harald Pflug nun gerettet hatte, ob er sich selbst oder wir es gewesen waren, das stand nicht hundertprozentig fest. Es war letztendlich auch nicht wichtig, denn es zählte allein, dass er noch am Leben war und nicht als kopfloser Torso vor uns lag.
    Wir alle hatten uns in seinem Büro versammelt, in dem es dementsprechend eng geworden war. Der Professor saß auf seinem Stuhl. Er hatte dort einen Ehrenplatz bekommen und trank einen fast dreifachen Cognac, den ihm Carola Schiller eingeschenkt hatte. Aus einer Flasche, die er versteckt hatte.
    Harry und ich hatten noch den Flur abgesucht, aber nichts gefunden. Leicht frustriert waren wir wieder in das Büro zurückgekehrt, wo der Professor das Glas fast leer getrunken hatte.
    Er konnte sogar wieder lächeln, als er uns vorgestellt wurde. »Bei manchen klappt es und bei manchen nicht«, sagte er und schaute dabei auf seine Hände, die zitterten.
    »Und warum hat es bei Ihnen nicht geklappt?«, fragte ich.
    Dass er Humor hatte, bewies seine Antwort. »Ich habe ihn mit schwerer Literatur aus dem Weg geschafft. Fast wie bei den Schülern, die ihr auch aus dem

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